Erinnerungen

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Dea lächelte und führte Loki in das Wohnzimmer:
„Vielleicht besser, wenn du dich noch ein bisschen ausruhst. Du siehst nicht so aus, als wärst du bereits wieder richtig fit.“
Loki nickte und gähnte müde:
„Bleibst du bei mir? Leistest du mir Gesellschaft?“
Dea nickte und Loki legte sich auf die Couch. Mit einer kurzen Handbewegung zog er Dea fest an sich, so das sie kurz erschrocken japste.
„Kuscheltier, schon vergessen?“
Dea musste lachen. Dieser Gott war doch unmöglich! Fest aneinander gekuschelt schlief Loki schnell ein. Dea betrachtete ihn. Er war wunderschön mit seinen roten Haaren und seiner Ausstrahlung. Man fühlte sich so warm und beschützt bei ihm, so geborgen, wie sie es noch nie erlebt hatte. Sanft berührte sie seine Brust. Sie spürte, wie sein Herz unter ihren Händen schlug. Ihr wurde bewusst, das sie sich bereits längst unsterblich in ihn verliebt hatte, in ihn, seine Art, sein Wesen, wie er war. Er war unglaublich sanft, so galant, so einfühlsam, er war alles, was sie sich wünschte, und  was sie nie zu hoffen gewagt hatte. Hier lag er, fest an sie gekuschelt. Und er? Anscheinend empfand er genauso, oder wie sollte sie seinen Kuss in der Küche sonst verstehen? Auch in ihm keimte anscheinend Liebe. Liebe zu ihr. Tatsächlich zu ihr! Dea konnte es kaum fassen! Zärtlich streichelte sie ihm über die Brust. Gott, er war so perfekt! Ihre Finger glitten etwas tiefer. Sein Bauch war flach, leicht muskulös. Neugierig betrachtete sie ihn weiter, denn sein Shirt war verrutscht. Unter dem Bauch schien eine Narbe zu sein. Vorsichtig und forschend strich sie darüber. Ja, anscheinend war es eine Narbe, aber woher? Sie zog sich von einer Seite der Hüfte zur anderen. Warum war sie so groß? Was war ihm passiert? Sie schob den Bund der Hose etwas  herunter um die Narbe besser sehen zu können, als sich plötzlich eine Hand auf die ihre legte und Loki sie flehend ansah:
„Nicht, bitte….“
Dea schaute Loki an. Himmel, dachte er tatsächlich, sie würde mit ihm schlafen wollen? Seine Mutter hatte Recht gehabt, er war noch nicht so weit. Er brauchte Zeit. Sie streichelte seine Wange:
„Nicht doch…..ich wollte nicht……ich…..nicht falsch verstehen. Aber du hast da eine Narbe, ich wollte mir nur die Narbe ansehen. Ich wollte nicht noch tiefer, wirklich nicht!“
Loki atmete tief ein, er zog den Hosenbund etwas runter und man sah die Narbe, die rot- lila leuchtete.
Dea strich vorsichtig darüber:
„Warum ist sie so groß? Was ist dir passiert?“
Loki lächelte:
„Nichts besonderes, man hat mich aufgeschnitten. Ihr Menschen nennt es, glaub ich, Kaiserschnitt.“
Dea staunte:
„Du warst nochmal schwanger? Davon steht garnichts in den Büchern.“
Loki seufzte:
„Steht ja auch nicht immer alles in den Büchern. Ja, ich war nochmals schwanger, ungewollt. Lange Geschichte. Es lebt in Asgard, im Palast. Ich hab kaum Kontakt zu ihr.“
Dea spürte, das er eigentlich nicht darüber reden wollte. Sie küsste liebevoll seine Wange:
„Schlimme Erinnerung?“
Er brummte müde :
„Mmmhhh…“
Einmal mehr fragte sie sich, wie das möglich war, Loki war ein Mann, oder etwa nicht? Hatte er die Gestalt geändert? Sie wusste, er hatte eine Zeitlang als Frau gelebt. Entsprang es aus dieser Zeit? Als er eine Frau gewesen war? Aber warum war sein Kind dann in Asgard? Anscheinend hatte er auch nicht wirklich einen Bezug zu seinem Kind. Sie hatte ihn sich immer als guten, Liebenden Vater vorgestellt. Was war geschehen, das er zu seinem Kind keinen Bezug aufbauen konnte? Sie wünschte sich, es ergründen zu können, doch anscheinend brauchte das noch Zeit. Loki kuschelte sich an, er küsste sie, aber zu mehr war er anscheinend noch nicht bereit. Sie musste abwarten, um ihre Antworten auf die vielen Fragen zu bekommen. Mit tausenden Gedanken im Kopf schlief sie in seinen Armen ein, ihre Hand lag auf seinem Herz. Sie spürte es schlagen und es beruhigte sie, so das sie immer tiefer in den Schlaf glitt. Im Schlaf ist vieles viel leichter, sagt man. Auch Schwingungen und Erinnerungen aufzunehmen. Dea fühlte sich während dessen eingehüllt wie in einer warmen Decke. Die Wärme von Loki, die Energien, die er abstrahlte  den Duft, den er verströmte, all das hüllte sie ein und ließ sie in Träume sinken. Sie sah im Traum Asgard vor sich. Der Palast zog sie magisch an, als würde er ein Geheimnis Bergen, das sie unbedingt ergründen musste. Im Palast selbst war sie erstaunt über den Glanz und die Pracht, die dort herrschte. Diener eilten durch die Gänge der hellen Flure. Der wunderschön beige Teppich mit verschiedenen Tieren und Wesen als Abbild, schluckte die Geräusche ihrer Schritte. An den Wänden waren Malereien von Blumen und Pflanzen in sanften Pastellfarben. An der Decke zogen wunderschöne goldene Stuckbögen sich von einem Gang in den nächsten. Staunend betrachtete Dea alles. Noch nie hatte sie eine solche Pracht gesehen. Alles schien von innen heraus zu leuchten.
