Ein Blick in Lokis Vergangenheit

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Dann wandte  sie sich an  Dea, während sie den Flur entlang gingen:
„Ich muss mit dir reden, ohne Loki. Er soll es nicht hören, was ich dir zu erzählen habe. Es würde ihn nur wieder sehr aufregen, und das möchte ich nicht. Er ist schon labil genug. Anscheinend hat er wieder eine seiner Depressionen und diese ist wahrscheinlich diesmal besonders schlimm.“
Dea blickte Laufey an. Ein Gott mit Depressionen, was es nicht alles gab! Sie hatte immer gedacht, solch höhere Wesen waren vor sowas gefeit. Anscheinend hatte sie falsch gelegen. Loki tat ihr unendlich leid, sie wusste, wie es sich anfühlte, wie sehr es schmerzte, wie es einem die Luft zum Atmen nahm, die Lust am Leben.
Laufey sprach weiter:
„Seine Depressionen hat er schon eine sehr lange Zeit. Mal geht es gut, aber dann gibt es Zeiten, in denen scheint seine ganze Welt ins Dunkel zu fallen. Wenn man betrachtet, was er alles duchgemacht hat, wahrscheinlich nicht weiter verwunderlich. Eigentlich war es sein Verhängniss, das er Odin damals traf. Odin brachte ihm bei, das Feuer zu beherrschen. Er war erfahrener in der Magie als Loki. Loki war ja noch so jung, so unerfahren und Odin wusste zu begeistern. Es war nicht verwunderlich, das Loki bald zu ihm auf schaute und Odin wusste dies auszunutzen. Er erfüllte viele Dinge für Odin und dieser ließ ihn immer wieder im Stich. Auch bei den Zwergen. Es ist wahr, das er Sif das lange Haar abgeschnitten hat, für ihre Untreue gegenüber ihres Mannes. Loki sollte es neu besorgen, bei den Zwergen. Besseres, schöneres, längeres . Die Zwerge sind ein gefährliches Volk. Sie leben in Höhlen tief in der Erde, graben nach Schätzten, nach Edelsteinen, sind aber auch wahre Meister im Schmieden magischer Dinge.Sie sind aber auch habgierig, wittern hinter jedem einen Feind, der an ihre Schätze will. Loki schloss  bei ihnen eine Wette ab, um für die Asen mehr heraus zu bekommen als geplant, doch als das ganze nach hinten los ging und es im Palaste Odins um seinen Kopf ging, stand nicht ein Asen hinter ihm, auch nicht Odin, obwohl dieser und sein Sohn Thor reich beschenkt worden waren. Im Gegenteil: Thor hielt Loki auch noch fest, das dieser nicht flüchten konnte. Nur dank einer List behielt er seinen Kopf. Statt dessen nähte man ihm grausam die Lippen zu und ließ ihn dann laufen. Noch heute sieht man die Narben der Einstiche an seinem Mund.
Solche Dinge gab es zu Hauf. Immer wieder fiel er auf Odin herein. Immer wieder konnte dieser ihn um den Finger wickeln. Und Odin tat ihm grausames an:
Lokis erste Frau war eine Eisriesin, das weißt du sicherlich. Es war keine Liebesehe, es war mehr eine Zweckgemeinschaft. Trotzdem hatten sie drei Kinder: Fenrir, Jörmungandr und Helja.
Angrbroda war, nun ja. Sie war….. sagen wir , speziell. Sie war weitaus größer als Loki , die Nase war ziemlich breit, die Augenbrauen sehr buschig, die Lippen ziemlich voll, füllig von Statur, schwarzes, langes Haar……..Sie waren ein sehr ungleiches Paar.
Die Ehe scheiterte und die beiden trennten sich. Sie waren einfach zu verschieden. Angbroda war eher eine Frau, die zu Hause blieb, den Haushalt machte, sich um die Kinder kümmerte, während Loki zu gern durch die Welten reiste und oft Jahrhunderte weg blieb. Ich weiß nicht, wie oft sie Loki deswegen lautstark Vorwürfe gemacht hat. Er erzählte uns sehr oft davon. Sie hat ihn nie verstanden. Nach der Trennung ging Loki wieder auf Reisen. Seine Kinder waren mittlerweile erwachsen und selbstständig.
