Kapitel 5
Drake
Sie meint, ich sei aufrichtig, die Kleine Schlampe, deren Unwissenheit sie zur leichten Beute macht. In ihrer Vorstellung bin ich voller Reue, doch wie sie sich irrt. Ein stiller Genuss durchflutet mich, wenn ich sehe, wie ihr Unbill widerfährt, ein stummer Zeuge ihrer Bestrafung durch die eigene Mutter. Freundlichkeit ist nur ein Köder, mein Charme eine Waffe. Ich beherrsche dieses Spiel, und ich spiele es meisterhaft. Frauen werden unter meinen Händen zu nichts weiter als willfährigen Puppen – sie hängen an meinen Lippen, nehmen jede meiner Täuschungen für bare Münze. Diese Naivität bietet mir den Schlüssel, sie und ihre Mutter aus der Gleichung zu entfernen. Braden ist mit dabei in er düsteren Sache. Doch ihr Verhalten gibt Rätsel auf, nahezu kindisch wirkt sie, fast, als sei ihr das Spiel der Verführung fremd. Ich würde wetten, es ist nur eine weitere Maske, doch muss ich zugeben, sie beherrscht die Kunst der Verführung erstaunlich gut. Ihre Mutter hingegen, eine verachtenswerte Person, kommt nicht einmal in die Nähe ihrer Fähigkeiten; davon bin ich überzeugt. Die Tür knarrt, Braden betritt mein Refugium. "Nun, wie war sie?" Seine Neugier ist unverhüllt. "Die Schlampe hat mich abblitzen lassen", ist meine bittere Antwort. Ein schallendes Gelächter hallt durch den Raum, ein spöttisches Echo der Stille, die uns umgibt. Der Raum ist erfüllt von einer Schwere, die man fast greifen könnte. Seine Worte schleichen sich durch meinen Verstand, glühen wie Kohlen, die langsam meine Gedanken verzehren: "Beim nächsten Mal schaffe ich das. Ich werde es versuchen." Mein Zorn wird zur unaufhaltbaren Flut; er flimmert wie ein rotes Warnsignal vor meinem inneren Auge. Meine Verachtung für seine Dreistigkeit, für diese unerschütterliche Selbstgewissheit, nimmt zu, bis sie beinahe körperlich schmerzt. Wie kann er so blind sein? Glaubt er wirklich, er könne es besser? Nicht, wenn ich ihm zuvorkomme. "Nein, das wirst du nicht", schwöre ich, meine Worte sind der Vorbote eines heraufziehenden Sturms. Er scheint den Verstand verloren zu haben, davon bin ich überzeugt. Sie, sie muss doch merken, dass wir nur ein Spiel treiben. Braden zuckt lediglich mit den Schultern, ein Ausdruck der Hilflosigkeit umspielt sein Gesicht. Er ahnt nicht, welche Geheimnisse sie birgt. Entschlossen öffne ich am darauffolgenden Tag den Laptop, ich werde die Namen recherchieren, die sie so verzweifelt zu verbergen sucht. Kameras – meine Augen und Ohren in ihrem Heiligtum – verraten mir ihre Schritte, ihre Gespräche mit der Mutter. Ich teile Braden mein Vorhaben mit. Er runzelt die Stirn. "Ich habe morgen Verpflichtungen mit Dad, die üblichen Geschichten ... sie reizen mich wenig." Auch er spielt sein eigenes Spiel mit Shana, jener Frau ohne Hoffnung. Er wähnt sich sicher in dem Glauben, dass seine Täuschungen unentdeckt bleiben. Doch ich hege den Verdacht, sie weiß mehr, viel mehr, als wir zu denken wagen. Seit einem halben Jahr lässt sie uns im Dunkeln tappen, und noch immer ist Bradens Interesse an ihr für mich ein Mysterium. Sie ist wie das Phantom im Nebel, nie zuvor erwähnt, nie zuvor gesehen. Oft sind es Gespräche über Ella, Szenarien, die Fragen aufwerfen. Auch Ella umgibt eine Aura der Geheimnisse, und ich bin entschlossen, diesen Schleier zu lüften. Was um alles in der Welt ging hier vor sich? "Unser Dad ist anders geworden, seitdem Ella hier ist", bemerkte Braden plötzlich, seine Stimme war leise und nachdenklich, als ob diese Worte schwer auszusprechen waren. Seine Augen suchten, die meinen, suchten nach Bestätigung. Unwillkürlich nickte ich, meine Gedanken wirbelten. "Ja", stieß ich mit einem Hauch von Melancholie aus. "Es ist mir auch aufgefallen, seltsam, nicht wahr?" Meine Worte hingen in der Luft, gefüllt mit einer Art Erleichterung, dass jemand anderes diese Veränderung bemerkt hatte, und gleichzeitig einer tiefen Besorgnis. Was bedeutete das? In einer fast automatischen Bewegung griff ich nach meinem Laptop, der auf der kommode lag. Ich schaltete ihn an, öffnete das Überwachungsprogramm, das wir für Ella eingerichtet hatten. Braden war schon an meiner Seite, seine Neugier gemischt mit einer Spur von Unruhe. Ella war auf dem Bildschirm zu sehen. Sie bereitete ihr Bett für die Nacht vor, gerade aus dem Bad gekommen. Sie trug einen rosa Pyjama, übersät mit Avocados, ein süßes und doch so zerbrechliches Bild. Es war seltsam, sie so zu sehen, ohne dass sie es wusste. Doch es war notwendig. Es war die einzige Möglichkeit, um herauszufinden, was wirklich vor sich ging. So viel hatte sich verändert, seit sie zu uns gekommen war. Aber was bedeutete das alles? Was würde die Zukunft bringen? Alles war ungewiss und diese Ungewissheit wehte durch unser Haus wie ein eisiger Wind. "Ich gehe, hier gibt es nichts Interessantes zu sehen. Das sagte Braden. Ich nickte nur, ohne ein Wort zu sagen. Einen Moment lang betrachtete ich sie, wie sie dort lag - friedlich und ruhig. Aber dann, plötzlich, begann sie sich zu bewegen, unruhig und gestört. Vielleicht war es ein Albtraum, der sie quälte, der sie mit unsichtbaren Fäusten schlug, während sie in der Unbewusstheit gefangen war. Trotz ihrer Unruhe schlief sie weiter, gefangen in ihrer eigenen, erschreckenden Welt. Eine Entscheidung traf ich spontan, fast wie ferngesteuert. Es war nicht mein Platz, mich in ihre Träume einzumischen, ihrer Albträume zu stören. Aber irgendetwas in mir trieb mich dazu, ihr zu helfen, sie zu beruhigen. Ich konnte nicht einfach nur dasitzen und zusehen, wie sie leidet, selbst wenn das Leiden nur in ihren Träumen existierte. Mit leisen Schritten betrat ich ihr Zimmer und machte mich auf den Weg zu ihrem Bett. Die Dunkelheit schmiegte sich um mich, als ich mich vorsichtig auf den Rand des Bettes setzte, so nah an ihr, und doch so fern. Ich hob meine Hand und streichelte ihren Kopf sanft, versuchte, ihre wilde Mähne zu zähmen, die sich im Kampf gegen ihre eigenen Albträume zu verfangen schien. Shhh, beruhige dich, flüsterte ich, so sanft, dass es kaum mehr als ein Hauch war, "alles ist gut". Doch plötzlich öffnete sie ihre Augen, so schnell, dass es mich erschreckte. Sie starrte mich an, ihre Augen weit vor Schreck. WAS machst du hier? Ihre Stimme war voller Verwirrung und Angst, ein Spiegelbild der Emotionen, die mich in diesem Moment überfluteten. Ich hatte keine Antwort für sie. Ich konnte ihr nur mit einem Blick voller Mitgefühl begegnen, hoffend, dass sie verstehen würde - dass sie sehen würde, dass ich nur da war, um ihr zu helfen. Aber konnte sie das? Oder war ich nur ein Eindringling in ihrer Welt, ein Störenfried in der Stille der Nacht? Es war eine Frage, auf die ich keine Antwort hatte. Ich schaltete die Nachttischlampe ein und das sanfte Licht erhellte das dunkle Zimmer. Sie saß dort, noch immer in Schweiß gebadet, ihre Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn und schienen ihre Verwirrung zu spiegeln. Gleichzeitig verliehen sie ihr eine Art zerbrechliche Schönheit, die mich immer wieder faszinierte. Ihre blauen Augen, blickten jetzt in meine, gefüllt mit Traurigkeit und einer Spur von Angst. "Was willst du hier?" fragte sie, ihre Stimme ein kaum hörbares Flüstern im stillen Raum. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Frage stellte, aber ich konnte spüren, dass sie diesmal eine echte Antwort erwartete. "Ich habe dich gehört", antwortete ich leise, "ich dachte, es ist etwas passiert... aber du hattest nur einen Albtraum." Meine Worte hingen in der Luft, zwischen uns, unausgesprochen war die Tatsache, dass ihre Albträume oft schlimmer waren als viele Realitäten. Sie sah mich traurig an und ihre nächsten Worte brachen mir fast das Herz. "Kannst du bitte hierbleiben? Ich will nicht alleine sein." Als ob das je eine Frage gewesen wäre. Ich runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, was sie meinte. Sie glaubte daran, dass ihre Albträume verschwinden würden, wenn ich bei ihr blieb. Sie nahm meine Hand in ihre, ihre Finger waren kalt und zitterten leicht, als sie sie festdrückte. "Wenn du es so willst", versprach ich, "bleibe ich diese Nacht hier bei dir." Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Lippen, bildete eine willkommene Abwechslung zu dem Ausdruck der Angst, der sie bisher beherrscht hatte. "Aber", fügte sie hinzu, "meine Mutter darf davon nichts erfahren, bitte." Ein Geheimnis zwischen uns, eine stille Vereinbarung, die uns noch näher. zusammenbrachte. Diese Nacht würde ich bei ihr bleiben, ihr Halt und Trost spenden. Ich bin wieder mal nur in meiner Jogginghose bei ihr. Jeder Zentimeter meiner bloßen Haut – meine Brust, mein Bauch und meine Lippen, scheinen ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ich kann ihre Blicke wie feurige Fingerspitzen auf meinem Körper fühlen. Es ist eine Anziehungskraft, die ich nicht ignorieren kann. Leg dich wieder hin und schlafe," fordere ich sie auf. Jeder Ton meiner Stimme ist sanft, aber bestimmt. Sie gehorcht ohne Widerworte. Ich lege mich neben sie, der harte Boden ist kein Ort für einen Mann wie mich. Es ist mir egal, was sie jetzt denkt, während ich neben ihr liege. Sie ist es, die mich gebeten hat zu bleiben, und ich werde genau das tun – unabhängig davon, ob sie es jetzt bereut oder nicht. In diesem Moment liegt eine Chance vor mir – die Chance, ihr Vertrauen zu gewinnen. Ella legt sich an den äußersten Rand des Bettes, als ob sie versucht, so weit wie möglich von mir wegzukommen. Dennoch finde ich einen Weg, mich bequem etwas näher zur Mitte zu positionieren. Mein Ziel ist klar: Ich will, dass sie meinem Charme und meiner Freundlichkeit erliegt. Vorsichtig ziehe ich sie zu mir heran und drehe sie zu mir um. Unsere Körper sind jetzt in einer Umarmung vereint, und ich kann spüren, wie sich ihre Muskeln anspannen. Sie ist unsicher, nervös – ein Gefühl, das ich nur allzu gut kenne. Ich habe keine Ahnung, was sie denkt, aber ihre angespannte Stille ist ein Zeichen dafür, dass sie nicht unbedingt gegen meine Annäherung ist. Sie scheint es tatsächlich zu mögen, und das allein füllt mich mit einer Welle von Hoffnung und Entschlossenheit, sie für mich zu gewinnen.
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The Truth
RomanceEs ist eine DARK Romance Geschichte Ich würde mich über ein Kommentar freuen wie ihr die Geschichte fandet.