Etwas zog an ihr und mit einem Ruck stand sie in einem Raum. Sie war verwirrt. Wie war sie hier her gekommen? Sie sah sich um. Der Raum war abgedunkelt. Die schweren, bluttoten Vorhänge waren geschlossen. Der Raum wirkte finster. Man sah goldenen Verzierungen an den Wänden. Das Muster waren eher Spiralen und Kreise vor einer hellen Wand. In der Mitte stand ein kleiner, runder Tisch, an ihm zwei Personen. Dea ging vorsichtig näher. Sie wollte wissen, wer dort an dem Tisch saß. Obwohl sie immer näher kam, schienen die beiden Personen sie nicht zu bemerken. Sie ging noch näher heran und erkannte Loki, der traurig und gezeichnet aussah. Bei dem anderen, der direkt ganz nah bei ihm saß, musste sie nicht sehr lange überlegen. Weißes, längeres Haar, weißer Bart, nur ein Auge, das musste Odin sein, der Göttervater! Er hatte Hugin und Munin an seinem Platz mit sitzen, hatte eine Hakennase und war wesentlich älter als Loki. Das war definitiv Odin! Aber beide schienen sie nicht zu bemerken, als wäre sie ein unsichtbarer Zuschauer. Loki hatte ein Horn in der Hand, aus dem er trank und Odin sorgte dafür, das es immer gefüllt war. Auch er hatte ein Horn in der Hand, aber er trank nur sehr wenig daraus und schenkte kaum nach. Die Beiden sprachen über Lokis Suche nach dem Wesen, das er geschenkt bekommen hatte. Loki klang hoffnungslos. Anscheinend war es eine Erinnerung! An das, was geschehen war, als er zurück kam von seiner Suche nach ihr. Loki entschuldigte sich und ging sich kurz erleichtern. Odin klappte seinen Siegelring auf und kippte ein Pulver in Lokis Getränk, das sich augenblicklich auflöste. Als Loki wieder zurück kam, bemerkte dieser nicht, was geschehen war. Er setzte sein Horn an und Dea wollte es ihm aus der Hand schlagen. Ihre Hand aber berührte das Horn nicht mal. Sie ging durch, als wäre sie ein Geist. Dea bebte:
„Nicht! Loki! Nein!“
Aber er hörte sie nicht und trank. Jetzt begriff sie, das sie nur Zuschauer war. Zuschauer einer Erinnerung. Er zeigte ihr, was geschehen war. Bewusst oder unbewusst. Nur kurz danach wirkte Loki als sei er stark betrunken und sehr benebelt. Odin lächelte schmierig und fasste ihm zwischen die Beine. Von Loki kam keine Gegenwehr. Zu stark wirkte das Pulver. Dea schrie Odin an, er solle die Finger von Loki lassen, doch da wurde sie auch schon aus dem Raum geschleudert und wachte Schweiß gebadet wieder auf. Geschockt sah sie den noch  schlafenden Loki an. Das war es also? Das war ihm wiederfahren? Oder war es nur ein böser Traum? In ihrem Inneren spürte sie, das dies nicht nur ein Traum war. Sie hatte Tränen in den Augen. Himmel, Laufey hatte Recht. Er war auf jeden erdenkliche Weise gequält worden. War das der Grund, warum er noch nicht bereit war für sie? Warum er schwanger geworden war? Aber auch in dieser Erinnerung war Loki ein Mann. Hatte Odin ihn dazu gebracht eine Frau zu werden? Wie war das sonst zu erklären, das er schwanger geworden war?  Grübelnd blickte sie Loki an, der anscheinend tief und fest schlief, was kein Wunder war nach all dem erlebten. Stutzig legte sie ihren Kopf auf seine Brust.

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