𝐓𝐫𝐞𝐧𝐭𝐨𝐭𝐭𝐨

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Antonio

Die Stille, die das Auto umgab, war unerträglich. Ophelia blickte nicht einmal in meine Richtung, vergoss nicht eine Träne oder rührte sich. Sie saß wie versteinert in ihrem Sitz und versuchte wahrscheinlich zu verstehen, was für ein dummer Gedanken mich dort geleitet hatte. Dabei hatte ich selbst keine Ahnung. Die Rivalität zwischen Roberto und mir bestand bis heute, hatte damals in der Schule seinen Lauf genommen und bezog sich nun auf jedes kleine Detail meines Lebens. Sobald er erfahren hatte, dass ich eine Art Freundin hatte, hatte er am nächsten Tag eine „bessere", im Unterricht stichelte er immer gegen mich und versuchte mir meine Freunde abzuziehen, indem er ihnen Geld anbot oder Ähnliches.

Zugegebenermaßen hatte ich nichts anderes getan. Ich hatte dieselben Dinge getan und würde es auch in Zukunft, aber ich bin nie so weit gegangen, seine Freundin oder Ähnliches als Ware anzusehen, um einen Gewinn zu feiern. Er wusste, wie sehr mir Ophelia etwas bedeutete, was für eine Bindung wir hatten und dass ich sie ohne Umschweife gegen alles und jeden beschützen würde.

Doch genauso wenig konnte ich riskieren, dass im Lande das Gerücht herrschte, dass ich mein Wort nicht hielt. Ich würde nicht zulassen, dass Ophelia mit diesem Hurensohn alleine war. Ich brauchte eine andere Lösung. Selbst wenn mich das alles kosten würde.

Ich parkte das Auto auf dem Gelände des Hauses und sah zu meinen Brüdern, die danach das Fahrzeug verließen. Ophelia schnallte sich ab und seufzte.

»Können wir bitte reden?«

»Ich möchte etwas alleine sein«, gab sie mir zu verstehen und lehnte sich in den Sitz. »Kannst du bitte gehen?«

»Ich wollte das nicht. Glaub mir das.«

»Dir hätte klar sein müssen, dass er etwas fordert, was mit mir zu tun hat. Er hat mich bereits so ekelhaft angesehen... so verlangend.« Sie schloss die Augen. Wahrscheinlich um die Übelkeit zu bekämpfen. »Ich muss das verarbeiten.«

»Ich werde nicht zulassen, dass er dir zu nahe kommt. Mir ist egal, was ich dafür zahlen muss. Bitte, vertrau mir nur.« Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und stieg aus dem Wagen; ging mit einem mühseligen Gedanken ins Haus und beobachtete sie vom Fenster auf.

Meine Brüder standen hinter mir, versuchten offensichtlich einen Ausweg aus dieser Situation zu finden.

»Es herrscht Krieg, wenn du ihm etwas zu leide tust. Wir dürfen uns das nicht leisten. Ophelias Schwangerschaft und...« Ich nickte hin und wieder nur, fasste um das Geländer, als meine Mutter zum Auto trat und ihr Ophelia schluchzend in die Arme fiel.

»Ich übergebe ihm einfach ein paar unserer Gebiete, die kaum Geld einbringen. Das müsste ihn zufriedenstellen.«

Ich drehte mich zu den Vieren. Sie wirkten nicht gerade begeistert von der Idee. Aber etwas musste ich unternehmen. Anderes funktionierte nicht.

»Du hättest nicht mit ihm wetten dürfen«, gab Alessandro von sich und wischte sich über sein Gesicht. »Jeder von uns wusste, dass er Ophelia für sich verlangen würde. Wieso warst du nur so naiv?«

»Ich ... keine Ahnung! Ihn zu sehen, hat etwas in mir ausgelöst!« Ich schluckte und versuchte mich zusammenzureißen, als meine Mutter ins Zimmer kam und auf mich zustürmte. Ich spürte ein Brennen auf meiner Wange und kniff die Augen zusammen. »Was hast du dir dabei gedacht?«

Ich sank den Kopf, nicht fähig darüber, etwas zu sagen. Meine Mutter hatte nie eine Enttäuschung über mich zur Show gestellt. Aber mit dieser Ohrfeige ... oh Scheiße.

»Was hast du dir dabei nur gedacht?«, fauchte sie und sah angewidert an mir hinab. »Deine Frau zu verwetten! Ist es das, was ich dir beigebracht habe?«

Natürlich nicht. Mum hatte mir beigebracht nie etwas zu tun, was meiner Ehefrau schadet. Ich sollte eher mein Leben geben, als ihres in Gefahr zu bringen. Und dadurch, dass Roberto sie verlangte, war ihr Leben in Gefahr. Keine bisherige Frau hatte es mit ihm überlebt. Und das würde Ophelia auch nicht, wenn ich nichts dagegen tun würde.

»Ich wusste nicht, dass er so etwas verlangen würde.« Diese Aussage war billig und gab keine Begründung von sich. Ich hatte Mist gebaut und würde es wieder geradebiegen müssen. »Ich kriege das wieder hin! Bitte, glaub mir!«

»Dein Vater wird sein Gesicht verlieren, wenn alle erfahren, dass du dem nicht nachgehst, was du versprochen hast! Und was, glaubst du erst, wird der Vater von Ophelia tun? Denkst du, er wird zulassen, dass sie weiter ein Teil unserer Familie bleibt, wenn das ganze Land uns verspottet?« Ich wusste es nicht. Ich wusste, es verdammt noch einmal nicht. »Ich kann es nicht verstehen. Ich will es auch gar nicht verstehen. Wenn du das nicht wieder gerade biegst, kannst du sehen, wo du bleibst, damit wir uns verstehen!«

Ich nickte schwach und sah zu Boden. Meine Mutter verschwand, meine Brüder genauso und erst, als ein weiteres Paar hohe Schuhe den Boden zum Beben brachten, hob ich meinen Kopf und entdeckte die blauen Augen meiner Frau, die schmerzvoll schimmerten. Sie sah zu mir, schloss die Tür und lief auf mich zu, um danach ihre Arme um mich zu schlingen. »Ich will das nicht, Toni!«

»Ich werde das nicht zulassen. Er wird nicht in deine Nähe kommen«, versprach ich ihr und hob ihr Kinn an. »Selbst wenn ich alles aufgeben muss. Er wird dich niemals berühren.«

Sie schüttelte den Kopf und entfernte sich. »Was für Werte möchtest du unseren Kindern beibringen, wenn du es nicht einmal schaffst, ein Versprechen zu halten?«

»Ophelia, ich lasse nicht zu, dass er mit dir schläfst!«

»Du hast es doch so weit kommen lassen!«, schrie sie mich an und fasste verzweifelt in ihr Gesicht. »Du – Du hast dich auf eine Wette eingelassen, die niemals gut hätte ausgehen können! Wir alle wussten, wie es endet und dass ich sein Ziel sein werde! Denkst du, dass Lorenzo ansonsten eingeschritten wäre?!« Sie senkte den Kopf. »Du hast nur an deinen Stolz gedacht. Das Baby und ich waren dir völlig egal.«

»Baby, das stimmt nicht!«

»Ich bin müde von diesen Streitereien. Ich möchte ins Bett und hoffen, dass ich morgen nicht mehr aufwache, um nicht zu ihm gehen zu müssen!«

»Ich werde das regeln«, flüsterte ich wieder und seufzte, als sie im Badezimmer verschwand.

Ich brauchte unbedingt einen Rat.

Ich brauchte unbedingt einen Rat

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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt