Kapitel 26
Ella
Es ist, als würde ich in einem schlechten Traum gefangen sein, bei dem man so sehr hofft aufzuwachen, doch der Albtraum nimmt kein Ende. Die Bilder vor meinem inneren Auge sind grausam und barbarisch - Isabell wird brutal geschlagen, und meine Mutter steht daneben, kühl und emotionslos. Meine Schreie verhallen ungehört in der gnadenlosen Kälte. Jenny flieht, ein Schuss fällt, die Welt scheint still zu stehen, während sie zusammenbricht. Die Einschläge auf meinem Kopf sind so schmerzhaft, dass ich glaube, mein Schädel müsste platzen. Das warme Blut, das über meine Wange läuft, gibt mir das Gefühl, in Flammen zu stehen. Und das schlimmste von alledem sind die lachenden, jubelnden Gesichter um uns herum, anonym und doch so vertraut. Gesichter, die sich an unserem Leid erfreuen wie Geier an einem Kadaver. Der Mann, der auf mich zu rennt, ist kein Unbekannter. Er ist der gleiche Mann, den ich bei Jeremy Wightwell gesehen habe. Sein hämisches Grinsen trifft mich härter als jeder physische Schlag, seine Worte "Endlich gehörst du mir" sind wie ein eiskalter Sturm in meinen Ohren. Isabell scheint nur noch ein Schatten ihrer selbst zu sein, zusammengekauert, verletzt, weinend. Die Schläge prasseln auf sie ein wie ein unaufhörlicher Regen, doch sie leistet keinen Widerstand. Sie hat aufgegeben, genau wie Jenny, die leblos am Boden liegt. Mich durchzieht ein starker Impuls, aufzustehen und ihnen zu helfen - meine Füße wollen rennen, doch eine Waffe ist auf mich gerichtet. Der kalte Stahl ist es, der mich lähmt, jedes Vorhaben zunichtemacht mit seiner mörderischen Drohung. Jeder Atemzug schien wie eine Last. Der Gedanke, dass ich nur eine Marionette in den Händen meiner Mutter war, traf mich wie ein Schlag. Die Wahrheit war erschreckend, schockierend und empörte mich. Die Klinik, diese kalte, leblose Einrichtung war ein Placebo für ein gewissensfreies Gewissen. Jeder Tag dort, verloren im dunstigen Grau, wurde zu einem lebendigen Nachtmahr. Hier versteckte man mich, inmitten von gefliestem Weiß und steriler Sauberkeit. Meine Stimme war wie die der Anderen hier...nur ein verstörtes Echo in sterilen Korridoren. Doch ich hatte Lisa. Lisa, mit ihrem sanften Lächeln und ihrer warmen Stimme, die mich wieder dazu brachte, zu hoffen, zu kämpfen, die Wahrheit zu finden. Wir waren wie zwei verlorene Seelen in einer Welt, die sich weigerte, unsere Wahrheit anzuerkennen. Sie hat mir geholfen, die Tabletten zu meiden und meine Mutter auf Distanz zu halten. Die Frage stand im Raum, hing wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf. Hatte meine Mutter mich verkauft? Diese Kontrolle war illusionär - eine faszinierende Fata Morgana, die in einem Meer von Chaos und Verwirrung zerfiel. Dann war da noch Dad. Wie ein Phantom tauchte er in dieser Hölle auf. Obwohl er sein eigenes Chaos mitbrachte, war ich dankbar für seine Anwesenheit. Er war wie ein Anker in dem tobenden Sturm, der meine Realität umgestürzt hatte. Da war noch Alexo, ein Dämon, der sich hinter einem menschlichen Antlitz verbarg. Er, der meinen Vater angeschossen hatte, dem das Blut aus der Wunde quoll. Alexo, der mich mit seinen kaltblütigen Augen angrinste. Ich weiß jetzt alles. Wer auch immer sie sind, sie werden für ihre Sünden bezahlen. Diese ganze Tragödie, dieser Albtraum der grausamen Realität hatte ein weiteres Mal in meinen Träumen sein Gesicht gezeigt. Wie ein Flüchtling aus einer vergessenen Erinnerung, lebte ich diesen Tag, an den ich mich nicht erinnern konnte, wieder und wieder durch. Ein endloser Zyklus des Horrors, aus dem es kein Entkommen zu geben schien. Ohne Zweifel waren die Ereignisse der vergangenen Tage überwältigend, verwirrend und herzzerreißend. Ich hatte Probleme, die Schichten der Intrigen zu entwirren, die meine Mutter sorgfältig um unsere Familie gelegt hatte. Warum hatte sie uns alle hintergangen? Warum hatte sie mich, ihre eigene Tochter, ans Messer geliefert? Und was zum Teufel hatte Jeremy damit zu tun? Mir war klar, dass ich die Antworten dringend brauchte, um meinen Frieden zu finden. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, ihr warmes Licht flutete durch die Vorhänge meines Zimmers, als es an der Tür klopfte. "Ella, ist alles gut bei dir?" James' Stimme drang sanft durch das Holz der Tür. "Ja, alles gut," antwortete ich und stand auf, um die Tür zu öffnen. Er trat ein, der Sorge in seinen Augen war kaum zu übersehen. "Ich habe deinen Vater noch nicht ausfindig gemacht, aber mein Detektiv ist auf der Suche nach ihm," teilte er mir behutsam mit. Ich dankte ihm für seine Bemühungen, es war beruhigend zu wissen, dass jemand an meiner Seite war. Das Gespräch lenkte uns auf einen anderen Pfad. Jeremy. Warum war er so anders als James? Und warum war er an dem schrecklichen Abend dabei gewesen? bevor wieder darüber nachdenken konnte unterbrach James meine Gedanken. "Wir bekommen heute Abend Besuch, vielleicht möchtest du mit uns essen..." Ich stimmte zu und konnte nicht widerstehen, ein Lächeln zu zeigen. Trotz der Schwere, die wie ein dichter Nebel um mich hing, war es eine angenehme Ablenkung. Die Stunden bis zum Abendessen verliefen langsam. Ich versuchte, die Zeit durch Fernsehen zu vertreiben, aber meine Gedanken wanderten immer wieder zu Drake und Braden. Ich vermisste sie so sehr, es schmerzte. Die ständige Frage, ob sie mich ebenfalls vermissen, ob sie nach mir suchten oder sich vielleicht auf der Seite meiner Mutter stehen, ließen mir keine Ruhe. Als Lana mich zum Essen rief, antwortete ich mit fröhlicher Stimme, obwohl ich innerlich zerrissen war. Aber das Abendessen würde mich hoffentlich weiter von meinen Ängsten und Sorgen ablenken. Im Esszimmer wartete ich auf James. Als er auch eintrat, umarmte er mich, und es war ein seltsames, aber angenehmes Gefühl. Es gab Wärme in dieser Geste, und für einen Moment konnte ich alle meine Sorgen und Unsicherheiten vergessen. Hinter ihm stand ein Mann, den ich erst erkannte, als James von mir zurücktrat. Es war Drake, und ich war vollkommen geschockt. Drake stand vor mir, mit Worten, die eher eine Flut von neuen Fragen als Antworten lieferten. Abrupt endete das Abendessen, und ich blieb zurück - mit einem verwirrten Gemütszustand und einem ausgehungerten Herzen. Trotz allem war ich erleichtert Drake zu sehen, aber es wunderte mich, dass Braden nicht bei ihm war. Auf meine Frage hin gab er keine klare Antwort, und ich war mir nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Aber eins war für mich klar - trotz der Unsicherheit, trotz der Tränen, die in meinen Augen brannten, war ich froh, Drake zu sehen und seine Nähe zu spüren. Es war ein kleiner Trost inmitten der komplexen Maschinerie von Intrigen und Verrat, die mein Leben zu sein schien.
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The Truth
RomanceEs ist eine DARK Romance Geschichte Ich würde mich über ein Kommentar freuen wie ihr die Geschichte fandet.