Kapitel 4
Ella
Ich zog meinen Bikini an und ging hinunter zum Pool. Mir war nach Schwimmen, ich wollte etwas Abstand gewinnen, auf andere Gedanken kommen. Ich zog ein paar Bahnen, dann setzte ich mich an den Beckenrand, meine Füße baumelnd im Wasser. Ich blickte hinauf in den Sternenhimmel. Am Abend hatte es, aufgehört zu schneien, der Himmel war jetzt klar. Auf dem Glasdach lag kein Schnee mehr. Dieser wurde entfernt. Andernfalls könnte das Glas dem Gewicht nicht standhalten und würde brechen. Mit dem Kopf im Nacken beobachtete ich die Sterne. Es war ungemein entspannend hier, das leise Rauschen des Wassers trug zusätzlich zu der beruhigenden Atmosphäre bei. Die Stille wird abrupt gebrochen. Ich höre ein keuchen und das Zeichen eines Schlages. Der Klang erregt in mir ein Gefühl von Furcht, und ich sehe mich um, nur um auf eine Szenerie grenzenloser Leere zu blicken. Obwohl niemand sichtbar ist, spüre ich eine Präsenz. Um Klarheit zu suchen, hebe ich mich aus dem Schwimmbecken und folge dem Geräusch. Das Geräusch wird allmählich intensiver. Die Badezimmertür ist offen, einen Spalt breit, genug, um mir einen Einblick zu gewähren. Ich sehe Braden und eine Frau im Delirium der Intimität. Ihre Schönheit ist hypnotisierend. Er holt aus und schlägt ihr leicht auf den Hintern, aber sie zuckt nicht zusammen, sie scheint es zu genießen. Plötzlich spüre ich eine Welle der Hitze trotz meiner minimalistischen Bekleidung. Er stellt seine Bewegungen ein, und ich beobachte sie wie eine heimliche Zuschauerin. In seiner Hand hält er etwas: es ist ein Messer! Heiliger Gott, was hat er vor? Will er sie ermorden? Er zeichnet mit der Spitze ein Pfad, der ihren Körper erkundet, von ihren Brustwarzen herab ihren Bauch hinunter und dann wieder hinauf bis zum Hals. Mein Herz steht für einen Augenblick still. Das kann er nicht machen. Aber zur Überraschung genießt die Frau es, sie besitzt eine Faszination dafür. In ihren Augen, jedoch, offenbart sich eine verborgene Angst. Jetzt senkt er die Spitze des Messers auf ihren Bauch und hinterlässt eine oberflächliche Wunde. Blut schimmert sichtbar, doch sie windet sich nicht vor Schmerz, sondern vor Lust. Seine Bewegungen nehmen wieder auf, dieses Mal schneller, und er fügt einen weiteren Schnitt hinzu. Sie stößt Töne aus, die einzig und allein von Lust erzählen. Warum fühle ich mich von diesem Anblick angezogen? Ich spüre eine aufkommende Wärme zwischen meinen Beinen. Ich muss hier weg, bevor sie mich bemerken. Ich brauche unbedingt eine Abkühlung. Ich steige wieder ins Wasser und bemerke, dass mir jemand folgt. Wer es ist, bleibt jedoch unbekannt. Doch wer es ist, darüber kann ich nur im Dunkeln tappen. Der Donner der aufspritzenden Welle verstummt und ein Körper taucht auf – es ist Drake. Er schwimmt zielstrebig in meine Richtung. Er bleibt vor mir stehen. Seine Brust und Arme sind mit Tattoos überzogen. Ein Körper, der so aussieht, wirkt gefährlich – er ist muskulös, diese Muskeln oh mein Gott, es ist heiß. Ich bin sicher, dass ich schon sabbern muss. Er hob eine Augenbraue, ein geheimnisvolles Grinsen umspielte seine Lippen. Bei seinem Anblick werden meine Wangen heiß. Es fühlt sich an, als würde mein Herz in Flammen stehen, es pocht wild gegen meine Brust, so laut, dass ich befürchte, es könnte gehört werden. Was willst du?, frage ich ihn, meine Worte ertrinken teilweise in der umgebenden Nacht. Er antwortet nicht mit Worten, sondern bewegt sich vorwärts, korrigiert seinen Stand, stellt sich zwischen meine Beine. Ich starre ihn an, versuche seine Motive in seinen Augen auszumachen, doch die Dunkelheit verbirgt mehr, als sie offenbart. Es ist, als ob ich vor einem geheimnisvollen Rätsel stehe, das ich bisher nicht lösen kann. Ich kenne diesen Mann nicht und er wagt solche Dinge. Plötzlich fühle ich seine Hände auf mir – sie gleiten sanft, fast ehrfurchtsvoll zu meiner Taille. Ein Schock durchzuckt mich, als er mich packt. Doch er hebt mich sanft auf, nicht grob. Er behandelt mich, als sei ich etwas Kostbares, das zarte Behandlung erfordert. Vorsichtig lässt er mich ins Wasser sinken. Meine Füße berühren den Beckenboden. Seine Hände bleiben an meiner Taille, warm und sichernd. Er hält den Blickkontakt, unser Schweigen durchdringt die Umgebung. Ich weiß nicht, was er plant. Doch die Ehrlichkeit in seinem Blick macht mir Hoffnung. Ich vertraue darauf, dass sein Vorhaben gut ist. Die Nacht verliert ihre Strenge, ersetzt durch die sanfte Melodie unseres gemeinsamen Momentes. Angst erfüllt mein Herz mit jedem Atemzug, den ich nehme. Was will er von mir? Was plant er? Sein Blick wandert von meinen Brüsten zu meinen Augen und eine unglaubliche Furcht steigt in mir auf. Drake, du machst mir Angst, zwinge ich mich zu sagen, trotz des Zitterns in meiner Stimme. Seine Hand verweilt auf meiner Taille. Er zieht mich näher zu sich heran. Mit der anderen Hand umarmt er mich. Gegen alle Vernunft umarme ich ihn auch. Es fühlt sich gut an, umarmt zu werden – es ist so lange her, dass es niemand mehr getan hat. Tränen strömen unaufhörlich über meine Wangen. Es ist eine traurige Ironie. Die Person, die mich gerade in den Armen hält, hat heute meine Mutter gegen mich aufgebracht. Du brauchst keine Angst zu haben, versucht er mich zu beruhigen. Doch das Schluchzen lässt nicht nach, die Tränen fließen weiterhin. Er lockert die Umarmung und blickt mir ins Gesicht. Bei dem Anblick meiner Tränen runzelt er die Stirn. Ich schäme mich ein wenig, weil ich diese Umarmung genossen habe. Es fühlt sich alles so falsch an Warum weinst du? Warum ist deine Mutter so wütend auf dich?, fragt er. Bei der Erwähnung meiner Mutter zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich habe gesehen, wie sie dich heute geschlagen hat. Zuerst habe ich mich darüber gefreut , gibt er zu und seine Stimme wird leiser. Aber das war nicht richtig von ihr. Plötzlich überkommt mich der Gedanke: Bereut er es, dass er gelacht hat, als ich die Ohrfeige bekommen habe? Ich weiß es nicht, aber in diesem Moment fühle ich mich ein wenig weniger allein, ein wenig weniger verloren. Ich weine weiter, meine Tränen vermischen sich mit der kalten, unwirtlichen Nachtluft. Doch inmitten all dieser Dunkelheit, gibt es jetzt zumindest einen kleinen Funken Hoffnung. Lass uns ein paar Bahnen schwimmen, schlägt er vor. Ich starre ihn an, mein Herz von Zweifel erfüllt. Kann ich ihm vertrauen? Wird er mich nicht noch einmal an meine Mutter verraten? Ich benötige jemanden, jemanden, mit dem ich reden kann. Jemanden, der mir hilft, der mein Freund ist, oder vielleicht sogar meine Freundin. Jemanden, dem ich alles anvertrauen kann. Aber kann ich das wirklich von Drake erwarten? Seine Nähe löst so viele Emotionen in mir aus, dass es beinahe unerträglich ist. Ich habe Angst davor, mich jemandem zu öffnen, besonders einem Mann. Es fühlt sich so fremd und doch so vertraut an. Was sind das nur für Gefühle? Nach der Aktion heute müsste ich ihn eigentlich hassen. Doch ich kann es nicht. Es fühlt sich einfach falsch an. Wir schwimmen einige Runden, dann fängt er plötzlich an, mich mit Wasser zu bespritzen. Ich lasse mich auf das Spiel ein und spritze zurück. Es macht Spaß, schon lange hatte ich nicht mehr so viel Freude. Dann hört er unerwartet auf und seine Augen funkeln auf eine Weise, die gleichzeitig lustig und sexy ist. Drake, was machst du?, frage ich unsicher. Als er sich näherte, breitete sich eine süße Spannung in der Luft aus. Meine Hände hoben sich wie zwei Friedensboten, versuchten die aufkeimende Intimität noch zu zähmen. Doch seine Finger waren geschickt, fast spielerisch tanzten sie um meine Handgelenke, führten sie in einem sanften Schwung hinter meinen Rücken. Ein unfreiwilliges Umschlingen war die Folge; seine Nähe war unausweichlich. Dort stand er nun, direkt vor mir, ein sanftes Lächeln spielte um seine Lippen, dass meine Vorsicht einschläferte. Wegen unserer Größenunterschiede neigte er sich galant zu mir, und bevor ich einen Gedanken fassen konnte, berührten seine Lippen, die meinen. Zärtlichkeit, Wärme, ein perfektes Puzzleteil zu meinem Herzen, so fühlte sich dieser Kuss an. Es war unglaublich, wie gut die weiche Wärme seiner Lippen zu meinen passte. Jeder Kuss, ausgezeichnet und betörend, ließ mich vergessen, dass es eigentlich nicht geschehen sollte. Aber wie das Verbotene oft das Süßeste ist, so fühlte sich dieser Fehler so unheimlich richtig an. Schließlich, als sich unsere Lippen lösten, suchten seine Augen, die meinen, sie fanden einen Ausdruck, den er nur zu deuten wusste. Sein Lächeln wurde zu einem verheißungsvollen Versprechen, und für einen Moment verblassten alle Sorgen, alle Zweifel. Nicht lange, und er hatte mich wieder eingefangen, diesmal mit einem sanfteren, forscheren Kuss. Seine Zärtlichkeit wanderte sacht über mein Kinn hinunter zum Hals, beschrieb einen Liebespfad, der schließlich bei meinen Brüsten endete. Eine Hitze, eine Erregung baute sich auf, spürbar, nicht zu leugnen. Als seine Hände begannen, die Stoffbarrieren meines Bikini-Oberteils zu umgehen, entflammte in mir eine Mischung aus Faszination und Furcht. Sanfte Küsse, die bisherige Behutsamkeit, alles kam zu einem abrupten Ende. "Drake, halt, ich kann das nicht", flüsterten meine Lippen, fast erstickt von der Tragweite des Moments. Mein Herz schlug stolpernd, als er meine Worte anscheinend nicht erfasste. Ein Schwall kalter Panik überschattete das süße Spiel, das so spielerisch begonnen hatte. "Bitte, halt an", mein Flehen diesmal dringlicher, bestimmter, und er verstand. Sein Griff lockerte sich, seine Augen, verwirrt doch besorgt: "Was ist los?", die Frage hing in der Luft, unbeantwortet durch mein durcheinandergebrachtes Empfinden. "Ich dachte, du willst das auch." Verzweiflung lag schwer in meinem Herzen, doch zugleich spürte ich Entlastung. Glücklich, dass es noch nicht zu spät war, dass die Wahl noch in meinen Händen lag. Es ist schon lange her, dass ich das letzte Mal Sex hatte. Es geschah in einer schrecklichen Nacht. Eine Nacht, die ich so schnell nicht vergessen kann. Ein Sex, den ich nicht wollte. Tränen schießen mir in die Augen, die Erinnerungen von damals fluten mein Bewusstsein. Obwohl Drake nichts dafürkann, kann ich nicht weitermachen. Die Angst lähmt mich. Wenn ich doch nur die ganze Wahrheit von damals kennen würde plötzlich spricht Drake wieder: Hey, wenn du nicht willst, dann hören wir auf. Ich weiß, wie schwer es für ihn sein muss, da er sich schon darauf eingestellt hatte. Aber in diesem Moment bedeutet mir sein Verständnis mehr als alles andere. Es zeigt mir, dass ich ihm nicht egal bin. Seine eigenen Bedürfnisse stellt er hinten an. Obwohl meine Vergangenheit sich hartnäckig an meine Fersen heftet, tröstet mich eine winzige Geste. Ein schwaches Glühen der Hoffnung flackert in meiner Brust auf. Es wird entflammt von dem Gedanken, dass ich vielleicht eines Tages über meinen eigenen Schatten springen könnte. Dann könnte ich all die Grausamkeiten vergessen. Diese Hoffnung verblieb auch, obwohl ich die volle Wahrheit bisher nicht kannte. Willst du mir endlich erklären, was das alles mit deiner Mutter zu tun hat? Seine Stimme hallte in der Stille wider, erfüllte den Raum mit lebhafter Neugier. Und wo warst du in den vergangenen Monaten? Ein innerer Kampf tobte in mir. Konnte ich ihm mein Vertrauen schenken? Konnte ich es riskieren, dass er alles meiner Mutter erzählen und sie mich deswegen wegschicken würde? Sie hatte bereits heute damit gedroht. Ich kann dir nichts sagen, gab ich schließlich bekümmert zu, die Augen auf den Boden gerichtet. Nicht nach dem, was du alles meiner Mutter erzählt hast. Wenn du mir beweisen kannst, dass ich dir vertrauen kann, dann dann erzähle ich dir alles. Seine Reaktion überraschte mich. Eine Mischung aus Reue und Schuld verdeckte den gewohnten Glanz in seinen Augen. Er hatte das nicht erwartet. Er schien leise eine Entschuldigung zu murmelnd. Ich Ich weiß, dass es nicht richtig war, stammelte er. Ich wollte dich loswerden. Aber dann sah ich, wie sie dich behandelt es tut mir leid. Ich hatte nicht erwartet, dass er sich entschuldigen würde. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während Tränen der Erleichterung meine Augen fluteten. Ich werde dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst, versprach er, und ein verschmitztes Zwinkern tanzte in seinen Augen. Jetzt sollten wir wirklich schlafen gehen, schlug ich vor, immer noch rot vor Verlegenheit. Ich meinte natürlich, dass wir beide getrennt schlafen sollten. Sein lautes Lachen grollte wie Donner durch den Raum. Keine Sorge, grinste er breit. Ich habe schon verstanden, was du meintest. Ich stieg mit einer letzten verlegenen Drehung aus dem Wasser. Er reichte mir ein Duschtuch. Dankbar nahm ich es entgegen und begann mich abzutrocknen. Seine Blicke ließen meine Haut prickeln. Seine sanften Hände strichen vorsichtig über meine Schultern. Es hätte alles so romantisch sein können. Doch da war diese Angst, die ich nicht abschütteln konnte. Ich hüllte mich in mein Duschtuch ein. Es war ein flauschiger Kokon, der nur einen Hauch von Wärme bot. Trotzdem war es kaum genug gegen die Kälte des Hauses. Mit leisen Schritten schlich ich nach oben in mein Zimmer. Drake, ein Schatten, der mich begleitete, stand stumm hinter mir. Ich konnte seine Anwesenheit hinter mir fühlen, eine stille Erinnerung an eine Welt, die ich erst noch entdecken musste. Ich wartete, die Stille der Nacht wie ein schwerer Mantel um mich, bis er in sein Zimmer ging. Er trat ein und ich folgte seinem Beispiel, ließ mich in mein eigenes Zimmer gleiten. Die Tür fiel leise zu, trennte mich von ihm und versiegelte unsere getrennten Welten. Erst dann entdeckte ich die überraschende Wahrheit – sein Zimmer war neben meinem. Eine Mauer, so dünn und doch so unüberwindbar, trennte uns. Ich hatte nicht gewusst, dass sein Zimmer neben meinem war. Es war eine süße Erkenntnis. Gleichzeitig war sie auch bitter. Süß war sie, weil seine Nähe tröstlich war. Bitter war sie, weil jeder Zentimeter der Wand zwischen uns eine unüberwindbare Barriere darstellte. In der stillen Dunkelheit meines Zimmers verarbeitete ich diese neue Wirklichkeit. Mein Herz schlug dabei einen unruhigen Rhythmus.
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The Truth
RomanceEs ist eine DARK Romance Geschichte Ich würde mich über ein Kommentar freuen wie ihr die Geschichte fandet.