Intensiv

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In der Klinik angekommen ging es auf den schnellsten Weg  auf die Intensivstation, doch vor deren Türen bekamen sie ein Problem. Man wollte die Frau nicht herein lassen, die ihn gefunden hatte. Sie diskutierte verzweifelt, als der junge Mann die Augen aufschlug. Sie schaute ihn sofort besorgt an und sah in zwei wunderschöne, grüne Augen. Sie leuchteten wie Smaragde und noch nie hatte sie so ein intensives , leuchtendes grün gesehen. Der junge Mann sagte kein Wort und war anscheinend sehr schwach, er regte sich kaum, sagte nichts,  aber er schaffte es ihre Hand zu berühren, die auf der Seite seiner Liege ruhte,  wenn auch nur ganz sanft. Seine Augen schlossen sich wieder und der Kopf fiel leicht zur Seite. Die Ärzte reagierten sofort:
„Sofort rein mit ihm! Und sie mit rein! Er kennt sie anscheinend.“
Man brachte ihn in einen Raum und schloss Überwachungsmonitore an ihn an, wechselte die Infusion, schaute nach den Verbänden, ob die Blutung stand, alle arbeiteten emsig. Sie blieb an seiner Seite und betete inständig um sein Leben während man keinen anderen Ausweg als eine Blutkonserve mehr sah.
Als die Blutkonserve ankam und die Ärzte sie gerade anschließen wollten, schrie sie auf:
„Nein, nicht!“
Alle schauten sich verwundert an und sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte, das dieser Patient das vielleicht nicht vertragen würde. Sie überlegte fieberhaft, dann hatte sie die Lösung und sie hoffte, es war richtig, was sie Mal gehört hatte:
„Das verbietet seine Religion!“
Die Ärzte stöhnten auf. Einer trat an sie heran:
„Hören Sie, junge Dame, wir versuchen ihm das Leben zu retten. Wenn er allein hier wäre, wüssten wir auch nichts von seiner Religion. Ich bitte Sie, überdenken Sie es! Er braucht es dringend! Er hat sehr viel Blut verloren.“
Sie sah den Arzt flehend an:
„Bitte probieren Sie erst, ob er es auch wirklich verträgt.“
Der Arzt verdrehte die Augen, hob die Hände Gen Himmel und meinte:
„Obwohl es auf seiner Notfallkarte steht?“
Sie runzelte die Stirn:
„Notfallkarte?“
Der Arzt nickte, kam näher mit einer Karte in der Hand und zeigte sie ihr:
„Hier, schauen Sie: Jack Bleu, Blutgruppe A negativ.“
Sie schaute die Karte ungläubig an. Das konnte nicht sein! Er hieß garantiert nicht  Jack Bleu!
„Hatte er keinen  Ausweis dabei?“
Der Arzt schüttelte den Kopf:
„Nein, warum?“
Sie schaute ihn an:
„Ich garantiere Ihnen, das ist nicht Jack Bleu. Ich weiß nicht, woher er diese Karte hat, aber  es ist nicht seine!“
Der Arzt nickte und wies an:
„Kreuzprobe mit dieser Blutgruppe! Ich will wissen, ob diese Frau Recht hat!“
Die Ärzte bereiteten alles vor und testeten. Erstaunt stellten sie fest, das das Blut verklumpen würde, wenn sie ihm die Blutkonserve gaben. Ratlos sahen sie sich an, als sie sich meldete:
„Ich könnte  mich irren, aber  es gibt eine Blutgruppe, die sich mit allen anderen Blutgruppen verträgt. Ich glaube, das ist die Richtige!“
Ein Arzt nickte:
„Diese Blutgruppe ist selten, aber wir wissen, was Sie meinen. Es ist ein Versuch wert! Schnell! Holt die richtige Konserve!“
Sofort machte sich jemand auf den Weg, während der Monitor immer langsamer piepste.
Sie nahm seine Hand und streichelte sie, in der Hoffnung, er würde es spüren. Tränen brannten in ihren Augen.
„Bitte halt durch! Du musst leben! Bitte!“, flüsterte sie.
Endlich brachte man die ersehnte Blutkonserve und die Ärzte machten einen Test. Es funktionierte und sie schlossen sie an.
„Jetzt können wir nur noch hoffen. Wir haben alles in unserer Macht stehende getan. Jetzt müssen wir abwarten. Sie können gern bei ihm bleiben. Wir brauchen aber noch seine Daten. Wenn Sie so freundlich wären, uns dabei zu helfen?“, wandte sich der Arzt noch einmal an sie.
„Ich……Himmel, ich kenne nur seinen Namen……“, stotterte sie.
„Dann sind sie keine Angehörige?“, fragte der Arzt ernst.
„Ich…….nein…ja….ich meine……“, sie blickte zu Boden und ahnte, das sie ihn jetzt wahrscheinlich allein lassen musste, weil der Arzt sie wahrscheinlich der Station verweisen würde.
„Nein, eigentlich kenne ich ihn nicht. Also nicht richtig.“,
Sie spürte, wie es in ihr wehtat, zu ahnen, das sie ihn wahrscheinlich allein lassen musste. Tränen brannten in ihren Augen, sie schluckte und hatte das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben.
Der Arzt hob gerade an, ihr zu sagen, das sie die Intensiv leider verlassen musste, als er müde die Augen öffnete. Der Arzt verstummte unter dem Blick seines Patienten. Er sah ihn eindringlich an. Seine Stimme war schwach und sehr leise, seine Worte aber waren mehr als deutlich:
„Sie……….bleibt………“
Seine Hand bewegte sich kaum wahrnehmbar und suchte ihre. Sie sah es und nahm sie sofort  in ihre Hand. Vorsichtig streichelte sie sie während ihm wieder die Augen zu fielen.
„Sie können bleiben, auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten!“, erklärte der Arzt und ging.
Sie blieb an seiner Seite, sie wachte über ihn, streichelte seine Hand, betete für sein Leben und hoffte , er würde alles überstehen, bis sie irgendwann an seinem Bett erschöpft einschlief.

Let me dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt