Hatte sich nicht sein Körper etwas verändert? Seine Brust schien viel weicher zu sein unter dem Shirt. Vorsichtig schob sie es hoch und hoffte, das sie ihn damit nicht weckte. Was sie entdeckte verschlug ihr den Atem.
„Himmel!“ , entfuhr es ihr etwas lauter als beabsichtigt und genau davon wachte Loki auf. Schnell zog sie das Shirt wieder runter:
„Entschuldige……ich ….. ähm…….tut mir leid …..ich ….“,
Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich erklären sollte, als sie Lokis Blick sah. Er sah sie an, als hätte sie etwas entdeckt, wofür er sich schämte. Und sie musste zugeben, das sie das, was sie gestehen hatte, nicht wirklich verstand. Sie versuchte, die Situation vielleicht doch noch zu retten, so das Loki sich nicht ganz so unwohl fühlte:
„Ich…..also……ich hab gar nichts gesehen…..wirklich……..“
Das Bild , was sich ihr geboten hatte, als sie das Shirt nach oben gezogen hatte, schoss ihr durch den Kopf und strafte ihre Worte Lügen, gerade so, als würde die Wahrheit ganz groß in blinkender Schrift im Raum stehen. Sie stöhnte auf und gab sich geschlagen, denn auch an Lokis Blich sah sie, das er ihr nicht wirklich glaubte:
„Also gut……OK…….“,
Sie atmete tief ein und sammelte sich etwas:
„OK, OK, ich habe etwas gesehen, aber das kann ja unmöglich sein. Ich war wahrscheinlich noch halb im Traum und du bist ja ganz sicher ein Mann und……ich hab mich geirrt, ganz bestimmt. Was bin ich auch so neugierig, verdammt! Loki, es tut mir leid, echt! Also so wirklich echt! Also wirklich, wirklich echt!“
Loki schaute nach unten auf seine Hände. Man hörte nur ein Flüstern, ganz leise, aber Dea verstand es trotzdem:
„Bin ich nicht…..“
Dea riss die Augen auf. Bin ich nicht? Was meinte er denn damit? Natürlich war er ein Mann! Er sah ja nach einem Mann aus! Das Gesicht, die Muskeln, die Wölbung der Hose, die flache Brust……..ähm…ja……die flache Brust……Sie schaute auf seine Brust. Nein, die war definitiv flach. Warte, was? Sie war doch eben…….Dea war verwirrt. Sie hätte schwören können, da waren Brustansätze gewesen! Von einer weiblichen Brust! Was zum…….. Was war er?
Loki seufzte, als er ihre Verwirrung sah. Er wusste, er konnte mit seinem Geheimnis nicht mehr hinter dem Berg halten. Nicht, wenn er eine Beziehung mit ihr wollte! Ihm war klar, das es dann sowieso ans Tageslicht kommen würde, was er war und warum es ihm möglich war, in weibliche als auch in männliche Körper zu schlüpfen und diese in vollem Ausmaß zu nutzen. Er nahm ihre Hand und sein Herz klopfte vor Aufregung. Wie würde sie reagieren? Die anderen Frauen in seinen Leben hatten es nicht akzeptieren können, er hatte immer im männlichen Körper sein müssen für sie. Wenn sie nun genauso war? Er musste das Beste hoffen und es einfach versuchen. Das Wesen damals hatte kein Problem mit seinem Sein. Für sie war es als Einzigste in Ordnung gewesen. Noch einmal atmete er tief durch und traute sich doch nicht, sie anzuschauen, als er zu ihr sprach, weil seine Angst vor Zurückweisung viel zu groß war:
„Ich bin weder noch. Also zumindest nicht wirklich. Ich meine…..Ich bin eigentlich…….Eigentlich bin ich beides…..“
Dea schaute ihn staunend an:
„Ein Zwitter? Du bist……ein Zwitter?“
Loki nickte und schaute sie noch immer nicht an:
„Ich bevorzuge das Wort Hermaphrodit. Zwitter hört sich furchtbar an. Aber ja, bin ich und beide Seiten sind voll funktionstüchtig und komplett ausgebildet.“
Ein viel zu schnelles:
„Sieht man!“
Ließ Loki nun doch zu Dea blicken und diese wurde feuerrot und entschuldigte sich:
„Oh, tut mir leid, mein loses Mundwerk! Ich rede manchmal schneller als ich denke!“
Dea sah, wie Loki leicht lächelte. Sie streichelte ihn übers Haar und schaute ihn in seine wunderschönen Augen:
„Und…….nur mal so gefragt……wie fühlst du dich am wohlsten? ……Ich mein……du hast ja diese Fähigkeit……eher Mann…..eher Frau.. eher Beides?“
Loki senkte den Blick. Er hielt ihren nicht stand. Er wollte ehrlich sein zu ihr, hatte aber Angst vor ihrer Reaktion:
„Als das, was ich bin? Als Hermaphrodit. Beides. So bin ich ja auch geboren. Ich bin nunmal Beides.“
Dea spürte seinen Zwiespalt, seine Unsicherheit, seine Angst. Sie strich sanft über seine Wange und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn:
„Und was hindert dich daran, es auszuleben? Hatte ich nicht gesagt, so wie du dich am wohlsten fühlst? Du kannst bei mir sein, wie du wirklich bist. Glaub mir, ich habe am allerwenigsten ein Problem damit. Und das mit dem Hermaphrodit sein: Nun ja, du bist der Erste, den ich je getroffen habe. Du bist etwas besonderes. Etwas, was es nicht sehr oft gibt. Wenn man so will, bist du eigentlich ein Schatz von unermesslichen Wert, denn du verstehst wahrscheinlich beide Geschlechter sehr gut, wenn bei dir alles voll funktioniert. Du bist sowas…….fast wie ein Mittler beider Seiten. Und ich Wette, du hast auch schon als ein solcher fungiert, wenn Männer zu dir kamen und Probleme mit ihren Frauen hatten oder umgekehrt.“
Dea erinnerte sich daran, was Laufey ihr erzählt hatte. Sie hatte ihr von dem Zwerg erzählt, dem Loki einmal geholfen hatte in Liebesdingen bei dessen Frau und aus den Büchern wusste sie, das auch Sif, die Frau von Thor einmal bei ihm Rat gesucht hatte, weil Thor ihr dauernd fremdgegangen war. Sie hatte also Recht. Und man sah es Loki an, das er überlegte. Anscheinend hatte er es noch nie so betrachtet. Er schaute sie an:
„Das meinst du wirklich ernst, oder?“
Dea nickte:
„Natürlich. Ich denke, das ist auch so. Du bist eben ganz besonders. Auf deine ganz eigene, gesamte Art und Weise. Etwas wertvolles. Etwas, was es wahrscheinlich nur einmal in ganz Yggdrasil gibt. Etwas einzigartiges, wertvolles, wunderbares und du bist es wert, geliebt zu werden, auch wenn du das in der Vergangenheit wahrscheinlich immer wieder anders erleben musstest. Aber du bist es wert, und zwar genau so, wie du bist! Es gibt tausende Männer, tausende Frauen, und mindestens genauso viele Götter, die sich in die gleichen Sparten schieben lassen, aber es gibt nur einen einzigen Loki, nur einen einzigen unter tausenden, vielleicht sogar unter Millionen, ich weiß ja nicht, wie viele Götter es gibt, aber unter ihnen ist nur ein einziger, der besonders ist: Du!“
So etwas hatte Loki in seinen gesamten, langen Leben noch nicht gehört. Er sollte einzigartig sein? Irgendwie hatte sie ja Recht, es gab niemanden, der war wie er. Er nahm ihre Hand. Ihre Worte waren wie Balsam auf seiner verwundeten Seele. Er war dankbar für jedes einzelne Wort von ihr. Er sah sie an. Sie war es. Sie war die Eine, die eine , von der seine Tante immer gesprochen hatte. Sie hatte immer gesagt:
„Die Eine wird kommen, sie wird in dein Leben treten und es ist ihr egal, was du bist, was Du warst, wie du ausgestattet bist. Sie wird dein Herz, deine Seele sehen und genau das lieben und schützen. Du wirst es spüren, tief in dir, in deinem Herzen, das sie die Richtige ist.“
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Let me die
FanfictionSie findet einen jungen Mann, der sich das Leben nehmen wollte und rettet ihn. Sie findet heraus wer er ist und will ihm helfen. Trotz ihrer Bemühungen nimmt das Schicksal erneut einen dramatischen Lauf und wieder bangt sie um sein Leben. Wird sie e...