Das Verhängnis nimmt seinen Lauf

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Sie gingen ins Café während ihr Ex ihr die Tür auf hielt. Drinnen setzten sie sich an einen Tisch und bestellten einen Kaffee. Dea sah ihren Ex an, der vor Freude strahlte:
„Ich habe wirklich nur maximal 15 Minuten, dann muss ich unbedingt wieder zurück. Ich muss noch sehr viel erledigen.“
Ihr Ex nickte:
„Nur einen Kaffee, wirklich! Ich wollte dir doch unbedingt erzählen, das ich wieder einen Job habe. Drüben in der Werbeagentur! Stell dir vor, sie fanden meine Entwürfe fantastisch und ich soll schon nächste Woche anfangen! Ich bin absolut aufgeregt und musste es unbedingt jemanden erzählen.“
Dea lächelte:
„Das ist ja wundervoll! Das ist genau der Job, den du immer so gern wolltest. Ich habe dir ja gesagt, du schaffst das. Du brauchtest eben nur Mut!“
Ihr Kaffee würde serviert und ihr Ex lächelte verlegen:
„Ja, du hattest Recht. Aber da ist noch etwas. Etwas, was ich dir unbedingt sagen muss.“
Dea verdrehte die Augen:
„John, wir waren uns einig, das das mit uns nichts mehr wird, Nur gute Freunde war ausgemacht!“
Beschwichtigend hob John die Hände:
„Nein…..Nicht doch, nicht das, was du jetzt denkst. Ich weiß jetzt  warum es zwischen uns nicht geklappt hat! Ich möchte damit nicht hinter dem Berg halten, weil es mich glücklich macht. Also nicht, das wir auseinander sind, versteh das bitte nicht falsch. Nein, das ich gemerkt habe, was mir gut tut. Ich möchte dir jemanden vorstellen, wenn du erlaubst.“
Dea nickte und rechnete mit einer Blondine, die eine gewisse Oberweite hatte im knappen, schweinchenrosa Kleidchen mit lackierten Nägeln, Quickestimme und hochgetürmter Frisur, die aus einer Haarspraywerbung stammen könnte, während John aufstand und kurz winkte, dann setzte er sich wieder. Dea blickte in die Richtung, in die John gewinkt hatte und verschluckte sich an ihrem Kaffee. Hustend registrierte sie wie ein Mann in einem Anzug auf sie drauf zukam und beide offen anlächelte. Er gab Dea die Hand :
„Hallo, ich bin Henry, der Freund von John.“
Es dauerte etwas, ehe Dea ihre Sprache wiedergefunden hatte und sie den Mund wieder schloss. Zog sie die richtigen Schlüsse? Sollte sie nochmal nachfragen, ob sie John und Henry richtig verstanden hatte? Wie sie feststellte, war das allerdings nicht nötig, denn Henry setzte sich bereits neben John und begrüßte diesen mit einen kurzen Kuss. Erneut stand Dea der Mund auf. Sie war ja sonst nicht so wortkarg, aber das verschlug ihr doch etwas die Sprache. John grinste:
„Du siehst geschockt aus.“
Dea schüttelte den Kopf und fand endlich ihre Worte wieder:
„Nein….. Ich….Das hätte ich nur am allerwenigsten erwartet. Du bist also nur mit Männern glücklich. Das erklärt einiges, was in unserer Beziehung nicht gelaufen ist. Kein Wunder, das wir nicht zusammen gepasst haben. Aber es freut mich, das du jemanden gefunden hast, der dich glücklich macht. Das ist schön.“
Aus einem Kaffee wurden zwei, noch ein Stück Kuchen während man sich angeregt unterhielt. Es vergingen 15 Minuten, 20, 40, bis Dea auf die Uhr schaute und sich erschrak. Fast eine Stunde war vergangen! Hastig verabschiedete sie sich und versprach beim nächsten Treffen etwas mehr Zeit zu haben. Schnell verließ sie das Café und lief über die Straße. So schnell sie konnte betrat sie das Haus, in dem sie wohnte und rannte die Treppen zur fünften Etage hoch. Nervös schloss sie ihre Tür auf. Sie rief schon als die Tür auf schwang:
„Ich bin wieder da! Etwas spät, ich weiß, es tut mir leid.“
