𝐐𝐮𝐚𝐫𝐚𝐧𝐭𝐚

1.2K 61 1
                                    

Ophelia

Meine Haare waren noch etwas feucht vom gestrigen Bad. Die Sonne fiel unglaublich schön auf mich und auf eine friedvolle Weise ließ ich meine Hand an die Wange meines Mannes gleiten, der sich danach regte und mich auf seine Brust zog. »Sehnst du dich schon nach mir?«

»Wann bist du nach Hause gekommen?«

»Gegen vier«, antwortete er gähnend und streichelte mein Shirt nach oben. Er führte seine Hand an meinen Bauch und legte den Kopf zur Seite. »Was möchtest du wissen?«

»Ist er Tod?«

»Nach langem ist jemand einmal wieder durch meine Hand gestorben«, antwortete er mir mit einem Atemzug. Ich sah auf seine Hände und betrachtete die Schrammen, die unbedingt desinfiziert werden mussten. »Er hat nichts anderes verdient, cuore mio.«

»Ich weiß.« Er lächelte schwach. »Darf ich wissen, wie du ihn umgebracht hast?«

»Möchtest du dich übergeben?« Er drehte uns, verband seine Lippen mit meinen. Automatisch ließ ich meine Hände in sein Haar gleiten und schlang meine Beine um seine Hüfte. Er begann zu grinsen. »Du möchtest das wirklich wissen?«

»Gäbe es einen besseren Dirty Talk?«

»Du bist unmöglich!«

Er begann auf die zärtlichste Weise überhaupt meinen Hals zu küssen, bewegte sich herunter und stoppte an meinen Bauch. »Tu sei tutto per me«, sagte er, verweilte eine Weile mit küssen auf meinen Bauch, die sich danach meiner Mitte näherten. Ich schnappte nach Atem und war bereitwillig meine Beine zu spreizen, als es an der Tür klopfte und meine Schwiegereltern im nächsten Moment in den Raum eintraten.

Wir mussten endlich umziehen.

Ich atmete durch, streichelte mir das Haar auf eine Schulter und schob Antonio danach von mir, um mich aufzurichten. »Es wäre nett gewesen, wenn ihr gewartet hättet.« Wahrscheinlich hörten sie meine Worte nicht einmal. Ich nuschelte ja auch gerade dazu.

»Was können wir denn für euch beide tun?«

»Wir müssen etwas mit euch beiden besprechen. Deine Brüder sollen es nur noch nicht erfahren, mio figlio.« Salvatore setzte ein Lächeln auf und setzte sich zu uns auf das Bett; bat Vittoria näherzukommen, die sich auf ihrem Schoß niederließ. Ich wünschte mir dasselbe für Antonio und mich in Zukunft. Die Liebe meiner Schwiegereltern war unbeschreiblich groß. Trotz der vergangenen Jahre. »Es kostet uns tatsächlich ein wenig Überwindung, euch das so mitzuteilen, doch...« Mein Schwiegervater wirkte zum ersten Mal überhaupt nervös. »Nach der Geburt eures Babys haben wir beide vor das Land für eine ganze Weile zu verlassen, um zu reisen und die Welt zu erkundigen.« Ich lächelte. »Mehr als 30 Jahre lang haben wir nur darauf geachtete, dass es dir und deinen Brüdern, aber auch unserer gesamten Familie gut geht und wir die finanzielle Versorgung haben, die wir benötigen. Aber jetzt ... jetzt haben wir diese Zeit wirklich verdient.«

»Das freut mich für euch beide.« Ich lehnte mich gegen meinen Mann. »Ihr habt es euch verdient. Wir werden schon ohne euch zurechtkommen.«

»Uns stellt sich nur die Frage, wer das Haus...«

»Lorenzo«, mischte sich mein Mann ein und räusperte sich. »Wir drei wissen, wie wichtig ihm das Haus ist. All seine Erinnerungen stecken dort drin und...« Ich sah verwundert auf, als er Luft holte und mein Schwiegervater nickte. »Er verdient es. Und wird meine Unterstützung haben. Jeder von ihnen. Nur weil wir beide ausziehen, heißt das noch lange nicht, dass diese Idioten aus unserem Leben verschwinden.« Ich lachte auf. »Wir bekommen das ohne euch hin. Ihr habt lange genug eure Ehe für uns geopfert.« Mein Mann schmiegte seinen Arm zart um mich. »Wir bekommen das hin. Ich habe die beste Frau an der Welt dafür an meiner Seite.«

»Schleimer«, murmelte ich und sah auf meine Fingerkuppen, bis die drei alles zu Ende sprachen. Antonio und ich stiegen danach unter die Dusche und machten uns im Schweigen für die Trauung fertig. »Sag mal: Was meinst du damit, dass Lorenzo Erinnerungen mit dem Haus hat?«

»Oh, Lia«, lächelte er und kam zu mir. »Jeder von uns hat diese. Lorenzos Erinnerungen sind nur mit etwas anderem geplagt...« Das Glück in seinen Augen erlöschte. Ein Schimmer der Trauer bildete sich in diesen und weckte eine Unruhe in mir. Ich legte eine meiner Hände auf seine unbedeckte Brust, genoss das sanfte streicheln über meinen Oberarm. »Er war 15 als er seine erste Liebe kennengelernt hatte. Die beiden, Alessia und er, waren unbeschreiblich ineinander verliebt. Sie verbrachten jeden Tag miteinander und bewältigten jedes Hindernis und jede Erfahrung zusammen, wenn du verstehst, was ich meine.« Ich nickte darauf schwach. »Es war der Abend seines Abschlussballs, als die beiden beschlossen, eher zu verschwinden, um alleine zu sein. Zum damaligen Zeitpunkt hatten es ein paar Leute auf mich abgesehen und wussten, dass Lorenzo mir mehr bedeutete als Alessandro zum Beispiel.« Er nahm einen Atemzug. »Diese Männer haben sie vor seinen Augen missbraucht, gefoltert und erschossen. Er durfte nicht wegsehen und kehrt seitdem immer wieder an diesen Ort zurück, in der Hoffnung, dass diese Kerle wieder dort auftauchen. Er ist nach Rache aus.« Er befühlte seine Lunge, hob mein Kinn an und wanderte an den Schlitz meines Kleides, um zu fühlen, dass ich die Waffe bei mir trug. Ich verstand nun auch, wieso er das wollte. »Wenn ich abends länger unterwegs bin, ist das nicht, weil ich noch Arbeit zu erledigen habe. Es ist, um Lorenzo abzulenken, mit ihm zu sprechen oder ihm einfach nur das Gefühl zu geben, dass er nicht alleine ist.« Er umfasste meine Wangen. »Er liebt sie immer noch. Auch, wenn er mittlerweile versucht, den Kontakt zu anderen zu pflegen, wenn auch nur durch Sex. Er wird sie nie aus dem Kopf bekommen. Die erste Liebe vergisst man nie.«

»Triffst das auch auf dich zu?«

Er küsste meine Hände. »Meine erste und einzige Liebe steht in diesem Moment vor mir.« Er zog mich näher. »Worüber denkst du nach?«

»Wenn ich dich verlieren würde, würde ich wahrscheinlich mit dir sterben.« Ich presste meine Wange an seine Brust. »Lass mich niemals alleine, hörst du?«

»Nicht einmal, wenn ich sterbe«, lachte er und küsste meine Stirn zart. »Und wenn doch: der kleine Engel da drin wird dich sicher beschützen.«

»Meinst du?«

»Natürlich. Das werde ich ihm oder ihr schon beibringen.«

Ich legte den Kopf nachdenklich schief, legte meine Hand auf seine und atmete tief. »Hoffen wir, dass alles gut verlaufen wird.«

»Das wird es. Ich verspreche es.«

Wie gefällt es euch? ❤️

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Wie gefällt es euch? ❤️

𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt