𝐃𝐢𝐞𝐜𝐢

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Antonio

Der Abend war deutlich schneller eingetroffen, als ich dachte, und die Stille im Haus wirkte auf mich unerträglich. Die Lichter im Garten brannten, die Musik spielte leise vor sich hin und all die Leute, die sich heute versammelt hatten, warteten darauf, dass Ophelia und ich hinaustreten würden und die Prozedur vollzogen werden könnte.

Keine Kosten wurden für diesen Tag gescheut. Meine Eltern hatten sich zudem dafür eingesetzt, dass meine Frau und ich nicht lange präsent sein mussten, um uns auf unsere neue Rolle vorbereiten zu können.

Ich musste den beiden definitiv noch dafür danken.

Hierbei überkam mich aber die Frage, ob meine Frau dem ganzen bereits gewachsen war. Und diese war nicht nur ihrem Alter gedient.

Ophelia wirkte auf andere wie eine zarte Blume, die nur in besonderen Situationen ihre Dornen für sie sprechen ließ.

Mein Personal respektierte sie (verständlicherweise, da sie meine Ehefrau ist), doch das Personal der Verbündeten sah das Ganze anders und würde sie wahrscheinlich nur wie meinen Schatten behandeln, der es nicht einmal wert ist, respektiert zu werden.

Etwas an ihrem Charakter musste sich also ändern.

Egal wie.

Voller Nervosität ergriff ich die kleine Hand meiner Frau, mit dem Wissen, dass unsere Diskussion noch lange nicht beendet war und sie mich bis in die Nacht damit quälen würde.

»Was für eine Tradition ist das, wovon alle sprechen?«, fragte sie unruhig und richtete ihr Kleid, welches wirklich fantastisch an ihr aussah.

»Ein Blutschwur«, murmelte ich und sah auf ihre Hand. »Es wird jeweils in eine von unseren Handflächen geschnitten, bevor wir sie verschränken und die vorgesprochenen Worte wiederholen.« Sie schluckte fest. »Damit das Personal auf uns vertrauen kann, ist dieser Blutschwur nötig.«

»Ich wusste ja, dass das alles hier verrückt ist, aber das grenzt hier ja fast an ein Opferfest, womit man damals die Götter besänftigt hat.«

Ich lachte und sah in ihre blauen Augen, die unsicher schimmerten.

»Du hast Angst, kann das sein?«

»Nervosität trifft es wohl eher.« Ich bemerkte, wie ihre linke Hand an meine Wange glitt und schloss aus diesem Grund die Augen. »Du schaffst das. Wir ... wir schaffen das zusammen.«

Ich lächelte schmal, küsste ihre Handfläche und beschritt mit ihr den kleinen Gang, der uns zu der Stelle führte, an der man uns erwartete. Stille kehrte ein und meine Frau verkrampfte sich, als auch sie den Dolch erkannte, der auf einem seidenen roten Kissen vor uns geführt wurde.

»Toni...«

»Hey, sieh mich an.« Sie nahm die Augen von dem Dolch und legte unsicher ihre Hand in meine, als ich ihr zunickte. »Es ist nicht schwer. Du wirst kaum etwas davon spüren.«

Unüberzeugt sah sie auf den Dolch, danach wieder in meine Augen und bemerkte es wohl kaum, wie ein Podium zwischen unsere ineinander liegenden Hände gestellt wurde, auf dem sich eine kleine Glasflasche befand.

Ophelia würde uns sicher hiernach für Psychopathen halten.

»Geben Sie mir Ihre Hand«, bat mich der maskierte Mann neben uns auf Italienisch und setzte den Dolch nach einem Moment an dieser ein. Der zugefügte Schmerz war nicht gerade leicht zu ertragen. Es brannte und wenn ich ehrlich war, konnte ich mir kaum vorstellen, dass meine Gattin das aushalten könnte. Sie fürchtete sich ja bereits in diesem Moment davor.

Ophelia reichte nach einem zögerlichen Moment ihre Hand und kniff die Augen fest zusammen, als der Mann den Dolch ansetzte und eine lange Spur zog. Das Blut schoss innerhalb Sekunden heraus und unsere Hände wurden zusammengeführt, ehe diese gekippt wurden und das Blut in die kleine Flasche tropfte und so die Essenz für den Vertrag aushandelte.