Es war die Zeit, in der Odin langsam größenwahnsinnig wurde. Sicherlich hast du von der Mauer gelesen, die er errichten ließ von einem Riesen. Loki half, das dieser Riese sein Werk nicht vollenden konnte, indem er  dessen Hengst als Stute verführte und mit ihm davon lief. Dieser Hengst war ein magisches Tier und hatte dafür gesorgt, das der Riese sein Werk in der vorgegebenen Zeit fertig stellen konnte. Die Asen jedoch wollten ihn nicht entlohnen und so suchten sie einen Weg, das er scheiterte und die Bedingung nicht erfüllen konnte. Da kam Loki wie gerufen.
In der Zeit, als Loki mit dem Hengst unterwegs war, besuchten die Asen Angrbroda und gaukelten ihr vor, das Loki ein Ase geworden war und die Kinder bei ihm sein sollten. So nahmen sie sie ihr fort. Angrbroda reagierte wie jede Mutter reagieren würde. Sie tobte, weinte, schrie, aber es half ihr nichts. Als sie ihre Kinder besuchen wollte, schickte man sie fort. Man beschimpfte sie aufs Übelste. Man brachte ihr Kunde, das ihre Kinder ermordet seien. Das brach ihr das Herz. Das und das Loki  angeblich Ase geworden war  war zu viel für sie. Sie hörte auf zu essen, ging nicht mehr hinaus, bis sie zu schwach für alles war und starb. Loki hat es bis heute nicht verwunden, was die Asen ihr angetan haben. Sie waren getrennt, ja, aber dennoch war es seine Familie, die Mutter seiner Kinder.
Was man mit seinen Kindern getan hat, weißt du sicherlich. Es ist in jedem Mythologiebuch zu lesen.
Das ganze war Odins Idee. Er hatte Angst, das sie eine Bedrohung für die Welten und für Asgard sein könnten. Er sah überall die Bedrohung der Welten, besonders die Bedrohung Asgards.  Angrbroda war der Zauberkunst mächtig und auch Lokis Kinder verfügten über immense Kräfte und genau davor hatte er Angst.
Wusstest du, das er sogar Enkel hat? Fenrir hat zwei Söhne gezeugt. Skoll und Hati. Er hat sie noch nie gesehen.
Wie dem auch sei, ich schweife ab.
Sigyn. Das war eine arangierte Ehe. Sigyn wusste von der Blutsbruderschaft zwischen Loki und Odin und das ihm damit ein Platz an der Seite Odins sicher war an der Tafel und bei Festen. Das wollte sie für sich nutzen. Sie bracht Odin dazu, das er Loki bezirzte und dieser sie heiratete. In der Ehe war sie sehr untreu, aber dennoch brachte diese Ehe zwei Kinder hervor. Loki ließ die Ehe in Jothunheim scheiden. Seit dem tut Sigyn aus Rache ihm die Kinder vorenthalten.
In den Büchern würde jetzt der Teil mit dem Festbinden und diese ganzen grausigen Sachen kommen. Aber ein, erstmal war es ganz anders und außerdem viel später, aber nicht so. Aber das erzähle ich dir ein anderes Mal, wenn wir mehr Zeit hab en, es würde Stunden umfassen, dir seine gesamte Geschichte zu erzählen, deswegen fasse ich mich bereits so kurz wie möglich.
Nach Sigyn lernte Loki ein Mädchen kennen. Er  wusste nicht viel vom werben, oder wie ihr heutzutage sagt: flirten und wusste  nicht, wie er sie für sich gewinnen sollte. Es war das Mädchen, das die Initiative ergriff und es ihm leicht machte. Dieses Mädchen hatte himmelblaue Augen, schwarze Haare, eine zierliche Gestalt und war nett zu jedermann. Sie schenkte oft ein Lächeln, besonders Loki, der sich auffällig viel in ihrer Nähe aufhielt. Irgendwann fasste sie sich ein Herz und sprach ihn an. Sie unterhielten sich stundenlang. Loki war sofort Feuer und Flamme und sie trafen sich ab diesem Moment jeden Tag. Aus einer Bekanntschaft wurde Freundschaft und aus Freundschaft sehr bald Liebe, tiefe, innige, aufrichtige Liebe. Es war das erste Mal, das Loki mit ganzem Herzen einem Mädchen zugetan war. Er hätte ihr alle neun Welten zu Füßen gelegt, wenn sie danach verlangt hätte. Es vergingen einige Jahre und die Beiden waren glücklicher als jemals zuvor in ihrem Leben. Als sie Loki erzählte, sie wäre von ihm schwanger kannte sein Glück keine Grenzen mehr. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab, sorgte für ein Heim, heiratete sie,  überhäufte sie mit Geschenken, die einer Königin würdig waren, zog mit ihr zusammen im das Haus, das er ihnen gebaut hatte und freute sich darauf, das er eine Familie bekommen würde. Eine, die er über alles liebte. Aber es sollte anders kommen, als er es sich es erträumte:
Die Beiden wohnten bereits eine Weile in ihrem Heim und waren glücklich miteinander. Ihr Bauch wuchs und Loki sah es mit wachsender Begeisterung. Eines Abends kamen sie Beide von einem Ausflug nach Hause. Sie aßen wie immer zusammen Abendessen und wurden danach sehr schläfrig und müde, weswegen sie sich auch gleich hinlegten. Als Loki wieder aufwachte, saß er am Boden, war in einen Eisriesen gewandelt, vor ihm seine ermordete, junge Frau. Er hatte Blut an der Kleidung, Blut an den Händen und konnte sich nicht daran erinnern, was überhaupt geschehen war. Als er seine ermordete Frau sah, war er wie von Sinnen vor Trauer. Er glaubte, er hatte sie ermordet, sie und ihr gemeinsames , ungeborenes Kind. Man musste ihn ruhig stellen, um ihn bändigen zu können, dann brachte man ihn zu uns, aber er war nicht mehr der Selbe: Ernst, in sich gekehrt, traurig, kaum noch Lebenswillen…….Es war, als wäre mit seiner Frau auch er selbst gestorben. Als hätte sie ihn mit in den Tod genommen. Seit dem hat er niemanden mehr an sich heran gelassen………Niemanden, außer dir. Weißt du auch, warum?“
Dea hatte schon längst Tränen auf den Wangen. Seine Geschichte nahm sie mehr mit, als sie es sich selbst eingestehen wollte. Sie blickte Laufey fragend an:
„Nein. Ich frag mich das schon die ganze Zeit, warum er so an  mir festhält.“
Laufey lächelt sie warm an:
„Du erinnerst ihn an sie. Du hast große Ähnlichkeit mit ihr. Tu mir einen Gefallen, ja? Pass bitte gut auf ihn auf. Ich weiß, du hast noch andere Verpflichtungen hier in Midgard. Dein Job wartet auf dich. Wir kümmern uns darum während du bei ihm bist, versprochen. Und wenn es am Geld liegen sollte, wir werden dich dafür reichlich belohnen.“
Dea glaubte sich verhört zu haben. Schätzte man sie so ein? Das sie dafür Geld wollte? Fest sah sie Laufey an:
„Ich mache das um seinetwillen, nicht um mich zu bereichern! Er ist…….so zerbrechlich, so missverstanden……ich weiß, wie sich das anfühlt. So sollte sich niemand fühlen müssen! Außerdem kann ich auf den Job auch pfeifen, er war sowieso nicht das Richtige für mich, ich hatte eh überlegt zu kündigen. Und was meine Zeit angeht……Es wird mich niemand vermissen, denn da gibt es keine Menschenseele, der ich fehlen würde.“
Laufey lächelte sie an. Schon längst hatte sie bemerkt, das Dea eine Schwäche für Loki hatte und Loki? Allein das er sie in seiner Nähe haben wollte war ein gutes Zeichen.

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