Antonio
Angespannt und völlig durchnässt öffnete ich die Tür zu meinem Heim, schmiss meine Schlüssel genervt auf die Kommode und raufte mir das Haar, als von meiner Frau jede Spur fehlte. Der Wagen stand in der Einfahrt, doch allen Anschein nach hatte sie sich im Zimmer verschanzt, um mir nicht über den Weg laufen zu müssen.
Sie war schlau, das musste ich schon sagen. Nur das würde ihr jetzt auch nicht aus der Patsche helfen.
»Was ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte Enrico und lehnte sich mit verschränkten Armen ans Geländer. Seine Mundwinkel sanken nach einem Blick von mir.
»Wo ist sie?«
»In eurem Zimmer«, antwortete er und schluckte.
Ich ging nach oben und drückte die Klinke herunter. Sie hatte abgeschlossen. »Mach die verdammte Tür auf!«
»Verzieh dich!«, rief sie selbstbewusst, doch ich erkannte das Zittern in ihrer Stimme. Sie wusste wahrscheinlich selbst nicht, was sie tun sollte. Sie wollte stark sein, doch hatte genauso Angst, dass ich ihr etwas antat. Als würde ich sie jemals körperlich verletzen.
»Ophelia, komm schon! Ich bin völlig durchnässt!«
»Vergiss nicht, dass ich eine Waffe bei mir trage, Arschloch!«, zischte sie.
»Du bist mutig«, flüsterte ich zähneknirschend und entfernte meine Hand, um abwartend auf die Tür zu sehen. Minutenlang rührte sich nichts und als ich Schritte hörte, dachte ich, dass sie sich endlich wieder gefangen hatte. »Du bist immer noch da!«
»Das ist auch mein Zimmer!«, rief ich und wischte mir hart übers Gesicht. »Ich brauche frische Kleidung, verflucht!«
»Verzieh dich!«, fauchte sie und nahm den Schlüssel aus der Tür. Ich schüttelte den Kopf und massierte mir die Schläfe.
»Weiß sie nicht, dass wir Zweitschlüssel für die Zimmer haben?«, gab Enrico von sich und sah mich unsicher an. Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht überwindet sie sich ja doch noch die Tür zu öffnen. Ich muss abwarten.«
»Du kannst bei mir duschen. Ich gebe dir Klamotten von mir. Lass die Furie nur in Ruhe«, lachte er und steuerte auf seine Zimmertür zu.
Ich gab nach, nahm die Kleidung entgegen und stieg nur für einen Moment in die Dusche. Ich musste es ihr heimzahlen. Nur wie?
»Sie wird sich schon wieder beruhigen. Warte nur noch ein klein wenig«, gab mir Enrico danach zu verstehen und setzte sich auf sein Bett.
»Du kennst den stolz dieser Frau nicht.« Ich sah zur Tür. »Sie wird niemals freiwillig dort herauskommen, solange sie weiß, dass ich daheim bin. Und diese Sache werde ich für mich nutzen.«
»Wie meinst du das?«
»Ophelia ist nicht der unschuldige Engel, für den ihr sie alle haltet. Und das werde ich ihr auch wieder klarmachen. Sie wird keine Möglichkeit haben zu flüchten.« Mein Schwanz drückte dabei schmerzlich gegen die Hose. Ich knackte den Nacken, schloss die Augen wenige Sekunden. »Sie hat den Schlüssel aus dem Schloss genommen und weiß nicht, dass wir Zweitschlüssel haben. Sie fühlt sich sicher, aber weiß nicht, was sie erwarten wird, sobald sie eingeschlafen wird.«
Ich lachte und löste meine Verspannung, als ich hohe Schuhe im Hintergrund hörte. Enrico sah mich monoton an und räusperte sich. »Ihr solltet euch endlich raffen und euch geeignete Frauen suchen. Das kann nicht für immer so weiter gehen.«
»Ich genieße noch etwas, bevor ich mich in das Unglück stürzte, in dem du steckst. Ophelia ist schrecklich.«
»Pass auf was du sagst.«
»Verzeihung: ich meine schrecklich und unschuldig. Etwas, woran ich leider viel zu schnell mein Interesse verlieren würde.«
So beschissen das auch klang: Ich verstand ihn. Enrico brauchte seine Würze an einer Frau, um es lange genug mit ihr aushalten zu können. Mit einer unerfahrenen und gerade zu schüchternen Frau könnte er nichts anfangen.
Was diese Sache anging, schätzte er meine Frau nur leider falsch ein. Ophelia wirkte unschuldig, schüchtern und zurückhaltend, war aber im Bett eine verfluchte Granate. Er könnte sich glücklich schätzen, wenn er solch eine Frau haben könnte. Nur er vergeudete seine Zeit mit den Dienstmädchen, da er dachte niemals solch eine Frau abzubekommen. Es war dumm von ihm so zu denken. Und das würde ich ihm auch noch klarmachen.
Ich wendete meinen Blick nach hinten und begutachtete das junge Ding, das wohl erst seit kurzem bei uns arbeitete. Mein Vater schaffte sonst nie eine Frau unter 20 an.
»Sie arbeitet nicht als Dienstmädchen hier«, gab Enrico von sich und näherte sich mir. »Sie ist für mich da. Ich habe sie eingestellt.«
»Du willst mir gerade sagen, dass du dir eine Nutte gekauft hast?«
Er zuckte mit seinen Schultern und sah auf die kleine. Sie zitterte leicht, als sie zu mir hochsah. »Posso fare qualcosa per lei, signore?«
»Sie versteht kein Englisch«, schlussfolgerte ich daraus und sah mir an, wie Enrico sie zu sich holte.
»Ein Vorteil meiner Meinung nach.« Nicht ganz. »Erzähl den anderen nur nichts davon. Sie ist für sie ein harmloses Dienstmädchen und das soll auch so bleiben.«
Ihm war offensichtlich nicht bewusst, wie sehr es Alessandro und Romeo liebten zu jagen. Als ich damals meine Affäre mit Celestia begonnen hatte, hatten sie auch ihre Augen auf sie gelegt, da sie mein Interesse hatte. Und das würde mit dieser kleinen hier auch nicht anders sein. Enrico würde nämlich nur ein Problem damit haben, wenn die beiden sie sich schnappen würden. Bei Lorenzo hinderte ihm dieses Zwillings-Gewusel daran, etwas dagegen zu unternehmen. Sie teilten sich ja auch wortwörtlich beinahe alles und jede.
»Könntest du jetzt bitte verschwinden?«, fragte er und gab die Kleine frei, die sich mit dem Rücken zu uns die Schürze auszog.
Ich war dem Tod im Moment so verflucht nah. Ein Glück hatte sich Ophelia im Zimmer eingeschlossen. »Ich brauche Ablenkung.«
»Überschreite deine Grenzen nicht. Sie sieht verängstigt aus.«
Er verdrehte die Augen und schloss die Tür, sobald ich verschwunden war. Ich hörte noch das Reißen von Stoff, begab mich danach zu meiner Tür und versuchte zu hören, ob sie weiterhin im Raum war.
»Ich sehe deinen Schatten, Antonio.« Kleines Biest. »Ich bin sicher nicht so dumm und öffne die Tür, sobald er verschwindet. Schlaf im Wohnzimmer, hier kommst du heute nicht mehr rein.«
Scheiße, sie durchdachte diese Situation verdammt gut. Und ich wusste mir nicht zu helfen. Ich ging, aber wusste, dass sie die Quittung dafür noch bekommen würde.
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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭
Novela JuvenilWas für ein Leben führst du, wenn nichts, was du tust, in deinem eigenen Interesse liegt? Mein Schicksal stand bereits als Embryo im Leibe meiner Mutter fest. Ich würde ihn heiraten. Mein Leben wurde auf diesen Tag aufgebaut, meine Bildung wurde auf...