»Um die Sicherheit des Clans zu sichern...«

»...versprechen wir all unsere Kraft einzusetzen...«

»...um die Geheimnisse und Menschen zu schützen...«

»...und uns darum zu kümmern, dass dieser niemals an Schwäche verliert«, wiederholten wir beide die Worte und schwiegen darauf für einen Moment. »Das Überleben des Clans ist eine unserer wichtigsten Pflichten und wir werden alles dafür tun, dass dieser mit unseren Kindern bestehen bleibt.« Ich schluckte fest, mit einem Blick in ihre Augen, sah zu meiner Mutter, die stolz wirkte, doch nur mich dabei ansah.

Vielleicht musste ich ihr Grenzen aufzeigen, um Ophelias und meine Privatsphäre zu schützen.

Ihre Sichtweise der Dinge war anders, aber das heute überschritt definitiv die Grenze zu unserem Privatleben.

Sie sollte nur meine Mutter sein und nicht darüber wachen, wann wir miteinander schlafen und wann ein Kind daraus gezeugt wurde.

»Antonio, ergreife die Feder.«

Ich sah auf das Podest, sah mir den Vertrag an, der eindeutig darauf hinwies, dass unser erstes Kind mein Nachkomme sein würde, bevor ich die Spitze der Feder in das Gläschen mit dem Blut hielt und meinen Vornamen auf die Linie setzte.

Ophelia tat es mir nach und nach einem Nicken, traten wir herunter und nahmen die Glückwünsche entgegen, bevor wir uns zurückzogen und ich mich darum kümmerte, dass die Wunde verbunden wurde.

»Was geschieht eigentlich, wenn wir keine Kinder bekommen sollten?«, fragte sie nach einer Weile und machte sich daran, meinen Schnitt zu säubern.

Wie kam sie auf diese Frage?

»Heute bei dieser seltsamen Untersuchung hat mich die Frau gefragt, ob es schon einmal vorgekommen war, dass jemand aus meiner Familie unfruchtbar war. Und in diesem Vertrag stand, dass nur unser erstgeborenes Kind dein Nachfolger sein kann, also was...«

»Ich weiß es, um ehrlich zu sein, nicht.« Ich sah auf den Stoff des Kleides. »Es ist noch nie vorgekommen. Deshalb...« Ich schnappte nach Luft. »Magst du dich schlafen legen?«

»Würdest du mir vielleicht meine Abschminktücher geben?«

Ich nickte leicht, reichte ihr die Verpackung und zog mich in unserem Ankleidezimmer um und legte ihr ein Nachtkleid auf das Bett.

»Du brauchst nicht auf dem Sofa zu schlafen, Toni. Dieses Bett gibt genügend Platz her.« Sie lächelte mich schwach an, warf die Tücher in den Mülleimer und trennte sich von dem Kleid, um sich das Nachtkleid überzuziehen.

»Leg dich doch bitte zu mir. Alles andere wäre kindisch.«

Sie verschwand für einen kurzen Moment im Badezimmer und schaltete schließlich das Licht des Zimmers aus. Ich hob die Decke an, legte mich neben sie und sah zu ihr über.

»Magst du morgen Abend essen gehen?«

Sie drehte sich zu mir. »Essen gehen?«

»Morgen ist sozusagen der freie Tag von uns. Ich habe nichts zu erledigen außer vielleicht Papierkram und sehe es als Möglichkeit, einander besser kennenzulernen.«

Ehrlich gesagt war mir der Gedanke erst gekommen, nachdem mir Alessandro einmal wieder aufgezeigt hatte, dass sie nicht nur zu Hause bleiben konnte. Sie brauchte Abwechslung. Und ich auch.

»Natürlich nur, wenn das für dich in Ordnung geht.«

»Das klingt für mich fantastisch«, sagte sie, atmete tief durch und drehte mir anschließend den Rücken zu.

Auch ich drehte mich auf die Seite und musste mir eingestehen, dass Ophelia wirklich versuchte, es mir recht zu machen.

Und mehr ertrug, als ich dachte.

Und mehr ertrug, als ich dachte

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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt