Kapitel 48

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Kapitel 48

Ella

In der Stille des Morgengrauens erhob ich mich aus dem Bett, getrieben von dem Wunsch, ein liebevoll zubereitetes Frühstück für uns zu kreieren. Jede meiner Bewegungen war von der Vorsicht getragen, kein unnötiges Geräusch zu verursachen, um Drake nicht aus seinen Träumen zu reißen. Leise und bedacht schlich ich durch das dämmrige Licht. Mit einem sanften Klick erweckte ich das Radio zum Leben, ließ melodische Töne durch die Küche strömen – eine Symphonie für einen neuen Tag. Ich umfing die Pfanne wie eine alte Freundin und ließ den Speck und die Eier in ihr tanzen, während der verführerische Duft des Specks sich ausbreitete. Ein Shirt war alles, was meinen Körper bedeckte, während ich mich hin und her wiegte, die Musik in mir aufnahm und dabei glockenhell mitsang – ein Morgentanz voller Freude und Unbeschwertheit. Plötzlich umhüllte mich eine Wärme von hinten, ein vertrauter Duft, der meine Sinne durchdrang – Braden. Seine Lippen berührten sanft meinen Nacken, fast so flüchtig wie der Rauch, der vom Speck aufstieg, und lösten einen Schauer der Zärtlichkeit in mir aus. "Kochst du für uns?" Seine Stimme klang wie eine Melodie, überschwänglich und zart. "Ja," antwortete ich und drehte mich zu ihm, eine Flut aus Glücksgefühlen in mir, "ich hatte einfach Lust darauf, euch zu verwöhnen." Meine Arme umschlangen ihn vorsichtig, ein sanfter Halt, in der Hoffnung, seine Verletzung nicht zu verschlimmern. Ich bettete meinen Kopf an seine nackte Brust, spürte seinen Herzschlag, der in den Rhythmus unserer stillen Intimität einstimmte. Er zog mich näher an sich heran, und ich hob mein Gesicht, um seinen Blick zu suchen. Unsere Lippen trafen sich in einem Kuss, der von einer Intensität durchdrungen war, die nur die frühen Morgenstunden heraufbeschwören können. Mit einem Mal wurden wir uns unserer Umgebung wieder bewusst, als ein abfälliges Räuspern die Luft Durchschnitt. Es riecht angebrannt," Drakes Stimme, nüchtern und unberührt von der Leidenschaft, die uns soeben noch umfangen hatte, durchbrach den Zaubermoment. Der Speck," rief ich aus und mein Herz raste – nicht nur von der eben erlebten Romantik, sondern nun auch von dem Schreck, dass unser Frühstück ruiniert sein könnte. Mit hastigen Händen wandte ich mich vom sinnlichen Gefängnis Bradens ab und blickte auf die schwarze Zerstörung in der Pfanne. Nicht mehr genießbar," gestand ich, die Panik nistete sich wie eine finstere Wolke über dem Sonnenaufgang des neuen Tages ein. Doch Braden, mit der Gelassenheit des Morgens in seiner Stimme, entgegnete: Gut, dass wir genug davon haben." Seine Worte waren ein sanfter Vorhang, der das einschleichende Chaos beiseite zog und mich mit der Gewissheit umfing, dass selbst inmitten kleiner Katastrophen das Versprechen eines neuen Anfangs lag. So standen wir da, eingehüllt in die Morgenluft, einen Moment zerbrochener Stille, der sich zu einem Mosaik aus Zuneigung und Gemeinschaft formte. "Unser Vater hat Nachricht geschickt, sie werden morgen ankommen," murmelte Drake, als das Brutzeln von Speck und Eiern die Stille der Morgenstunde durchbrach. Braden und Drake, dessen Stirnrunzeln zu einem täglichen Bekannten geworden war, schaute kurz auf. Seine Stimme, tief und sorgenvoll, hallte durch den Raum. "Sind die Wächter an ihren Posten?" Ich nickte. "Ja, ich habe bereits nachgesehen. Sie haben pünktlich ihre Schichten gewechselt; jeder befindet sich an seinem Platz." Ein kurzes Schweigen, gefolgt von einer Frage, die mir brennend auf der Seele lag. "Und wie steht es um Alexo, lebt er noch?" "Das Ungeheuer atmet noch," erwiderte er in bitterer Gleichgültigkeit. Ich fand mich in einem Widerspruch aus Erleichterung und Trauer wieder. Er hätte es verdient nicht mehr unter uns zu sein – dennoch sehnte ich mich nicht, die zu werden, die über Leben und Tod entscheidet. Aber seine Qualen sollten noch kein Ende nehmen.

Während Drake den Kaffee kochte, füllten Braden und ich die Teller randvoll. Unser Frühstück war einfach, begleitet von einer sachten, merkwürdigen Stille. Das Essen schmeckte unerwartet köstlich. Nach dem Abwasch begab ich mich, um mich umzukleiden und für den Tag zu rüsten. "Hey!", ertönte Drakes Stimme, gefüllt mit einer dringlichen Besorgnis, die mir den Atem stocken ließ. Ich drehte mich um, sah ihn an. "Was ist los?", fragte ich, meine Stimme kaum ein Flüstern. "Ein Wächter am Tor hat mir soeben Bericht erstattet." Er zögerte, was nur meine Angst vergrößerte. "Spuck es aus, Drake, was ist passiert?" "Beruhige dich, aber... Deine Mutter, sie ist am Tor." Schock erstarrte mich. "Was? Das kann nicht sein. Was will sie hier?" "Das frage ich mich auch," gestand er. "Ist sie allein?" "Ja, allein." Kurze Stille herrschte, bis Braden eintrat. "Dad sagte, wir sollen sie nicht hereinlassen. Es könnte eine Falle sein." Konnte es wirklich sein, dass die Frau, die mich geboren hatte, nun vor unseren Toren stand, eine Bedrohung so nah an meinem neuen Leben? "Kann man mit ihr sprechen, ohne dass sie hereinkommt, wir rausgehen?" Ein Gespräch, ein Fünkchen Wahrheit, das war alles, was ich verlangte. Schnell griff Drake zum Telefon, wählte und aktivierte den Lautsprecher. Nun waren alle Ohren Zeuge seiner Worte, als er den Wächter instruierte, meiner Mutter das Telefon zu geben. Die Stimme meiner Mutter klang zerbrechlich, flehend durch den Lautsprecher. "Ella, mein Liebling, komm, lass uns reden. Es tut mir alles so leid." Wut wallte in mir auf. "Wie konntest du nur? Wie kann eine Mutter ihr eigenes Fleisch und Blut verkaufen?" Meine Stimme brach, doch ich musste stark bleiben, musste verstehen. "Sprich, Warum?" Schluchzen am anderen Ende, und dann, ein flehendes, bebendes Versprechen. "Ich werde alles wieder gut machen." "Du bist abscheulich. Ich hasse dich!" Das waren die schwersten Worte, die ich je aussprechen musste. Braden, der das Telefon ergriffen hatte, ließ seiner Verachtung freien Lauf. "Shana, du solltest gehen und nie wieder zurückkehren. Ella hat eine neue Familie gefunden, zu der du nicht gehörst. Akzeptiere das und verschwinde aus ihrem Leben. Sie wird bedroht wegen dir." Mit klopfendem Herzen stand ich da, meine Seele zerrissen zwischen Sehnsucht nach einer Mutter, die niemals existiert hatte, und tiefstem Ekel vor der Frau, die vor unseren Toren stand. Heute hatte ich eine Tür geschlossen, für immer. In einem Atemzug der Stille legte Drake das Telefon beiseite, und ich konnte ein Echo meiner eigenen Hoffnung vernehmen: Möge sie für immer aus unserem Leben verschwunden sein. Braden, mit der Ruhe, ergriff meinen zarten, bebenden Arm und lotste mich sanft in die Sicherheit des Wohnzimmers. Drake folgte uns, wie ein Schatten, der von Zweifeln gezeichnet ist. Gerade als wir die Schwelle überschritten, durchbrach das Läuten meines Telefons die zarte Ruhe. "Dad", flüsterte ich, während ich den Anruf annahm, spürend, wie die Gewissheit in mir aufstieg. Hey, wie geht es dir?, fragte ich, mit einer Stimme, die zitterte wie ein Blatt im Wind. "Es geht mir gut, Ella", antwortete er. "Jeremy und James haben mich in Sicherheit gebracht." Die Worte strömten zu mir herüber wie klares Wasser, löschten die flammende Sorge in meiner Brust. Endlich fern von jenem Haus, das mehr Gefängnis denn Heim war, fern von den Augen, die wussten, wie sie mich – durch ihn – zu erpressen vermochten. Ich hatte zu Gott gebetet, dass er andernorts sei, und er war erhört worden. Ich bin überglücklich, Dad, entgegnete ich, die Worte ertranken in einem Meer der Erleichterung. Wie geht es dir?, sein Ton war warm, die Besorgnis eines Vaters unverkennbar. Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen. Log ich, denn ich musste. Ich musste die Fassade aufrecht erhalten. Wir sehen uns, wenn alles vorbei ist. Seine Worte waren ein Versprechen, eine Verbindung, und wir legten auf, jeder in unserem eigenen Gefühlswirrwarr gefangen. Stunden vergingen, in denen wir auf dem Sofa saßen und Filme schauten, die Zeit, eingehüllt in Schweigen und Dunkelheit. Drake bestellte das Abendessen, verschleiert in Routine, und einer der Wächter brachte es, unbemerkt und doch so präsent . Plötzlich zerstörte das Klingeln von Bradens Telefon die fragile Normalität. Großvater, was ist geschehen?, drängte er sofort, seine Stimme ein Spiegel seiner Angst. Ich beobachtete ihn, ohne einen Augenblick wegzublicken, gefangen in der Sorge über das Unerwähnte. Die Gesprächsminuten dehnten sich zu Ewigkeiten, in denen mein Herz gegen die Rippen hämmerte. Was war passiert? Was bedeutete dieser Anruf? Endlich legte er auf, und wir, Drake und ich, waren Gefangene der Erwartung. Ein Treffen heute noch, mit den De Konza, berichtete Braden. Großvater nutzt seine Kontakte. Er meint, alles wird geregelt werden. Selbst in am Tag konnte man sein Mienenspiel lesen, als er fort sprach. Ein alter Gefährte des Großvaters wird dort sein, der Vater von Enriquo – oder so ähnlich. Die Unsicherheit darüber, ob James Plan Wirklichkeit werden würde, schwebte wie Nebel über uns. Alexo muss mitkommen. Bradens Worte verursachten einen Knoten in meiner Magengrube. Zum Vorschein würde kommen, was in den Schatten verborgen lag. Hab keine Angst. Drakes Stimme war sanft, seine Umarmung fest. Seine Hand glitt wie ein beruhigendes Balsam über meinen Rücken. Wenn sie sich unseren Worten widersetzen, werden wir handeln. In der Umarmung fand ich Trost, spürte die Wärme von Drakes Körper, seine Entschlossenheit. Starrheit und Angst schmolzen, als er mich hielt, und ich glaubte ihm. Alles würde gut werden. Als der Abend sich näherte und die Dunkelheit sich wie ein schwerer Vorhang über die Villa legte, bereiteten wir uns auf das Treffen vor. Warum in der Nacht? Warum im Mantel der Dunkelheit? Das Herzklopfen des Abends trug Vorahnung in sich, ein Hauch von kommendem Sturm. Aber in den Armen meines Beschützers fühlte ich mich sicher, bereit den verschlungenen Wegen der Zukunft zu folgen, wohin sie uns auch führen mögen.

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