Ein gemeinsames Essen

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Man hörte es im Wohnzimmer rascheln und Schritte näherten sich der Küche. Noch völlig verschlafen stand plötzlich Dea im Türrahmen und schnupperte:
„Mmmhhh….das duftet aber. Was ist das?“
Neugierig schaute sie in die Töpfe, aber nur in einem brodelte ein rötlicher Eintopf der so lecker duftete, das Dea das Wasser im Mund zusammen lief.Die anderen Töpfe schienen benutzt worden zu sein.
Laufey lächelte und holte einen Löffel, nahm damit etwas Eintopf aus dem Topf und gab es Dea zum probieren:
„Bigos, das polnische Nationalgericht. Loki liebt es. Es wird ihn wieder etwas kräftigen.“
Dea probierte. Der kräftige, würzige Geschmack mit ganz leichter säuerlicher Note breitete sich auf ihrer Zunge aus und hinterließ eine angenehme Wärme die sich in ihrem Magen fortsetzte, so das sie sich fast wie umarmt fühlte. Sie lächelte:
„Wow. Das schmeckt wundervoll!“
Plötzlich hörte man zaghafte Schritte die von einem Piepsen begleitet wurden und schon kurze Zeit später stand Loki in der Küche, den mobilen Monitor in der einen Hand und mit der anderen Hand sich am Türrahmen abstützend. Er atmete etwas schneller als normal und Dea fiel fast aus allen Wolken:
„Himmel, Loki! Du sollst doch liegenbleiben! Warum bist du denn aufgestanden? Du bist noch ganz geschwächt, du gehörst auf die Couch!“
Loki aber lächelte:
„Ach komm schon! Ihr seid alle hier in der Küche und ich liege da ganz allein im Wohnzimmer rum. Ich kann  mich ja auf einen Stuhl setzen. Dann bin ich wenigstens bei euch. Außerdem ist mein Kuscheltier abgehauen, was mich die ganze Zeit gewärmt hat.“
Dea brauchte einen Moment ehe sie Begriff, das sie mit Kuscheltier gemeint war und wurde rot. Sofort grinste Loki:
„Ich sollte dich öfters in Verlegenheit bringen, rot steht dir ausgezeichnet.“
Dea wurde noch röter, zog einen Stuhl vor und ärgerte sich ein bisschen, das sie so leicht rot wurde:
„Du bist unmöglich, Loki!“
Loki grinste noch frecher, kam an ihr Ohr und hauchte:
„Ich weiß!“
Dea ging seine Stimme durch und durch. Sie verursachte ein Kribbeln im  ganzen Körper und Gänsehaut, was Loki natürlich köstlich amüsierte, als er ihre Reaktion bemerkte und ihr ins Ohr flüsterte:
„Aber nicht auslaufen!“
Empört schaute Dea ihn an und wurde erneut rot, worauf Loki grinste:
„Wunderschön….“
Die Empörung verpuffte irgendwie unter seinem verschmitzten Blick. Himmel, sie konnte ihm nicht mal ansatzweise böse sein! Wie machte er das nur? Dieser Gott war wirklich einzigartig und völlig anders als die anderen Götter!
Loki setzte sich an den Tisch und schaute seine Mutter an:
„Mom, hast du für Dea mit gekocht?“
Seine Mutter nickte:
„Es ist reichlich da, für alle!“
Schnell lud sie das Essen auf Teller und servierte es. Während Dea und die anderen beiden nur einen Tellervoll schafften, aß Loki vier. Es war erstaunlich, wie viel er verdrücken konnte, nur das Schweinefleisch tat er beiseite. Dea schaute ihn an:
„Isst du kein Fleisch?“
Loki schüttelte den Kopf:
„Nein, ich vertrage es nicht.“
Damit war die Sache für ihn abgetan. Er wollte nicht verraten, warum er Fleisch nicht vertrug. Das war eine Sache, über die er noch nicht bereit war zu reden. Dea ahnte, das es mit dem Herz damals im Wald zu tun hatte und damit, das er schwanger geworden war dadurch. Zumindest hatte sie es in einem ihrer Bücher so gelesen. Er war wohl fast am verhungern gewesen und hatte ein Lagerfeuer gefunden gehabt mit Fleisch darauf. Er rief und wartete und rief wieder, aber niemand hatte sich gemeldet und Loki war so hungrig gewesen, das er das Fleisch genommen und gegessen hatte. Es war ein geröstetes Frauenherz gewesen und er wurde davon schwanger und verbarg sich leidend in einer Höhle. Wie war das noch? Was hatte Loki damals zur Welt gebracht? Irgendwas hatte doch da gestanden, das er etwas furchtbares über die Welten gebracht hatte damit und fast bei der Geburt gestorben wäre?  Waren es Gnome und Orks? Irgendetwas hatte sie Mal darüber gelesen. Vielleicht hang es ja damit zusammen. Einmal mehr fragte sie sich, wie das möglich war, wenn Loki doch in den Körper eines Mannes gesteckt hatte. Ja, er war Gestaltenwandler, aber wie die Geschichte von Sleipnir erzählte, hatte er sich erst in eine Stute verwandeln müssen, um tragend zu werden. Wie war es also möglich, das er als Mann schwanger wurde? War es Magie gewesen? Sie fand darauf keine Antwort und wollte ihn auch nicht fragen. Vielleicht berührte ihn das zu sehr. Ob sie seine Mutter fragen sollte? Ja, das wäre wahrscheinlich besser, bevor sie ins Fettnäpfchen trat.
Loki war satt und zufrieden und schaute Dea:
„Wolltest du mir nicht zeigen, was Kaffee ist?“
Dea schaute ihn entgeistert an:
„Loki, Kaffee hat Koffein. Ich halte das für keine gute Idee.“
Loki setzte einen Hundeblick auf und Dea erschauderte. Himmel, was war dieser Gott süß! Na vielleicht eine halbe Tasse? Sie konnte bei diesem Blick einfach nicht nein sagen. Sie holte eine Tasse und schenkte ihm Kaffee ein. Völlig im Gedanken machte sie die Tasse doch ganz voll und ärgerte sich. Wie schaffte er das nur, sie immer wieder so zu verwirren, das er trotzdem alles von ihr bekam, was er wollte? Sie stellte ihn den Kaffee hin und gab ihm Milch und Zucker. Loki tat beides in den Kaffee und probierte. Lächelnd sah er sie an:
„Mmmhhh. Der ist gut. Dankeschön.“
Dea lächelte. Es freute sie ungemein, das Loki den Kaffee mochte. Sie beobachtete ihn. In manchen Momenten, wenn er glaubte, das es niemand sah, schweifte sein Blick ab und er schien über etwas nachzudenken. Etwas, was ihn traurig machte anscheinend. Sie fragte sich, was in seinem Kopf vor sich ging. Lag es an ihr? War sie nicht das, was er sich vorstellte? War er mit irgendwas unzufrieden? Musste sie irgendwas besser machen? Sie war ratlos.

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