𝐓𝐫𝐞𝐧𝐭𝐮𝐧𝐨

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Antonio

Ich sah mir im Stillen an, wie sich meine Frau eine schwarze Jeans und einen weißen kurzen Pullover über ihren Körper zog und sich danach die Haare zu einem hohen Zopf band. Ihr Gesicht zeigte durch das nicht vorhandene Make-up ihre Müdigkeit, die dadurch entstand, dass wir die Nacht über wach gelegen haben und uns über verschiedenes informiert haben, bis wir endlich eine Praxis gefunden hatten, die für uns beide infrage kamen. Ophelia besaß immer wieder die Sorge, dass sie durch diese Schwangerschaft – wenn sie denn wirklich bestand – erneut entführt werden könnte, was zur Folge hatte, dass sie selbst Angst hatte, das Haus zu verlassen. Dabei wusste sie, dass jeder unserer potenziellen Feinde ausgelöscht wurde. Niemand würde ihr schaden. Dafür würde ich schon sorgen.

Ich nahm ihre Handtasche entgegen, steckte mein Handy ein und führte uns herunter – sah einmal in den Speiseraum und seufzte.

»Ihr müsst heute meine Arbeit übernehmen. Ophelia und ich müssen für ein paar Stunden weg.«

»Ist was los?«, erkundigte sich mein Vater nach wochenlangem Schweigen und wirkte besorgt.

»Wir müssen nur etwas untereinander klären. Alles in Ordnung.«

Ich lächelte schmal, nahm mir meinen Autoschlüssel und verließ mit meiner Frau das Haus; stieg in das Auto und fuhr im Schweigen zu der Praxis.

Wir nahmen nach der Anmeldung im Wartebereich Platz und während sie ihren Kopf an meine Schulter lehnte, sah ich auf unsere verschränkten Finger und visierte ihren Ehering.

»Wie fühlst du dich?«

»Ich wusste immer, dass ich dir Kinder schenken muss, aber dass es so schnell passiert.... Wir sind nicht einmal ein Jahr verheiratet.«

»Es tut mir so unglaublich leid.« Sie wirkte verwirrt. »Mir hätte klar sein sollen, dass du noch dein Leben genießen willst, bevor du Mutter wirst. Ich hätte darauf achten müssen, dass so etwas nicht geschieht.«

»Toni, ich habe doch nein gesagt, als du fragtest, ob du verhüten sollst«, wendete sie ein und legte ihre Hand um mein Kinn. »Glaubst du denn wirklich, dass ich mit einem Baby nicht glücklich wäre? Mit unserem ... unserem Baby?« Sie lächelte schwach. »Ich liebe dich und werde dieses Baby wahrscheinlich noch mehr lieben, da es unseretwegen entstanden ist.« Ich lehnte meine Stirn gegen ihre. »Wir bekommen das hin. Und dass ich eventuell Mutter werde, heißt noch lange nicht, dass ich nicht in der Lage dazu bin, mein Leben weiter zu genießen.« Lächelnd küsste sie mich und fasste anschließend mit einer Hand um meine. »Wir bekommen das hin«, wiederholte sie und lachte leise auf. »Oder eher gesagt: Ich bekomme das hin. Du kannst ja schlecht etwas tun.«

»Deine Stimmungen ertragen zu müssen, reicht mir bereits als Aufgabe.«

Kichernd vergrub sie ihr Gesicht in meiner Halsbeuge und reichte mir ihre Handtasche, als wir aufgerufen wurden. Wir wurden in einen Untersuchungssaal geführt und Ophelia wurde gebeten sich freizumachen.

»Sie sind hier, um eine Schwangerschaft abzuklären, wenn ich es richtig gelesen habe?«, erkundigte sich die Ärztin und nahm auf einem Stuhl neben meiner Frau Platz. Diese nickte. »Wissen Sie noch, wann Sie ihre letzte Periode hatten?«

»Ich weiß, dass der letzte Tag am 25. Januar war«, sagte sie und sah zu mir.

