𝐐𝐮𝐚𝐫𝐚𝐧𝐭𝐚𝐝𝐮𝐞

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Antonio

Es hatte gerade einmal 15 Minuten gebraucht, bis ein Krankenwagen bei uns war und Ophelias Vermutung bestätigt hatte. Die Wehen hatten mittlerweile bei ihr eingesetzt, wodurch es auch nicht sonderlich verwunderlich war, dass sie in die Klinik gebracht wurde und nun meine Hände beinahe mit ihrem Druck zerbrach. Ich dachte nie, dass sie so stark sein konnte, aber allen Anschein nach entwickelten Schwangere eine Begabung dafür. Die Männer auf dieser Station wirkten nämlich genauso verzweifelt wie ich.

»Dr. Miller meinte, dass wir herumlaufen sollen, bis die Wehen in kurzen Abständen kommen«, erinnerte ich sie und half ihr, sich aufzurichten. »Schaffst du das?«

»Ist doch ein Kinderspiel«, lachte sie und zog den Tropf näher zu sich. Ich schloss den Arm um ihren Rücken, hielt ihr meine andere Hand hin und ging mit ihr einige Schritte. »Ich habe das Gefühl, dass ich sterben werde.«

»Wieso sagst du so etwas?«

»Wahrscheinlich, weil ein Baby durch meine Vagina gepresst wird, die definitiv nicht die Größe dafür hat!« Ich presste die Lippen zusammen. »Kann ich nicht doch noch den Kaiserschnitt nehmen?«

»Ich denke, dass es zu spät dafür sein wird.« Sie drehte sich zu mir und fasste in mein Shirt. »Wenn du bei der Geburt dort hinsiehst, lasse ich mich scheiden! Damit das klar ist.«

»Ich werde nur Augen für dich haben«, versicherte ich ihr und küsste ihre Stirn. Sie seufzte und schmiegte sich an meine Brust. »Du hast Angst, hm?«

»Ich kenne Horrorgeschichten von Geburten und habe das alles nicht ganz bedacht.« Sie sah auf. »Ich liebe dich, weißt du?«

»Das klingt gerade wie ein Abschied.« Ich lachte und umfasste ihr Gesicht. »Ti amo più della mia stessa vita.«

Sie lachte und drehte sich vorsichtig, als auch sie den Aufruhr bemerkte, der uns langsam erreichte. »Ich dachte, wir waren uns einig, dass sie erst nach der Geburt angerufen werden?«

»Dann haben uns wohl unsere Wachleute verraten«, murmelte ich und sah meine zwei Brüder an, die auf uns zustürmten. »Was treibt ihr beide hier?«

»Mum hat uns beide hergeschickt.«

»Damit ihr meiner Frau unter den Rock schauen könnt, oder wie soll ich das verstehen?« Gerade Ophelia sah mich unglaubwürdig an und distanzierte sich, um sich danach in Romeos Arm zu harken. »Gehen wir ein Stück?«

»Nicht zu weit weg«, sagte ich zu ihr und wendete mich an Alessandro, der mir die Tasche überreichte, die mit den nötigsten gefüllt war. »Mum wollte eigentlich herkommen, aber ich dachte, dass ihr beide das nicht gebrauchen könntet. Ich rufe sie aber an, sobald das Baby auf der Welt ist.« Ich nickte schwach und verfolgte Romeo und Ophelia mit meinen Blicken. Sie unterhielten sich flüsternd über etwas. »Gott, du wirst in ein paar Stunden Vater sein. Kaum zu glauben...«

»Ich realisiere das Ganze noch nicht so wirklich. Es kommt mir so vor, als hätten wir erst vor ein paar Tagen erfahren, dass wir Eltern werden und jetzt ist es wirklich so weit. Ich glaube nicht, dass ich das hinbekomme.«

»Du musst ja auch nichts tun, Fratello«, lachte er und steckte seine Hände in seine Hosentaschen. »Habt ihr ein Privatzimmer?«

»Mit einem zweiten Bett. Wieso?«

»Könnte sein, dass ich einschlafe. Die letzten Tage waren etwas hart.«

»Du hast dich durchgeschossen, kann das sein?« Er presste die Lippen zusammen. »Wie heißt die gute denn?«

»Anastasia. Irgendein Typ wollte sie vor meinen Augen bedrängen und seitdem lebt sie in meinem Apartment außerhalb der Stadt.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie raubt mir den Nerv. Schlimmer als Ophelia dir.«

»Gibt es jemand Schlimmeren als Ophelia?«

»Ich höre euch!«, rief sie und krampfte sich fest. »Toni...«

»Bin schon da«, murmelte ich und legte die Tasche ab, um meine Arme um sie zu legen. »Kannst du bitte einer Schwester Bescheid geben? Ich glaube, es ist so weit.«

🃁 🃁 🃁

»Sie haben es gleich geschafft«, sagte die Ärztin leise und forderte meine Frau ein weiteres Mal auf zu pressen. Hilfesuchend sah sie zu mir und stieß Luft aus, bevor sie diese wieder einnahm und Druck ausübte. Das Geschrei eines Babys fühlte den Raum und ließ meine Frau laut aufseufzen. Sie hob sich sanft an und sah mir in die Augen.

»Du hast das toll gemacht«, murmelte ich und küsste ihre Stirn. »Ich liebe dich.«

Sie atmete durch.

»Wollt ihr beide eure Tochter sehen?«, fragte unsere Hebamme und setzte die Kleine auf Ophelias Brust. Ich weitete die Augen und sah unglaubwürdig in die meiner Frau. »Ein Mädchen?«, hinterfragte ich und kniete mich hin. Sie nickte und lachte, während meiner Frau ein Schluchzen herausrutschte und sie ihre Hand sanft auf den Kopf der Kleinen legte.

»Du hattest recht.«

»Das habe ich doch immer.« Sie lachte und küsste den Kopf der Kleinen, die darauf von einer Krankenschwester abgenommen wurde. Ich setzte mich zu Ophelia, küsste ihr Haar und entfernte mich nur kurz, um die Nabelschnur der Kleinen zu durchtrennen.

»Wir bringen sie euch gleich wieder, ja?«

Ich nickte und gesellte mich zurück zu Ophelia, die meine Hand umgriff und vollkommen fertig aussah. »Ich liebe dich.«

»Und ich dich erst.«

Sie schwieg einen Moment lang. »Ich habe mir einen Namen überlegt.«

»Ich dachte, wir—«

»Hör mir doch bitte erst einmal zu. Du wirst die Idee lieben.«

Ich nickte und sah sie mit einem Schmunzeln an.

Ich nickte und sah sie mit einem Schmunzeln an

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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt