Der Psychiater

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Ihr Gespräch wurde von einem Klopfen an der Tür jäh unterbrochen. Der Psychiater kam herein. Er hatte graues,  schütteres Haar, das zu allen Seiten stand,  verwaschene  grau-blaue Augen, eine Brille auf der etwas zu spitz geratenen Nase, ein rundes, freundliches Gesicht, aber er war klein und leicht korpulent. Der weiße Kittel war unverschlossen und das Hemd unordentlich in der Hose verstaut. Er machte eher den Eindruck eines verwirrten Professors. Er blieb an der Tür stehen und schaute zu Loki und Dea:
„Guten Tag! Mein Name ist Mr Kratter. Ich bin Psychiater und soll Ihren Gesundheitszustand einschätzen. Darf ich näher kommen?“
Seine Stimme hatte etwas von Dr. Dollittle aus der Zeichentrickserie, die sie als Kind immer gesehen hatte, dachte Dea bei sich und lächelte. Er war ihr sofort sympathisch, so ruhig und sanft, wie er sprach.
Loki nickte unsicher. Dea ergriff seine Hand und flüsterte:
„Wir schaffen das schon!“
Der Psychiater kam etwas näher, stoppte aber sofort, als er bemerkte, das Lokis Blick dunkler wurde. Er war etwa einen Meter Bett entfernt und nickte:
„Gut, ich bleibe hier stehen. Wir können uns auch von hier aus unterhalten. Wissen Sie, warum Sie hier sind?“
Loki nickte, sagte aber nichts.
Der Psychiater fuhr fort:
„Wir gehen davon aus, das Sie sich selbst die Wunden an ihren Handgelenken zugefügt haben.“
Loki blickte Mr  Kratter trotzig  an:
„Ich war das nicht!“
Der Psychologe schaute überrascht und Loki sprach auch schon weiter:
„Fragen Sie doch mal meine Ex- Frau! Ich war mit ihr Kaffee trinken, danach erinnere ich mich nur noch, das ich hier im Krankenhaus aufgewacht bin. Ihr käme es sehr gelegen, wenn ich weg gesperrt werde. Ich könnte sie dann nicht mehr zwingen, das ich meine Kinder sehen darf!“
Der Psychiater überlegte. Sagte sein Patient ihm die Wahrheit? Wenn ja lag hier ein Verbrechen vor und kein versuchter Selbstmord.
Loki holte tief Luft und sagte leise:
„Dea ist meine Zeugin. Fragen Sie sie, in welcher Hand ich die Scherbe hielt als sie mich bewusstlos fand  und fragen Sie die Mediziner, ob die Wunden gleichmäßig sind……“
Dea überlegte:
„Die Scherbe war in deiner linken Hand.“
Der Psychiater nickte, ging  aber nicht weiter darauf ein. Stattdessen fragte er, wo Loki bleiben würde, wenn er entlassen werden würde und er lauschte, was Loki und Dea ihm erzählten. Mitten in diesem Gespräch warf er plötzlich einen kleinen Ball auf Loki, der ihn mit der rechten Hand fing. Er nickte, verabschiedete sich und verließ den Raum während Dea Loki verwirrt anschaute.
Loki lehnte sich langsam zurück und atmete tief ein:
„Er hat getestet, ob ich wirklich Rechtshändler bin. Ich denke, wir haben es geschafft. Ich darf wahrscheinlich mit dir gehen.“
Dea hoffte inständig, das Loki Recht behielt, aber anscheinend brauchte sie sich keine Sorgen machen, denn schon kurze Zeit später klopfte es erneut und ein Mann trat ins Zimmer. Er stellte sich vor als Kommissar der Kriminalpolizei und hatte einige Fragen an Loki. Wann er Kaffee getrunken hatte mit seiner Ex-Frau  wie diese hieß, an was er sich erinnern konnte. Loki beantwortete die Fragen alle, dann ging der Beamte wieder. Dea war glücklich. Das bedeute, das man Loki geglaubt hatte und er nicht in die Psychiatrie musste, sondern mit ihr nach Hause kam! Dea war so erleichtert darüber, das sie dem überraschten Loki im den Hals fiel und ihn an sich drückte. Völlig überfordert mit der plötzlichen Situation hatten sich seine Hände in der Luft verkrampft. Ganz langsam nur legten sich seine Arme vorsichtig um sie, wobei die Handflächen sie nicht berührten. Das machte Dea aber nichts aus. Er versuchte es, das zählte! Nach einigen Minuten ließ sie ihn wieder los:
„ Entschuldige…..ich freu mich nur so!“

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