Antonio
Die letzte Nacht erwies sich wohl als eine der schönsten, aber zeitgleich auch schrecklichsten seit dem Beginn meiner Ehe. Die Kleine hatte mich kein einziges Mal die Augen schließen lassen, aber hatte auch zum ersten Mal seit langem in meiner Gegenwart gelacht und nach mir gegriffen. Sie hatte mich den Schlaf gekostet, aber zeitgleich auch das Schönste seit langem beschert, was Ophelia hoffentlich auch ein wenig besänftigen würde. Sie hatte die Nacht über durchgeschlafen und war hoffentlich ein klein wenig entspannter, was uns beide anging. Ich hatte das alles einfach viel zu sehr unterschätzt und war mir nicht im Klaren, wie sehr ihr das Ganze zu schaffen machte. Sie hatte nie etwas gesagt und wirkte auch zufrieden, wenn wir zusammen im Bett lagen und einen Film oder Ähnliches anschauten.
Nun musste ich nur tatsächlich mehr auf ihre Bedürfnisse eingehen und ihre Körpersprache verstehen. Die Tatsache, dass sie heute so schnell auf mich eingegangen war, obwohl wir eigentlich noch nicht miteinander schlafen durften, bewies mir, dass sie unglaublich frustriert gewesen sein musste. Etwas anderes erklärte dieses Verhalten von ihr nicht.
Ich ging die wenigen Schritte vom Wohnzimmer in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm die letzte vorhandene Milch hinaus, um diese zu erwärmen. Lessi brabbelte vor sich hin und lachte danach. »Du bringst deine Mum noch zum Verzweifeln, kleines Biest.«
Ich nahm ein Räuspern wahr, drehte mich und ließ Alessandro die Kleine an sich nehmen. Sie betrachtete ihn und griff nach seiner Nase, was ihn schmunzeln ließ. »Die Prinzessin hat gute Laune.«
»Und hat die ganze Nacht nicht geschlafen.« Ich ging der Temperatur nach und schloss die Augen für einen Moment. »Ist die Kleine sehr unruhig, wenn ich nicht da bin?«
»Lorenzo und du seit mitunter die Einzigen, die sie wirklich ruhig halten können. Bei Ophelia funktioniert das zwar auch, aber nach etwa 30 Minuten fängt das Ganze dann wieder von vorne an.« Er schluckte. »Sie gibt sich selbst die Schuld dafür und denkt, dass sie eine schlechte Mutter ist.«
»Wieso hat mir keiner von euch Bescheid gegeben?«
»Du hattest sehr viel um die Ohren. Wir dachten, wir würden das schon hinbekommen. Gestern ist das Fass aber offensichtlich für sie übergelaufen.« Ich nickte schwach. »Du denkst manchmal wirklich nicht nach, Fratello.«
»Ich weiß.« Ich nahm die Flasche aus dem Wasser und schüttelte den Inhalt. »Kaum zu glauben, dass die Kleine irgendwann einmal meine Position übernehmen wird.«
»Wollt ihr keine weiteren Kinder bekommen?«, erkundigte er sich und reichte sie mir, damit ich sie füttern konnte.
»Ein weiteres bestimmt noch. Wieso fragst du?«
»Weil ich dachte, dass euer Sohn, also wenn ihr einen bekommen solltet...-«
»Unser erstgeborenes Kind wird meine Position erben. Und das ist sie.« Er nickte schwach. »Ich weiß, dass viele denken, dass das nur für die Jungs gilt, aber Lessi hat das Anrecht darauf. Und ich werde alles tun, damit sie dieses auch bekommt.« Ich sah lächelnd auf sie hinab. »Schaust du einmal nach, ob Ophelia wach ist?«
Er nickte und verschwand durch die Tür - ließ mich in den Genuss meiner Lieblingsstimme kommen, die danach zu mir eilte und mich zart küsste.
»Habt ihr beide die Nacht gut überstanden?« Ich nickte und sah einen Moment in die Augen der Kleinen. »Sie ist ein Engel in deiner Nähe.«
»Sie möchte dich nur necken. So wie ich.«
Ich sah an ihr herunter und schluckte fest. Sie trug einen Morgenmantel, der aber einen kleinen Teil ihres Spitzen-BHs nicht verbarg. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie bloß in Unterwäsche geschlafen hatte.
»Ich bereite dann einmal Frühstück für uns alle vor. Mögen deine Brüder Pancakes?«
»Sie würden dich anbeten, wenn du welche zubereitest.«
»Dann ist das ja schon einmal fix.« Sie begann, einen Teig zuzubereiten. »Ich dachte, dass ich für heute Mittag Bruschetta vorbereite. Vorausgesetzt, du bleibst hier.«
»Ich verschwinde vielleicht heute Abend für eins, zwei Stunden. Aber erst, nachdem die Kleine eingeschlafen ist.« Sie lächelte stark. »Dann wäre das ja geklärt.«
Minuten verstrichen, bis Alessia einschlief und ich sie in ihr Bettchen legte. Meine Frau zeigte mir darauf, wie ich ihr helfen konnte und bat mich, die anderen herzuholen, sobald sie mit dem letzten Pancake durch war.
Das Frühstück verlief unglaublich gut. Ich spürte, dass sich Ophelia wirklich gut fühlte und auch einen Tag lang genießen konnte, was mir sonst vergönnt war.
»Ich liebe dich«, flüsterte ich ihr zu und küsste ihren Handrücken. Sie lächelte. »Ich liebe dich auch.«
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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭
Teen FictionWas für ein Leben führst du, wenn nichts, was du tust, in deinem eigenen Interesse liegt? Mein Schicksal stand bereits als Embryo im Leibe meiner Mutter fest. Ich würde ihn heiraten. Mein Leben wurde auf diesen Tag aufgebaut, meine Bildung wurde auf...