Ophelia
Die Autofahrt mit Antonio erwies sich als riesige Qual. Da war nicht nur das Desinteresse mir gegenüber, sondern auch die seltsamen Gespräche, die er anstrebte (wie befriedigend es zum Beispiel sei, Menschen zu Foltern), oder wie seine damaligen Beziehungen vor mir aussahen und was für ein Interesse Celestia in ihm weckte oder geweckt hatte, damit er eine Beziehung mit ihr einginge.
Geld.
Macht.
Sex.
Mir erschien es so, als wären diese drei Dinge auch die einzigen, die ihn interessierten und eine Rolle in unserem Eheleben spielen würden. Ich meine: Ich würde ein riesiges Erbe in sein Leben mitbringen; mein Vater besaß ausreichend Macht, die an meinen Gatten übergeben würde und Sex ... nun ja, in etwa neun Monaten würden wir dies wohl oft genug haben, da er unbedingt schnellstmöglich Vater werden wollte.
Als wäre es nicht bereits klischeehaft genug, mit 18 und in den ersten zwei Jahren der Ehe Mutter zu werden.
Nun ja, wie auch immer.
Wir hatten ein kleines Restaurant am Ende der Stadt angestrebt und während Antonio in die Speisekarte sah, sah ich unsicher zu den Männern, die vor der Tür standen und für unsere Sicherheit sorgten.
Als wäre das vonnöten.
»Was möchtest du haben?«, erkundigte sich mein Mann und griff räuspernd nach seinem Glas Wasser.
Ich sah mir die Speisekarte an, sah auf seine Finger und danach hinauf. »Darf ich ein Glas Wein haben?«
»Ausnahmsweise«, nickte er ein und bat mich weiterzusehen.
»Die Lasagne klingt gut...«
»Gut.« Er winkte einen Kellner her, der kommentarlos unsere Bestellung aufnahm und danach wieder verschwand.
»Musst du heute gar nicht mehr arbeiten?«
»Möchtest du mich loswerden, Lia?«
»Um Gottes willen, nein. Ich möchte einfach nicht, dass du deine ... deine Arbeit meinetwegen vernachlässigst.«
»Hat dich das etwa gestern gestört, als du einfach so vom Gelände gefahren bist und dich einem anderen angeboten hat?«
»Hat dich dein Schwur etwa gestern interessiert, als du mich förmlich dazu gezwungen hast, dir einen zu blasen?«
Er verengte die Augen. »Ich darf wohl solche Gefälligkeiten von meiner Frau verlangen.«
»Dann dürfte ich doch auch verlangen, dass du mit mir schläfst.«
»Dürfen schon. Ich werde es nur nicht tun. Du kennst die Gründe.«
»Findest du das fair?«
»Keine Ahnung. Fändest du es fair, wenn ich vor deinen Augen mit einer anderen Frau tanze und ihr meinen Schwanz an den Arsch drücke?«
»Ich kann nichts für das Verhalten dieses Idioten!«
Antonio begann zu schmunzeln, lehnte sich mit verschränkten Armen nach hinten und sah den Kellner an, der uns unser Essen brachte.
»Nun: Lass uns essen.«
Ich sah mir seine bestellte Pasta an, nickte und schnitt mir etwas von dem Stück Lasagne ab.
»Möchtest du eigentlich Flitterwochen haben?«
Ich schluckte. »Flitterwochen?«
»Nicht so wie man sich diese eigentlich vorstellt, aber ja. Ich könnte es zwar spätestens zum neuen Jahr einrichten, aber eben auch nur, wenn du das möchtest.«
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𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭
Teen FictionWas für ein Leben führst du, wenn nichts, was du tust, in deinem eigenen Interesse liegt? Mein Schicksal stand bereits als Embryo im Leibe meiner Mutter fest. Ich würde ihn heiraten. Mein Leben wurde auf diesen Tag aufgebaut, meine Bildung wurde auf...