Antonio
Die Ruhe, die meinen Körper durch das sanfte Schlummern meiner Ehefrau umgab, fühlte sich unbeschreiblich gut an. Ihr Atem wich immer wieder meiner Brust, ihre Finger hatten sich in mein Shirt vergriffen und ihre Brust bewegte sich sanft gegen meine, bei jedem Atemzug, welchen sie machte.
Ganze zwei Stunden war es her, dass wir uns gemeinsam ins Bett gelegt hatten, doch erst seit einer halben schlief sie so fest und tief, dass ich es überhaupt wagte mich zu bewegen und die Decke über sie zu legen. Ihr Haar war noch leicht feucht und hing ihr ins Gesicht – wickelte sich immer mehr zu locken, die ihr meiner Meinung nach besser standen als das Gestülpe, dass sie sonst trug.
Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, schaltete die Lampen und den Fernseher aus, um danach in mein Büro zu gehen und mich dem wenigen Papierkram zu widmen, der sich die Tage über angesammelt hatte.
Selbst dabei fehlte mir Ophelia und ich musste mir die Frage stellen, ob das, was das war, wirkliche Liebe war.
Ich hatte noch nie geliebt. Ich wusste nicht einmal, wie sich das anfühlte.
Ganz zu schweigen, ob das hier überhaupt liebe war.
Dieses Gefühl war erst so stark entstanden, als Ophelia nicht mehr bei mir war. Als ich die Angst haben musste, ob ich sie jemals wieder zu Gesicht bekommen würde. Ob sie lebte. Oder nicht.
Liebe wirkte komplizierter, als ich dachte.
Und es bereitete mir Angst.
Sie könnte nicht dasselbe empfinden und wenn das der Fall wäre ... Ich wusste, dass das alles zerstören würde.
»Hast du kurz Zeit?«
Ich nickte auf die Frage meines Bruders und legte die Papiere beiseite.
»Der Fahrer hat das heute in einem unserer Autos gefunden. Und ich denke, dass diese Ophelia gehört.« Er überreichte mir die Goldkette. Ich schluckte fest und sah auf den roten Rubin in der Mitte, danach auf die Gravur und atmete tief. »Ist damit alles in Ordnung?«
»Ich habe diese Kette anfertigen lassen und an dem Tag abgeholt, an dem Ophelia entführt worden ist.« Ich schluckte fest. »Danke. Ich, um... ich gib sie Ophelia.«
»Du hast immer noch Angst um sie?« Er setzte sich mir gegenüber. »Oder ist da was anderes?«
»Ich werde ständig Angst um sie haben. Das, was Celestia getan hat, kann jeder immer wieder tun, wenn ich sie nicht stärker beschütze.« In mir entfachte ein seltsames Gefühl. »Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das sein wird, wenn wir jemals ein Kind erwarten sollten. Sie jetzt schon aus den Augen zu lassen ist riskant, also wie wird es wohl sein, wenn sie unser Baby unter dem Herzen trägt?«
Es war seltsam, darüber nachzudenken. Ophelia und ich hatten nie wirklich darüber gesprochen. Uns war beiden nur bewusst, dass es irgendwann so weit sein müsse.
Aber das bliebe ja auch alles uns überlassen.
Nichtsdestotrotz überkam mich die Sorge, was passieren würde. Und das, was ich bedeutete, verhieß einfach nichts Gutes.
»Bei Mum war es doch ebenso riskant und sie hat es dennoch geschafft fünf Kinder auf die Welt zu bringen. Ophelia und du solltet es in dem Moment einfach niemanden erzählen. Nicht einmal uns.« Er räusperte sich. »Fühlt sie sich besser?«
»Die Schmerzmittel lassen sie schlafen. Ich merke aber, dass sie unglaubliche Angst hat.«
»Angst? Wovor?«
»Ich weiß nicht, was ihr da angetan wurde. Sie klammert sich beim Schlafen nur so unfassbar an mich, dass ich wirklich bedenken muss, ob sie nicht—«
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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭
Teen FictionWas für ein Leben führst du, wenn nichts, was du tust, in deinem eigenen Interesse liegt? Mein Schicksal stand bereits als Embryo im Leibe meiner Mutter fest. Ich würde ihn heiraten. Mein Leben wurde auf diesen Tag aufgebaut, meine Bildung wurde auf...