Ophelia
Die letzte Nacht war höchstwahrscheinlich die schlimmste meines Lebens. Mein Körper fühlte sich wie taub an, mein Kopf hämmerte und in meinem Magen spielten sich die verrücktesten Sachen ab, seitdem ich realisiert hatte, dass sich Antonio vor geraumer Zeit zu mir gelegt hatte, um keinen Verdacht gegenüber seiner Familie zu wecken.
Was mir weiterhin ziemlich kindisch und albern vorkam. Wen interessierte es denn schon, ob wir miteinander schlafen oder nicht?
Woran hing dieses Interesse daran?
War das nicht irgendwie ... altmodisch?
Außerhalb des Zimmers vernahm ich die Schritte von hohen Schuhen und wie jemand tuschelte.
Angespannt fasste ich aus diesem Grund an meinen Bauch und versuchte den Arm meines Mannes von mir zu bekommen.
»Bleib liegen und rück näher«, raunte genau dieser mir zu und ließ seinen Atem über meine Schulter wandern. »Verschieb den Träger deines Nachtkleides. Es muss zerknittert aussehen.«
»Wieso ist das so wichtig?«
»Ich wiederhole mich nicht«, zischte er angespannt und beugte sich über mich. Ich schluckte fest und griff mit einer Hand in sein Shirt. »Es muss so aussehen, als ob wir gerade—«
»Buongiorno a voi due« {Guten Morgen, ihr beiden}, ertönte eine Stimme und ließ uns beide ausatmen. Antonio entfernte sich und verdeckte mit seinem Körper die Sicht auf meinem, sodass ich es gerade noch schaffte, meine Kleidung möglichst unschön zu machen.
»Da quando entri così nella stanza di qualcun altro, mamma?« {Seit wann kommst du auf diese Weise in das Zimmer eines anderen, Mama?}
Ich glaubte, dass dies das erste Mal war, dass ich Antonio Italienisch sprechen hörte. Und das war ums tausendfache attraktiver als sein Englisch. Wobei der Akzent dabei unglaublich sexy war.
»Mi dispiace, ma avete dormito entrambi abbastanza a lungo.« {Es tut mir leid, aber ihr beide habt lange genug geschlafen.}
Sie schielte zu mir und lächelte schmal.
»Dateci qualche minuto. Poi scenderemo a fare colazione con voi« {Gib uns ein paar Minuten Zeit. Dann kommen wir runter und frühstücken mit euch.}, bat Antonio und richtete sich nach einem Blick an mich auf. Ich schielte zu dem Fleck auf dem Bett, ging danach in die Richtung des Badezimmers und sah ihn über meine Schulter hinweg an.
»Vieni con me?« {Kommst du mit mir?}
Etwas Unangenehmeres konnte ich mir in diesem Moment nicht vorstellen. Doch ich musste mitspielen. Unter jeglichem Umstand.
Antonio nickte mir zu und lächelte schmal.
Ich drehte mein Gesicht zurück und pflegte einen langsamen Gang, bis ich die Tür hinter mir schloss und mich an die hinterste Wand lehnte. Mein Kopf ratterte und ich konnte mir gar nicht ausmalen, was für Gedanken in dem Kopf dieser Frau nun herumschwirrten.
Scheiße, was wäre, wenn sie jetzt innerhalb von den nächsten neun Monaten einen Enkel erwartete?
Was machte ich denn dann?
»Gut gespielt.«
Ich schloss die Augen und nickte.
»Wir haben jetzt etwa 20 Minuten. Steig unter die Dusche, ich warte so lange.«
»Kannst du mir vielleicht etwas Kleidung herbringen? Ich möchte mich ungern—«
»Sicher.«
Er verschwand, was mir die Erkenntnis gab, dass es schnell gehen musste. Ich stellte mich unter die Dusche und griff nach einem wahllosen Shampoo, welches ich in meine Haare gab.
DU LIEST GERADE
𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭
Teen FictionWas für ein Leben führst du, wenn nichts, was du tust, in deinem eigenen Interesse liegt? Mein Schicksal stand bereits als Embryo im Leibe meiner Mutter fest. Ich würde ihn heiraten. Mein Leben wurde auf diesen Tag aufgebaut, meine Bildung wurde auf...