Und Michael hatte Recht. Schon kurze Zeit später schlug Loki stöhnend die Augen auf:
„Au….. Verdammt……ich fühl mich, als wär ich verprügelt worden…..“
Michael lächelte ihn an und setzte sich auf die Kante des Sofas, wobei er drauf achtete Loki nicht zu berühren:
„Willkommen zurück unter den Lebenden. Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“
Loki schaute sich um und sah die Spritzen herumliegen und den Defibrillator seine smaragdgrüne Augen schauten Michael an, als Loki sich erinnerte, was geschehen war. Lokis Augen wurden traurig:
„Dea…..“
Der Arzt nickte:
„Sie hatte riesige Angst um dich. Im Moment ist sie in der Küche. Sie hat die Elektroschocks nicht mitbekommen. Ich habe sie vorher weg geschickt. Sie hat es nicht gesehen. Auch die Spritzen nicht. Du magst sie, hm?“
Loki überlegte kurz. Sollte er ehrlich sein? Konnte er dem Arzt vertrauen? Ärzte hatten immer eine Schweigepflicht, das hatte er irgendwo mal gelesen, deshalb nickte er:
„Ja. Mehr als wahrscheinlich gut für mich ist „
Michael regte sich und seufzte:
„Weiß sie davon? Hast du ihr das gesagt?“
Loki starrte ihn an, als hätte er gerade etwas unmögliches gesagt:
„Natürlich nicht. Kannst du dir das denn vorstellen? Ein Mensch und ein Gott? Was soll das bitte werden? Es hat sich noch nie ein Gott auf einen Menschen eingelassen. Da gibt es klare Regeln.“
Michael nickte bedächtig:
„Nun ja, da kenne ich mich nicht so gut aus, wahrscheinlich hast du Recht, was das angeht, aber aus Deas Erzählungen weiß ich auch, das du nicht unbedingt jemand bist, der sich immer an die Regeln hält. Warum dann jetzt?“
Loki schaute betroffen zur Seite:
„Das verstehst du nicht.“
„Dann erklär es mir!“, bat der Arzt.
Loki schaltete auf stur. Er wollte nicht preisgeben, was ihn hinderte, was ihn belastete, was in ihm Schmerzen auslöste, die niemand nachvollziehen konnte in einem Ausmaß, das er lieber tot als lebendig wäre, was es ihm unmöglich machte, auch nur den kleinsten Gedanken daran zuzulassen, je wieder mit einer Frau glücklich zu werden.
Michael ahnte, das Loki etwas quälte und er ging sehr behutsam vor. Er wusste, es musste etwas in Sachen Beziehung sein. So wie Loki sich verhielt, war es ein Verlust, den er erlitten hatte. Sanft fragte der Arzt:
„War sie hübsch?“
Loki schaute auf. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht:
„Das hübscheste Wesen im gesamten Weltenreich. Himmelblaue Augen, schwarze Haare, sanft, gutmütig, warmherzig, eine Figur……. Wahnsinn…….Ich hätte ihr jeden einzelnen Stern vom Himmel geholt.“
Michael schaute Loki an. Beschrieb er gerade Dea? Er räusperte sich:
„Das hört sich nach unserer Dea an……“
Loki nickte:
„Ja, sie sieht ihr zum verwechseln ähnlich. Es ist erstaunlich.“
Michael verstand langsam, warum Loki sie als Einzigste zu sich ließ. Das hing also damit zusammen! Er musste wissen, was geschehen war:
„Anscheinend wart ihr glücklich. Was ist passiert? Hast du sie verloren?“
Loki wurde traurig. In seinen Augen sah man Tränen. Er schluckte, man sah, das es ihm schwer fiel darüber zu reden:
„Es war toll mit ihr! Sie war wundervoll. Wir hatten ein kleines Haus, sie war schwanger, wir freuten uns auf unser erstes Kind und waren glücklich wie nie. Eines Abends, als wir von einem Spaziergang Heim kehrten, aßen wir Abendbrot. Wir wurden plötzlich sehr müde. Ich erinnere mich nicht, was dann geschah. Ich hab wie einen Filmriss. Als ich am Morgen wieder aufwachte, saß ich auf dem Boden, blutverschmiert, aber ich hatte keinerlei Wunden. Das Blut kam von meiner Frau. Sie lag vor mir, tot, ermordet, genauso wie unser ungeborenes Kind. Ich schrie, ich konnte es nicht fassen. Zittrig und völlig fertig kroch ich zu ihnen, nahm sie in meine Arme und weinte. Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß. Irgendwann fanden mich meine Mutter und mein Bruder. Ich hielt sie immernoch weinend in den Armen und bekam kaum mit, das meine Mutter und mein Bruder da waren. Man versuchte mich von meiner toten Familie zu trennen, schaffte es aber kaum. Ich steigerte mich so sehr hinein, das ich ohnmächtig wurde. In den darauffolgenden Tagen war ich kaum ansprechbar. Das Broken Heart Syndrom wurde diagnostiziert und niemand rechnete damit, das ich es überleben würde. Ich hatte kaum noch Lebensmut und wäre lieber tot als lebendig gewesen, nur um wieder bei meiner kleinen Familie sein zu können, aber man musste mich ja unbedingt retten.“
Loki schlug mit der Faust wütend auf die Couch. Michael verstand ihn sehr gut. Es musste unheimlich schwer für Loki gewesen sein. Besänftigend sprach Michael ihn an:
„Loki, glaubst du an das Schicksal?“
Loki schaute ihn an, noch immer rollten die Tränen über seine Wangen, aber er nickte:
„Natürlich! Tantchen ist eine Norne! Sie webt die Zukunft in den Teppich des Schicksals. Skuld, weißt du?“
Michael nickte:
„Nun, wenn sie deine Tante ist, vielleicht war es ja Schicksal, das du Dea gefunden hast. Wenn deine Tante auch der Mythologie entstammt, kann sie doch sicherlich irgendwas. Ein Zeichen senden oder so? Hast du da nichts bemerkt?“
Loki dachte nach:
„Tantchen sendet Regenbögen, wenn man den richtigen Weg geht oder die richtige Vermutung hat. Aber nein……Mir hat sie nichts derartiges gesendet….“
Lokis Stimme hatte einen traurigen Ton, aber Michael sah etwas, was Loki nicht sah. Neben der Couch war ein Fenster. Man sah den strahlend blauen Himmel und die Sonne und mittendrin einen Regenbogen. Es war eindeutig ein Regenbogen, obwohl nicht eine einzige Wolke am Himmel war. Michael zeigte auf das Fenster:
„Und was ist das da? Regenbögen ohne Regen gibt es doch eigentlich nicht!“
Zum ersten Mal schaute Loki zum Fenster und plötzlich strahlte er:
„Tantchen schickt einen Regenbogen!“
Dann schaute er fragend Michael an:
„Dea?“
Michael zuckte mit den Schultern:
„Vielleicht ist sie dein Schicksal, Loki, deine zweite Chance, es gut zu machen, hier auf der Erde, bei uns Menschen.“
Loki überlegte und nickte:
„Vielleicht…….meinst du, sie mag mich?“
Michael lachte auf:
„Machst du Witze? Sie ist wahrscheinlich verrückt nach dir! Überleg doch mal, wie sehr sie dich verwöhnt!“
Loki lächelte. Ja, Michael hatte ja Recht! Sie las ihm jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie war bei ihm geblieben, obwohl sie wahrscheinlich selbst haufenweise eigene Verpflichtungen und Probleme hatte und sie hatte ihn ohne zu zögern in ihre Wohnung mitgenommen und ließ ihn hier wohnen, obwohl sie ihn ja eigentlich überhaupt nicht kannte, nur aus den Erzählungen und diese waren ja nicht sonderlich positiv.
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Let me die
FanfictionSie findet einen jungen Mann, der sich das Leben nehmen wollte und rettet ihn. Sie findet heraus wer er ist und will ihm helfen. Trotz ihrer Bemühungen nimmt das Schicksal erneut einen dramatischen Lauf und wieder bangt sie um sein Leben. Wird sie e...