Dea betrat den Flur und lauschte. Es kam keine Antwort. Schlief Loki? Leise ging sie ins Wohnzimmer. Die Bettwäsche auf der Schlafcouch lag ordentlich zusammengelegt, der Monitor stand auf dem Tisch, keine Spur von Loki. Sie klopfte  an die Badezimmertür. Keine Antwort. Die Tür war nicht verriegelt. Sie öffnete die Tür, aber das Bad war leer. Die Küche und das Schlafzimmer ebenso. Egal in welches Zimmer sie schaute, von Loki keine Spur. Sie lehnte sich an die Flurwand und rutschte diese herunter bis sie saß:
„Ich hab’s versaut…….Ich hab es einfach versaut!“
Verzweifelt schaute sie sich um. Gab es irgendein Hinweis, wohin er gegangen war? Es war alles ordentlich weggeräumt……keine Nachricht, nichts was darauf hindeutet, wo er war, als ihr Blick in Richtung Badezimmer ging und ihr etwas auffiel, dadurch das sie auf dem Boden saß. Da lag etwas! Etwas rundes, kleines, dunkles. Sie stand auf, ging hin und hob es auf um es anzusehen. Es war eine Tablette! In blau…..Ihr stockte der Atem. Sie kannte diese Tabletten! Es waren ihre! Sie hatte sie verschrieben bekommen, weil sie oft nicht hatte schlafen können. Panisch ging sie ins Bad und öffnete den Medizinschrank. Geschockt  schlug sie die Hände vor den Mund. Sie waren weg! Zwei große Packungen Schlaftabletten waren verschwunden!
„Nein, bitte nicht!“, entfuhr es ihr.
Was hatte er gesagt gehabt im Krankenhaus? Er war vorher unter einer Brücke gewesen, unweit von hier, weil es dort so leise war……In der Nähe gab es drei Brücken, welches war die Richtige? Unter einer verlief die Eisenbahn, die konnte sie wahrscheinlich ausschließen. Blieben noch zwei. Unter der einen war ein Fluss und unter der anderen ein Naturschutzgebiet mit tiefen Schluchten. Welche von denen war es? Das Naturschutzgebiet war sicherlich am ruhigsten, aber es war auch riesig. Wie sollte sie ihn da finden? Die Polizei konnte sie nicht einschalten. Was sollte sie denn sagen? Ein Gott begeht Selbstmord? Außerdem war es zu gefährlich. Wenn aufflog was er war drohten ihm die Labore. Menschen waren in den Sachen widerlich. Sie tat, was ihr das sinnvollste erschien in dieser Situation: Sie rief nach Laufey, seiner Mutter! Vielleicht konnte sie ja helfen! Sie musste! Es musste funktionieren!
Keine zwei Sekunden später stand Laufey neben Dea und schaute sie an:
„Du siehst besorgt aus. Ist etwas passiert?“
Dea konnte die Tränen einfach nicht mehr zurück halten. Schluchzend erklärte sie Laufey die Situation:
„Ich habe mich mit meinem Ex getroffen, unten im Café. Es war für Loki in Ordnung. Ich habe gesagt, es dauert eine viertel Stunde, es wurde aber eine ganze. Als ich wieder kam, war Loki fort und die Schlaftabletten auch. Laufey, wir müssen ihn finden! Himmel, ich hätte ihn nie alleine lassen dürfen! Wenn ihm nun etwas passiert?“
Laufey sah sie besorgt an. Sie ahnte, was in Loki vorgegangen war. Er hatte höchstwahrscheinlich die falschen Schlüsse gezogen und in seiner Depression konnte das zu einem Kurzschluss führen.
Dea hob die Hände, als sie Laufeys Reaktion falsch verstand:
„Nein, da ist nichts mehr zwischen mir und meinem Ex. Wir sind nur gute Freunde! Er ist schwul und hat einen Partner, wirklich!“
Laufey nickte seufzend:
„Wahrscheinlich hat Loki alles missverstanden und in seiner Depression wieder alles schlimmer gesehen als es ist. Ich weiß, wo er ist, alarmier Michael! Er soll zum Fuße der Schlucht kommen, da wo die kleine Höhle ist. Ich habe ein ungutes Gefühl. Wir sollten uns beeilen!“
Dea rief den Arzt an und erklärte knapp die Situation. Er versprach dort hin zu kommen und sich zu beeilen. Sie sollten Loki unter allen Umständen wach halten wenn sie ihn  fanden bis er kam.

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