Süßigkeiten und ein Anfang

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Sie waren beim Automaten angekommen und Dea holte sich etwas. Sie sah Laufey fragend an und diese verstand die stumme Frage:
„Ja, hol ihm ruhig etwas. Schau Mal, dort sind Riegel mit weißem Nougat. Die mag er richtig gern. Es sind Nüsse drin und Honig. Etwas, was er liebt. Er isst sowieso zu wenig. Du siehst ja selbst, wie dünn er ist. Das kommt von seinen Erlebnissen. Er hat ein verzerrtes Bild von sich selbst. Das wirkt sich auf sein Essverhalten aus. Weißt du, solche Erlebnisse, wie , das man fast am verhungern ist, dann etwas zu Essen findet und davon schwanger wird und wo es einem richtig schlecht hinterher geht, sowas prägt.  Mittlerweile hat er so etwas wie eine  restriktive Anorexie. Er ist extrem wählerisch mit dem Essen, will kein Gramm zunehmen, wenn er seiner Meinung nach zu viel gegessen hat, hungert er oft tagelang. Man bekommt ihn dann nicht überredet etwas zu sich zu nehmen, wodurch er oft krank wird, leider. Er ist mein größtes Sorgenkind.“
Dea sah Laufey mitleidig an. Das hatte sie nicht geahnt. Sie dachte, Loki war von Natur aus so dünn und nahm einfach nicht zu, weil sein Gewicht sich nicht veränderte wie bei Menschen, weil er ein Gott war. Mit einer Essstörung , und noch dazu mit einer solch dramatischen, hatte sie am allerwenigsten gerechnet. Schnell stopfte sie Münzen in den Automaten und zog einen Riegel weißes Nougat nach den anderen heraus . Sie gab nicht eher Ruhe, ehe der Automat keine mehr vorrätig hatte. Danach stopfte sie alle Riegel in ihre Taschen und zog Riesencookies aus dem Automaten. Sie würde ihn schon zum Essen kriegen! Garantiert! Kein Wunder, er so zerbrechlich wirkte, wenn er so krank war! Das musste sich unbedingt ändern! Laufey sah es mit Freuden  und wusste: Ihr Sohn war in den besten Händen! Dea würde sich kümmern um ihn, damit er wieder auf die Beine kam und sie würde ihn vor der Psychiatrie bewahren, da war sie sich ganz sicher!
Als Dea endlich mit dem Automaten fertig war und sich auf den Rückweg machen wollte, verabschiedete sich Laufey von ihr:
„Geh nur allein, er ist im Moment sowieso von mir genervt. Ich komme ein anderes Mal wieder. Bis zum nächsten Mal!“
Dea nickte und schon war Laufey auch schon verschwunden und sie selbst stand vor Lokis Zimmer auf der Intensiv. Sie fragte erst gar nicht. Sicherlich eine Freundlichkeit seiner Mutter.
Dea öffnete die Tür und sah, das Loki bereits ungeduldig wartete. Als er sie erblickte sah sie ein leichtes Lächeln über sein Gesicht huschen. Sie ging zu ihm und d setzte sich auf die Bettkante. Aus ihrer Tasche zog sie einen Riegel aus weißen Nougat und reichte ihn Loki:
„Schau mal! Hab ich dir mitgebracht.Ich dachte, du magst sowas vielleicht.“
Für einen ganz kurzen Augenblick nur strahlte Loki übers ganze Gesicht während er den Riegel entgegen nahm. Fast schon ungeduldig packte er ihn auf und hatte ihn innerhalb von Sekunden verputzt. Dea schaute ihn erstaunt an:
„Meine Güte, hast du einen Hunger! Wie lang hast du denn schon nichts mehr gegessen?“
„So eine Woche oder so.“, bekam sie als Antwort in einem gleichgültigen Ton.
Eine Woche! Himmel, er musste ja richtig ausgehungert sein! Kaum vorstellbar!
In diesem Moment war sie froh, das sie nochmal mit Laufey beim Automaten gewesen war. So hatte sie immerhin 2 Sandwiches. 2 würde sie sowieso nicht schaffen, also beschloss sie mit ihm zu teilen. Sie  reichte  ihm ein Sandwich, aber er sah davon eher angeekelt aus. Es musste ihr was einfallen! Die zündende Idee ließ nicht lange auf sich warten:
„Bevor du gleich nein sagst: kennst du geschmolzenen Käse?“
Loki verneinte und sie fuhr fort:
„Du bist doch ein Feuergott. Kannst du das Sandwich in deinen Händen rösten, so das der Käse darin weich wird?“
Loki nickte, nahm das Sandwich in die Hände und innerhalb kürzester Zeit duftete es nach geschmolzenen Käse. Als er ihr das Sandwich wiedergab war es heiß und goldbraun. Sie drückte ihm das zweite Sandwich in die Hand und er machte das selbe damit.
„Das riecht gut.“, meinte er und wollte es ihr zurück geben, sie aber verneinte:
„Das ist deins. Probier es. Es schmeckt gut!“
Zaghaft schaute Loki das Sandwich in seinen Händen an und biss vorsichtig hinein. Er begann zu lächeln und Dea hätte schmelzen können.
„Das ist gut…. Richtig gut!“, meinte er kauend und hatte es auch schon verputzt.
Dea lächelte und drückte ihm ihres auch noch in die Hand, was zu einem Protest führte:
„Du musst auch essen, du bist ein Mensch!“
Dea würde ganz warm ums Herz. Sorgte er sich etwas gerade um sie? Sie lächelte ihn an und kramte in ihren Taschen. Nach und nach lagen unzählige Nougat Riegel, Cookies, Waffeln, Colas und Gummibärchen auf dem Bett. Dea hatte keine Ahnung  wie das alles in ihre Taschen gekommen war, aber sie hatte da so einen Verdacht, das seine Mutter daran nicht so ganz unschuldig gewesen war. Dea grinste, als sie Lokis erstaunten Blick sah:
„Das sollte für uns zwei doch reichen, meinst du nicht?“
Er wühlte in den Packungen herum und besah sich einige neugierig :
„Du gibst zu viel Geld aus für mich. Das solltest du nicht. Du musst doch hier überleben.“
Dea nahm ihm eine Packung Gummibärchen aus der Hand und öffnete sie, sie nahm einen grünen heraus:
„Das war wahrscheinlich deine Mom. Also mach dir darüber mal keine Sorgen. Mund auf, das sind die leckersten!“
Loki öffnete den Mund, aber eher um etwas zu erwidern, Dea nutzte die Chance und stopfte ihm das Gummibärchen in den Mund. Verdattert sah er sie an, als könnte er nicht glauben, was sie gerade getan hatte, dann aber schloss sich sein Mund und er lächelte während er kaute.
„Das ist eine Süßigkeit!“, stellte er erstaunt fest.
Dea lächelte ihn liebevoll an:
„Ja, Gummibärchen. Kennst du die nicht?“
Loki wirkte traurig und nachdenklich und fast tat es Dea leid, das sie ihm gefragt hatte. Aber er griff in die Tüte und holte sich ein rotes heraus, betrachtete es und sagte:
„Nein, ich kenne vieles hier nicht. Ich war sehr lange eingesperrt, weißt du. Ich bin sozusagen neu hier in Midgard.“
Dea lächelte aufmunternd während er sich das Gummibärchen in den Mund steckte:
„Nicht so schlimm, ich kann dir ja alles zeigen und erklären. Vor wie vielen Jahren warst du denn das letzte Mal hier?“
Loki überlegte während er eine Coladose nahm und sie betrachtete:
„Ich glaub das war im Jahre 1630. Welches Jahr haben wir denn jetzt hier in Midgard?“
Dea sah Loki erstaunt an:
„Wir haben das Jahr 2024. Du warst vor fast 400 Jahren das letzte Mal hier?“
Loki nickte, Dea nahm sich eine Dose und zeigte Loki, wie man sie öffnete. Loki machte es ihr nach bei seiner Dose und es spritzte zu allen Seiten. Überrascht sah Loki Dea an. Diese schaute ihn entgeistert an:
„Hast du die geschüttelt?“
Loki nickte:
„Natürlich. Ich wollte wissen, was drin ist.“
Dea konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und Loki sah sie fragend an. Dea nahm eine neue Dose, öffnete sie und hielt sie ihm hin:
„Das ist Cola, ein Getränk. Es enthält Kohlensäure. Wenn du es schüttelst spritzt es, so wie eben.“
Dea stand auf und wollte alles sauber machen, als Loki sie zurück hielt. Er bewegte einmal seine Hand und alles war sauber. Sie staunte:
„Echt, den Trick musst du mir mal zeigen. Den könnte ich wirklich gebrauchen. Bei mir sieht es manchmal aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.“
Loki sah sie an:
„Du wohnst hier in der Gegend?“
Dea nickte:
„Ja, nicht weit von hier. In  der Strasse wo ich dich gefunden habe. Ich wollte gerade nach Hause.“
„Nach Hause…..“, flüsterte Loki und wurde traurig.
Dea nahm seine Hand und schaute ihn an:
„Kannst du nicht nach Hause?“
Loki holte tief Luft und schüttelte  tief betrübt den Kopf:
„Nein, noch nicht. Ist schwierig zu erklären, aber es geht im Moment nicht.“
Dea hätte zu gern nachgehakt, warum nicht, aber sie wollte Loki nicht noch trauriger machen. Statt dessen reichte sie  ihm einen Cookie:
„Du weißt nicht, wohin du sollst, wen du hier raus kommst, hm? Wo warst du denn  vorher untergekommen?“
Loki nahm den Cookie und biss hinein. Ein zufriedener Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Anscheinend schmeckte ihm der Cookie:
„Ich war unter der Brücke, drei Straßen weiter. Da war es einigermaßen ruhig. Keine stinkenden Blechdosen, keine blinkenden Lichter oder Kisten mit Menschen drin.“
Stinkenden Blechdosen? Meinte er Autos? Blinkende Lichter, ja, die gab es hier zu Hauf, aber Kisten in denen Menschen waren?

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