»Unter diesen Umständen denke ich nicht, dass wir es mit einem Ultraschallgerät überprüfen können. Ich müsste sie vaginal untersuchen: Wenn Sie sich dann untenrum einmal frei machen könnten.«

Ich nahm die Kleidung entgegen und legte sie auf meinen Beinen ab, um Ophelias Hand zu umfassen.

»Ah ja«, gab die Frau nach einer Weile von sich und sah auf einen Bildschirm. »Ich kann eine Schwangerschaft bestätigen. Etwa in der dritten bis vierten Woche.«

Einen kurzen Moment lang blieb mir die Luft zum Atmen weg. Fuck, wir würden Eltern werden.

»Ich stelle Ihnen einen Mutterpass aus und sorge dafür, dass Sie einen neuen Termin in vier Wochen bekommen. Sie bekommen zusätzlich eine Broschüre mit, was sie ab heute nicht mehr essen dürfen und worauf sie achten sollen.« Sie gab Ophelia frei, die sich lachend die Hand vor den Mund hielt. »Gehen Sie beim Hinausgehen einmal am Empfang vorbei. Wir sehen uns dann wieder in vier Wochen.«

Sie verschwand durch die Tür und ich erkannte erst durch einen Blick, dass Tränen aus den Augen meiner Frau traten.

»Was ist los?« Sie sah mich an. »Du freust dich doch?«

»Natürlich tue ich das.« Sie lachte. »Die Gefühle haben mich nur übernommen. Schuldige.« Sie nahm sich ihre Klamotten und zog sich diese wieder an. »Können wir jetzt endlich frühstücken gehen? Ich habe Hunger.«

»Wie kommt das?«

»Ich habe gestern meinen gesamten Mageninhalt ausgekotzt«, sagte sie patzig und schob ihre Tasche über ihre Schulter. »Komm schon!«

Ich lächelte und folgte ihr im Schweigen.

🃁 🃁 🃁

»Wieso verstehst du denn nicht, dass ich das einfach nicht möchte?«, fragte meine Frau patzig und warf ihre Tasche wütend aufs Bett, als wir nach Stunden wieder zu Hause ankamen.

Ich wischte mir über mein Gesicht und seufzte laut. »Herrgott, sie würden doch ohnehin erfahren, dass du schwanger bist. Was stellst du dich denn so an?«

»Ich habe Angst und du solltest das am besten verstehen! Deine Eltern würden feiern ausrichten, sobald sie davon wüssten und würden einen Dreck darauf geben, ob das mich und das Baby in Gefahr bringt!«

»Meine Mutter hat vier Schwangerschaften hinter sich gebracht und ihr ist niemals etwas zugestoßen! Bei dir wäre das doch nicht anders!«

»Antonio, ich möchte nicht, dass sie erfahren, dass ich schwanger bin! Nicht, bevor das erste Trimester—«

»Du bist schwanger?«, hörte ich eine Stimme hinter mir und spürte die Verzweiflung meiner Frau, als Romeos Blick über uns glitt. Scheiße, ich dachte, dass sie alle nicht Zuhause wären.

»Du erzählst niemanden davon!«, fauchte meine Frau.

»Wovon nichts erzählen?«

Es wirkte wie ein Fluch. Ein verfickter Fluch.

Was machten sie alle hier? Natürlich bestärkte das meine Meinung, aber mir würde dafür die Hölle heiß gemacht werden, verflucht!

»Du musst es ihnen sagen«, wendete ich ein und lächelte kurz.

»Fein. Dann bestehe ich auf ein eigenes Haus.«

»Ophelia, jetzt komm schon—«

»Du willst in die Welt posaunen, dass ich schwanger bin? Dann mach das! Ich werde aber nicht bis zu der Geburt meines Kindes unter diesem Dach leben, damit mir deine Mutter sämtlichen Scheiß aufbürden kann!« Sie lief an mir vorbei und rammte meine Brüder, die ihr Augenblick Platz machten.

»Scheiße, sie wird ja zur Furie.«

Ich nickte und wusste genau, dass ich mich nun wirklich nach Immobilien umschauen mussten.

Gottverflucht!

Ich glaube, er wird noch eine ganze Weile verzweifelt sein 🫣

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Ich glaube, er wird noch eine ganze Weile verzweifelt sein 🫣

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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt