Loki wankte, es war zu viel gewesen. Dea versuchte ihn zu stützen, was garnicht so einfach war. Er war zwar sehr schlank, aber er überragte sie auch mindestens um eine Kopf-Länge. Behutsam brachte sie ihn zurück ins Bett und sah dann erst seine Tränen, als er bereits wieder lag. Ihn weinen zu sehen tat ihr in der Seele weh. Diese Sigyn hatte ihn zum weinen gebracht und Dea wollte ihr nachträglich dafür noch gern an die Gurgel gehen. Was erlaubte sich diese eingebildete Zimtzicke überhaupt? Sanft nahm Dea Lokis Hand und wischte ihn vorsichtig eine Träne von der Wange:
„Nicht weinen, bitte. Wir schaffen das schon. Ich helfe dir. Sie kann dir doch nicht deine Kinder vorenthalten. Das geht nicht. Wir finden eine Lösung, versprochen!“
Loki nickte abwesen, sagte aber nichts.
Die Ärzte kamen herein gelaufen, weil die Apparate der Überwachung Alarm geschlagen haben. Sie staunten, das Loki sich die Kontakte abgemacht hatte, verkabelten ihn neu und gaben ihm ein Beruhigungsmittel bin dem er einschlief.
Dea nutzte die kurze Zeit und fragte nach einem Snackautomaten, sie hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen und wollte sich eine Kleinigkeit und einen Kaffee holen während er schlief. Eine Krankenschwester erklärte ihr den Weg und sie lief los und beeilte sich. Sie wollte so schnell wie möglich wieder bei ihm sein. Allerdings musste sie eine ziemliche Strecke zurück legen, denn die Automaten waren am anderen Ende des Krankenhauses. Es schien ewig zu dauern, ehe sie angekommen war. Schnell holte sie sich einige Sachen raus und machte sich sofort wieder auf den Rückweg.
Irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl in der Magengegend und sie rannte durch die Gänge des Krankenhauses. Sie musste zurück! Sofort! Irgendetwas drängte sie, sich zu beeilen um wieder bei Loki zu sein. Die Fahrstühle der Etagen waren quälend langsam, wie es ihr vorkam. Endlich ratterte die Tür des Fahrstuhls wieder auf und sie schlüpfte hinaus, rannte den Gang entlang zur Intensiv und klingelte ungeduldig. Es schien ihr eine halbe Ewigkeit zu dauern, ehe die Tür brummte und sie eintreten konnte. So schnell sie konnte steuerte sie Lokis Zimmer an. Schon vom weiten sah sie die hektischen Ärzte, die in das Zimmer stürmten.
„Nein! Bitte nicht!“, enfuhr es ihr.
Tränen brannten in ihren Augen, in ihrem Hals saß ein Kloß. Sie rannte los direkt in Lokis Zimmer und erstarrte. Die Bandagen, die er um den Handgelenken gehabt hatte lagen am Boden, alles war voller Blut während die Ärzte versuchten die Blutung seiner Pulsadern zu stoppen. Sie legten neue Druckverbände, hielten seine Arme hoch, gaben ihm Infusionen, während er mit geschlossenen Augen da lag wie eine leblose, wächserne Puppe. Dea eilte zu ihm ans Kopfende. Ihre zittrige Hand strich zärtlich über sein Haar:
„Nein……ich war doch nur 10 Minuten fort…….was ist passiert?“
Einer der Ärzte sah die weinende Dea an:
„Er hat ein Glas zerbrochen und hat sich die zwei größten Scherben in die Pulsadern gerammt und wieder heraus gezogen.“
Dea schluchzte auf. Ihr Herz brannte. Sie hätte da sein müssen für ihn! Sia hatte es versprochen! Mit tränenerstickter Stimme fragte sie:
„Wird er wieder gesund?“
Einer der Ärzte nickte:
„Ja, wir haben es rechtzeitig bemerkt. Er hat nicht so viel Blut wie das letzte Mal verloren. Er sollte schon bald wieder aufwachen.“
Dea atmete innerlich auf. Sie verfluchte Sigyn insgeheim. Bestimmt hatte er es wieder wegen ihr versucht zu sterben. Sie war überzeugt, das sie ihn in den Tod treiben wollte und sie hätte es fast geschafft. Dea streichelte sanft sein Haar. Er war ganz blass und hatte dunkle Ränder unter den Augen. Sie wünschte, sie könnte mehr tun für ihn, aber sie konnte nur für ihn da sein.
Endlich waren die Ärzte fertig und gingen. Schon kurze Zeit später öffnete er die Augen und sah sie an. Seine Stimme war ganz rau und kratzig:
„Du bist da………“
Dea lächelte unter Tränen und war erleichtert, das er wach war:
„Natürlich bin ich hier! Was machst du denn für Sachen, hm?“
„Du warst nicht da……….“
Sie schaute ihn an und fragte sich, was daran so wichtig war, das sie bei ihm war. Was hatte er nur mit ihr? Warum bestand er auf ihre Anwesenheit? Sie ergriff seine Hand:
„Ich habe mir nur etwas zu essen geholt und einen Kaffee. Du hast geschlafen. Loki, warum? Warum tust du dir etwas an? Warum willst du unbedingt sterben?“
Er drehte den Kopf zur Seite, schaute sie nicht an. Sanft legte sie einen Finger unter sein Kinn und zwang ihn vorsichtig sie anzusehen. Er hatte Tränen in den Augen, in denen sich der Schmerz der Welt spiegelte.
„Loki, bitte, rede mit mir! Wenn wir das nicht zusammen hinbekommen, stecken sie dich in die Klapsmühle! Ich will dir helfen!“
Tränen perlten von seinen Wangen und man spürte, wie sein Atem zitterte und er versuchte die Fassung zu bewahren, was ihm nur leidlich gelang. Dea reichte es, Gott oder nicht, er brauchte jemanden, der für ihn da war, der ihn liebevoll behandelte, ihn verstand, ihm Geborgenheit gab, Wärme, Zuwendung! Vorsichtig zog sie ihn in ihre Arme und drückte ihn sanft an sich:
„Sch…..es wird alles wieder gut……“
Sie spürte, wie Lokis Schultern verdächtig zuckten. Die Gefühle brachen sich Bahn und er weinte in ihren Armen bis die Tränen versiegten und er in ihren Armen eingeschlafen war. Sie hielt ihn fest, streichelte ihn, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und hoffte inständig, ihm so helfen zu können.
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Let me die
FanfictionSie findet einen jungen Mann, der sich das Leben nehmen wollte und rettet ihn. Sie findet heraus wer er ist und will ihm helfen. Trotz ihrer Bemühungen nimmt das Schicksal erneut einen dramatischen Lauf und wieder bangt sie um sein Leben. Wird sie e...