Auf Messers Schneide

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Der Arzt schaute ihn verständnislos an und nahm Lokis Handgelenk, um zu schauen, wie schwach sein Patient noch war. Innerhalb von Sekunden spürte er, wie sich seine Nackenhaare aufstellen und er einen elektrischen Schlag vom Handgelenk bekam, so das er es sofort losließ. Er schaute Loki erschrocken an, dessen Augen ihn feindlich anblitzten. Der Ton in Lokis Stimme verhieß nichts gutes, als dieser leise zischte:

„Fass mich……nicht an!!!!!!“
Dr. Kabinski versuchte seinen Patienten zu beschwichtigen, was aber nicht sehr viel brachte. Laufey zog den Arzt von Loki weg und flüsterte Dr. Kabinski zu:
„Ihr Menschen nennt es, soweit ich weiß, Sozialphobie  mit Berührungsängste. Durch verschiedene Traumatas ausgelöst.“
Der Arzt verstand sofort. Das war ein Problem. Wenn er seinen Patienten nicht anfassen konnte, wie sollte er ihn behandeln? Laufey schien seine Gedanken erraten zu haben:
„Dea, sie ist sein Bezug.“
Der Arzt verstand nicht sofort, als Dea mit dem Kräutertee wiederkam. Sie stellte ihn auf dem Couchtisch ab, setzte sich zu Loki, nahm seine Hand und Loki entspannte sich augenblicklich. Jetzt verstand er. Er tippte Dea an und diese drehte sich zu ihn:
„Dea, er muss sich von mir untersuchen lassen.“
Dea sah Loki an und streichelte ihn liebevoll über die Wange:
„Loki, bitte. Dir  geht es doch nicht gut. Er ist Arzt. Er will dir helfen.“
Lokis Abwehr schien zu schwinden und er nickte müde. Er blinzelte, weil ihm seine Augenlieder viel zu schwer waren. Dann schloss er die Augen ganz und murmelte:
„Müde……..“
Dea nickte, stubste ihn aber an:
„Du sollst aber viel trinken! Möchtest du nicht wenigstens ein bisschen versuchen, etwas zu trinken? Ich habe Kräutertee gemacht für dich. Da ist Zitronengras mit drin. Magst du das?“
Loki öffnete kurz seine Augen und versuchte zu lächeln. Er richtete sich wacklig etwas auf:
„Du bist super. Zitronengras ist Klasse.“
Dea reichte ihm eine Tasse und er trank sie tatsächlich leer. Als Dea sie weg stellte, schwankte Loki wieder etwas und Dea hielt ihn schnell etwas an den Schultern, damit er sich nicht so anstrengen musste, als sich seine Arme um sie legten und er sie an sich zog. Er war doch nicht so schwach, wie sich herausstellte, denn er zog Dea doch mit einiger Kraft zu sich. Sie war ihm so nah, das sie seine Hitze vom Fieber spüren konnte und ihr schlug das Herz bis zum Hals als sie in seiner Umarmung war vor Freude. Er aber sah den Arzt mit funkelnden Augen an und dieser hörte in seinen Gedanken:
„Ich breche ihr nicht das Herz, lass uns in Ruhe!“
Zu Dea aber flüsterte er:
„Du bist fantastisch, Danke!“
Als er Dea wieder los ließ war für den Arzt klar: mit einem normalen Menschen hatte er es hier nicht zu tun. Anscheinend war dieser Mann tatsächlich das, was Dea glaubte, in ihm zu sehen. Der Doktor nickte:
„Verstehe. Kann ich sie jetzt untersuchen, Mr…..“
Loki sah ihn an:
„Laufeyson. Loki Laufeyson.“
Während Dea ein Glas Wasser holte, setzte sich der Arzt zu ihm:
„Sind Sie wirklich dieser Gott?“
Loki sah ihn feindlich an:
„Nein, ich tu nur so. Mein Aussehen hab ich von Schönheitsoperationen und meine Fähigkeiten aus Büchern. Man, was wollen Sie denn hören? Das ich ein normaler Mensch bin? Das ich nur so tue als ob? Sie haben ja keine Ahnung! Bevor Dea wiederkommt: ich bin nicht mal einen Funken auf ihr Geld aus, wenn Sie das meinen! Ich bin adliger Herkunft und rechtmäßiger, nachfolgender Herrscher. Beruhigt Sie das? Man, ihr Menschen habt es echt mit euren Hab und Gut! Das brauch ich nicht mal ansatzweise! Was soll denn ich damit?“
Erstaunt schaute der Arzt erst Loki und dann Laufey an. Diese lächelte:
„Es ist wahr. Loki ist ein Prinz und wird später einmal König werden.“
Der Arzt räusperte sich:
„Weiß Dea davon?“
Loki schaute verlegen auf seine Hände:
„Nein. Soll sie auch garnicht.“
Verständnislos schaute der Arzt ihn an. Loki verdrehte die Augen:
„Sie macht doch sowieso schon so viel für mich. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn sie das auch noch erfährt? Ich möchte, das sie mich für……weiß nicht……einen  Normalo hält. Sofern das überhaupt möglich ist,  immerhin weiß sie bereits, das ich ein Gott bin.“
Der Arzt überlegte. War es wirklich so? Ein Prinz, der es erstmal für sich behielt, um sie nicht zu beeinflussen? Das hörte sich zu sehr nach einem Märchen an. Nun, das konnte er ganz einfach herausfinden. Er zog sein Smartphone aus der Tasche und tippte drauf rum. Kurze Zeit später hatte er die Antwort: Loki hatte Recht und wenn man dem glaubte, was unzählige Seiten schrieben, war Loki mit allmöglichen Reichtümern ausgestattet. Er sah Loki staunend an und reichte ihm das Glas mit der gelösten Aktivkohle:
„Trinken Sie das, es hilft gegen Ihre Vergiftung.“
Loki nahm das Glas und leerte es in einem Zug, dann lehnte er sich erschöpft zurück:
„Du! Und nenn mich einfach Loki, das tun alle! Ich kann dieses ˋSieˋnicht ausstehen, das ist zu förmlich. Wir haben doch garantiert jetzt öfters miteinander zutun, wenn ich mir die Spritze vom Propafenon so anschaue. Anscheinend haben sie mein schwaches Herz entdeckt.“
Der Arzt nickte:
„Ok, dann Loki. Du kannst mich Michael nennen. Hab ich. Es war ein Broken Heart Syndrom und die Herzschwäche blieb zurück?“
Dea kam zurück, Loki  sah sie an, wurde traurig und nickte:
„Ja……..“
Es tat immernoch verdammt weh, daran zu denken. Seine Frau…sein ungeborenes Kind…….er ein Monster……..Es zog wieder im inneren, heftiger als sonst. Loki griff sich an die Brust. Er hätte vielleicht diese verdammten Medikamente doch nehmen sollen! Die Schmerzen strahlten bis in die Schultern aus und er bekam kaum Luft, der Überwachungsmonitor piepste immer wilder und sendete einen Alarm Ton aus. Die Herzfrequenz stieg ungewöhnlich hoch, über 200 mit steigender Tendenz.  Man sah Loki an, das er Todesangsthatte bevor er in die Bewusstlosigkeit fiel.
Der Arzt fluchte,  zog Lokis Sweatshirt hoch und begann eine Wiederbelebung:
„Kammerflimmern! Verdammt! Alle raus hier, sofort!“
Dea schrie auf, während Michael einen tragbaren Defibrilator hervor holte. Er sah Dea eindringlich an:
„Raus, Dea! Bitte! Das ist kein schöner Anblick!Ich muss mich beeilen, sonst ist er innerhalb von Minuten tot!“
Dea ging weinend hinaus. Sie konnte die Tränen nicht zurück halten . Zu sehr schnerzte es. War das das Ende? Würde sie ihn verlieren? Sie hatte riesige Angst um ihn. Es schien ihr Herz fast zu sprengen. Zitternd ging sie in die Küche und hörte den ersten Schuss des Defibrilators. Sie betete, das Michael es schaffte Loki zu retten. In der Küche wartete Laufey mit Tränen in den Augen. Auch sie hatte Angst um das Leben ihres Sohnes. Beide Frauen umarmten sich und versuchten sich gegenseitig Mut zu machen, als der zweite Schuss des Defibrilators ertönte. Loki nicht helfen zu können, hoffen zu müssen, das er überleben würde, war das schlimmste für die Beiden.
Michael setzte noch eine Spritze, direkt in Lokis Herz. Er musste es schaffen, ihn wieder zurück zu holen! Wieder setzte er den Defibrilator an und drückte ab. Lokis Körper bäumte sich auf. Erneut wartete er kurz, schaute auf den Monitor……Nichts, immernoch Kammerflimmern! Verdammt! Er musste das unter Kontrolle kriegen! Noch eine Spritze! Und noch einmal Abdrücken……Keine Reaktion. Das konnte doch nicht wahr sein! Bis jetzt hatte er noch nie einen Patienten verloren und er war auch nicht willig diesen hier jetzt gehen zu lassen! Michael stellte den Defibrilator höher und schoss den Strom in den Körper, der sich wieder aufbäumte, ohne Erfolg. Er fluchte. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieser Typ starb ihm unter den Händen weg!  Er ging auf Maximaldosis mit der Spritze und schoss noch noch einmal Strom durch Lokis Körper, eine kurze Besserung, das war’s . Michael setzte noch einmal den Defibrilator an und drückte ab, nichts.  Gut, dann auf die altmodische Tour. Er nahm den Defibrilator weg und schlug mit der Faust schnell und bestimmt auf die Stelle, an der das Herz saß. Der Monitor zeigte einen großen Ausschlag und dann eine Nullinie. Angespannt starrte er auf den Monitor:
„Komm schon! Na los! Schlage!“
Es schien Ewigkeiten zu dauern, doch dadurch, das er auf seine Armbanduhr schaute, wusste er, das es nur Sekunden dauerte bis der erste Piepser wieder aus dem Monitor kam, dem folgte noch einer und noch einer. Michael atmete auf. Loki hatte wieder Puls! Michael war erleichtert. Er hatte ihn gerettet. Es sollte nicht mehr allzulange dauern, bis sein Patient das Bewusstsein wieder erlangte.

Let me dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt