Kapitel 50

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Kapitel 50

Braden

Wir glitten wieder einmal in die vertraute Abgeschiedenheit des Autos, von sanfter Stille umfangen, während die Räder gleichmäßig über den Asphalt schnurrten. Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete mich. War es doch das Ende eines Kapitels, das so viele Unwägbarkeiten in sich barg, hat Großvater mit seiner weisen Art die Wogen geglättet. Unfassbar schien es mir, dass Andrejs Reaktion so gefasst ausfiel – niemals hätte ich solche Gelassenheit in seinem Sturm erwartet. Nun war es an uns, auf das brüchige Versprechen zu bauen, in der Hoffnung, dass es mehr war als nur ein leerer Schwur. Ella, deren Schicksal mir heiliger anvertraut ist als mein eigenes, würde meinen Blicken nicht entwischen, nicht bevor ich jede Schattenbedrohung verscheucht hätte. Drakes Stimme durchbrach das Schweigen, eingebettet in Sorge: Geht es dir gut?, wandte er sich an Ella. Ihre Antwort war ein Hauch, eine sanfte Bestätigung gefolgt von der bange Frage, ob die, die uns herausgefordert hatten, ihr Wort halten würden. Die Spannung in ihrer Stimme malte das Bild einer zerbrechlichen Seele, welche die Möglichkeit erwog, dass die beruhigenden Versprechungen nur Teil eines falschen Theaterspiels waren, einer Verzögerungstaktik, verborgen hinter dem Vorhang einer unbekannten Agenda. Wir werden wachsam sein, versprach ich ihr, und aufpassen, dass ihre Versprechen nicht in den Wind geschrieben sind. Leicht legte ich meine Hand auf ihre Schulter, als ich das Versprechen einer Überraschung aussprach, das daheim auf sie wartete. Überraschung malte ihre Neugierde in ihre Augen, die zu Drake huschten in einer stummen Frage. Welche? Ihre Stimme ein Murmeln voller Neugier. Oh, das wirst du bald genug erfahren, flüsterte ich mit einem Lächeln. Ein Schmollmund zierte ihr Gesicht – das Bild der Unschuld, der Schönheit selbst – sie, meine kleine Prinzessin, von der ich wusste, dass nichts sie dauerhaft niederdrücken könnte. Wir drei zusammen würden alles wieder ins Lot bringen und Ella würde zur Krönung unseres kleinen Reichs werden, ausschließlich unserer. Mit einem leisen Rauschen, das sich in die Weichheit des Abends mischte, rollten wir die Einfahrt unserer Villa entlang. Ich war der Erste, der ausstieg, eilte herüber, um Ella die Tür zu öffnen. Ihre Hand in meiner, ich führt sie, das nach so viel Dunkelheit endlich das Licht erblickt, traten wir über die Schwelle unseres Zuhauses. Hinter uns Drake und die Anderen, eine mächtige Garde, deren Präsenz Stärke versprach. Im Wohnzimmer dann, als sie sah, wen das Schicksal dort platziert hatte, entglitt sie mir, ein Reh im Sprung, und flog in die Arme ihres Vaters. Freude, ungebändigt und echt, explodierte in diesem Raum, ein Feuerwerk der Gefühle. Ihr Vater, ebenso überwältigt, ließ seine Erleichterung in seine Umarmung einfließen. Ella, ich bin so froh, dass alles gut verlaufen ist, flüsterte er. Ich trat an ihre Seite, gerade als er mir seine Hand entgegenstreckte; Drake nahm seinen Platz an der anderen, und gleichen Grußes wurden unsere Hände geschüttelt. Dank war in seinen Worten – für den Schutz Ellas, für ihre Sicherheit. Dad und Großvater erhoben ihre Stimmen, und als eine Familie vereint, proklamierten sie: Wir haben allen Grund zu feiern! Und in diesem Moment wandelte sich der Raum – er wurde zur Bühne unserer Vereinigung, der Neuausrichtung unserer Bindung, gestärkt durch das gemeinsame Überstehen der Prüfung. Inmitten des gedämpften Lichts der Küche, umgeben von den satten, warmen Düften frisch gekochtem Kaffee saßen wir drei, ein stiller Bund des Ungesprochenen Verständnisses. Ich, behütet von den Schatten, die unsere Gesichter zu weichen Konturen verwischten, avancierte zum stummen Beobachter. Ella, die Lichtgestalt unter uns, hielt eine Flasche Cola wie einen Talisman, während Drake und ich den bernsteinfarbenen Whisky in unseren Gläsern betrachteten, als vermöchte er uns in die Zukunft blicken zu lassen. Plötzlich schlurfte unser Vater herein, sein Gang so vertraut wie das Knarren einer alten Fußbodenplanke. "Jungs, und Ella", begann er mit einer Wärme, die seine Stimme zum Schwanken brachte, "ihr wisst alle sehr das Ella mir ans Herz gewachsen ist, das wisst ihr. Was auch immer zwischen euch existiert, – er hielt inne, suchte unsere Blicke, als könne er so die Stille zwischen den Worten lesen – das ist mein geringstes Problem. Was zählt, ist das Ella glücklich ist. Stimmt's?" Das Schweigen war greifbar, beim Atemholen fast spürbar, und in den Augen unseres Vaters spiegelten sich leise Wogen des Stolzes. "Beschützt sie, tut ihr bloß keinen Schaden. Sie hat genügend Scharten und Narben von früheren Stürmen. Nun soll sie wissen, was es bedeutet, Zugehörigkeit und Heimstatt zu finden ... bei uns, ihrer neuen Familie. Passt auf sie auf, als wäret ihr die Hüter ihres Lachens." Ella errötete, eine Flut von Scharlachrotem ergoss sich über ihre Wangen, und ich konnte die Hitze ihrer Verlegenheit fast körperlich spüren, als das Schweigen sprach und unser Vater so sanft das Geheimnis berührte, das wir in unseren Herzen trugen. Mit einer Geste, so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, streckte ich meine Hand aus, legte sie leicht auf Ellas Schulter, eine stille Verheißung, dass das Gewebe unserer Gemeinschaft stark genug war, die Gewitter des Lebens abzuwehren. Aus Drakes Richtung kam ein kaum hörbares Murmeln, dann eine Stimme so fest wie der Fels in der Brandung: "Wir stehen zu ihr, mit Leib und Leben, wenns sein muss." Unser Vater nickte, ein letzter Blick, ein stilles Einverständnis zwischen den Zeilen, dann kehrte er sich zum Gehen. Seine Gestalt, aufrecht und stark, schien noch im Verlassen des Raumes zu sagen: "Ihr seid füreinander da. Das ist Familie." Draußen malte der Wind die Nacht in den Farben des Kummers und der Hoffnung, während wir im Inneren an den leisen Akkorden der Zusammengehörigkeit feilten. Die Küche und ihre Mauern wurden Zeuge eines unsichtbaren Schwures, der tief in unser Sein eingraviert war: Wir würden durch die Stürme segeln und die Unwetter durchstehen, zusammen, als eine Familie, verbunden durch unsagbare Bande.

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