Lokis Vergangenheit in Asgard

45 3 4
                                    

Laufey sah es Dea sofort an, das alles in Ordnung war, denn sie strahlte regelrecht. Sie lächelte, als Dea leise summend den Kaffee fertig vorbereitete, das dieser durchlaufen konnte. Etwas war geschehen. Etwas, das Deas Herz höher hatte schlagen lassen, das wusste Laufey. Endlich setzte sich Dea und Laufey sah sie an:
„Du bist guter Laune, Liebes.“
Dea schaute auf und lächelte glücklich:
„Es geht Loki besser. Er ……hat mir einen Handkuss gegeben und…..er hat sich angekuschelt…..und ……“
Dea überlegte. Sollte sie es erwähnen? Oder sollte sie es lassen? Laufey war seine Mutter und selbst eine Göttin. Vielleicht hätte sie ja eine Erklärung dafür. Also fasste Dea Mut und fragte:
„Vorhin, als ihr weg wart……es war ….als würde etwas von außen in mich eindringen, ein Gefühl und Gedanken……hört sich wahrscheinlich verrückt an…..aber Loki hat mit mir gesprochen, als er in Hellheimr war, ich schwör. Mit Gedanken. Ich habe keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber er hat definitiv mit mir geredet! Er hat gesagt, wir sollen ihn von dort weg holen.“
Laufey schaute sie erstaunt an. War es möglich? Sprach Dea die Wahrheit? Eine Verbindung zwischen Loki und ihr? Oder war es Wunschdenken gewesen? Hatte sie ihn hören wollen? Sie wusste, das ihr Sohn eine solche Verbindung schaffen konnte, aber nicht ohne weiteres. Es bedurfte schon zweier Seelen die für die Ewigkeit  füreinander gemacht waren. War Dea diese eine, die er brauchte um glücklich zu werden?
Dea bemerkte, das Laufey nachdenklich war. Sie bereute, was sie gesagt hatte und entschuldigte sich, weil sie dachte, sie hätte etwas falsches gesagt, was Laufey nicht Recht war. Vielleicht hatte das ein Geheimnis zwischen ihr und Loki bleiben sollen, doch Laufey hob beschwichtigend die Hände:
„Nicht doch, Kleines. Warum entschuldigst du dich denn? Ich habe nur überlegt. Weißt du, Loki kann durchaus so eine Verbindung herstellen, aber das hat er noch nie gemacht. Du musst etwas ganz Besonderes sein, wenn er zu dir eine solche Verbindung hat. Darüber habe ich nachgedacht.“
Dea sah Laufey fragend an. Etwas Besonderes….sie war doch nur ein Mensch. Wie konnte sie da gegenüber eines Gottes etwas Besonderes sein? Menschen lebten weder ewig, noch hatten sie besondere Fähigkeiten oder Gaben. Sie konnten auch nicht so einfach durch die Welten reisen. Es gab zwar einige, die das behaupteten, aber denen glaubte Dea nicht wirklich. Wenn man sie fragte, beschrieben sie es jedes Mal anders. Sie hatte von Loki in ihren Gedanken zum ersten Mal annährend das gehört, was sie auch gelesen hatte.  Selbst von der Riesin an der Brücke von Hellheimr hatte er erzählt. Aber sie selbst? Sie hatte nie in die Welten schauen können, obwohl sie es zu gern gekonnt hätte. Sie hatte auch keine besondere Gabe, sie war einfach sie: Dea Montagu, in einer kleinen Wohnung sesshaft, als kleines Licht in der Pflege tätig, sozusagen ein Mädchen für alles, nicht gerade reich, aber auch nicht verarmt, gewöhnlich eben.
Laufey kannte ihre Gedanken. Sie konnte sie lesen wie ein Buch, wenn  sie es drauf anlegte. Sie legte Dea ihre Hand auf die Schulter:
„Du bist viel mehr als das, zumindest für Loki. Und ich ahne immer mehr, warum.“
Dea fasste sich ein Herz und fragte endlich:
„Aber warum? Ich würde es auch gern verstehen, aber ich verstehe es nicht. Ich möchte zu gern wissen, was er in mir sieht, was ich nicht sehen kann. Bitte erzähl es mir!“
Laufey nickte und lächelte:
„Hat er dir von Andromeda erzählt?“
Dea nickte:
„Ja, er meinte, er hätte dort im blauen Licht jemanden gesucht, aber nicht gefunden. Er ist ganz traurig geworden. Er hat auch gesagt, das dort in dem blauen Licht etwas ist, was wunderschön ist und dieser Galaxie seine Form gibt.“
Laufey nickte bedächtig:
„Ja, das ist richtig. Ich verrate dir gleich, was sich in diesem Licht verbirgt, aber erst sag mir:  Hast du eine besondere Stelle an deinem Körper, vielleicht ein Muttermal, das besonders aussieht oder etwas anderes ?“
Dea überlegte. Hatte sie, aber was hatte das mit Andromeda zu tun? Sie war ein Mensch, sie kam garantiert nicht aus irgendeiner Spiralgalaxie. Sie hatte keine Ahnung, worauf Laufey hinaus wollte. Und was sollte das schon mit Loki zu tun haben? Es war ein einfaches Muttermal und nur per Zufall sah es so aus, als wäre es ein Herz mit zwei Sternen. Das hatte ganz bestimmt nichts zu bedeuten. Es war an der Innenseite ihres Oberschenkels, man sah es nicht mal, wenn sie kurze Hosen trug, weil es so weit oben saß. Fast automatisch ging ihre Hand dorthin, wo es sich befand:
„Ja, schon. Ein Muttermal in Form eines Herzens, und es sieht so aus, als wären unter dem Herz zwei Sterne,  aber das ist doch nichts besonderes. Viele haben solche Muttermale. Da bin ich bestimmt nicht die Einzigste.“
Laufey sah sie an:
„Aber die Einzigste, bei der es ein Herz ist mit zusätzlichen Sternen dabei!“
Dea schaute Laufey verständnislos an, doch diese holte allen Kaffee, setzte sich wieder und begann zu erzählen:
„Es ist schon sehr, sehr lange her. Loki hatte seine zweite Ehe hinter sich gebracht und war endlich wieder frei. Es war zu der Zeit von Atlantis. Der Kontinent der Götter, der später unterging, als die Menschen zu habgierig wurden. Loki hielt sich gern in Atlantis auf, Er war den Menschen nahe ,den Tieren, den Wäldern und Meeren.  Er liebte diesen Kontinent. Zu dieser Zeit war ein junges Mädchen in Asgard, sie war Waise und sollte nach Atlantis um eine Aufgabe zu übernehmen im Auftrage Odins, doch Atlantis sollte vorher untergehen. Es sollte für die Menschen nicht mehr zugänglich sein. Für die Menschen versank es im Meer, mitten im großen Ozean, doch die Götter hatten es nicht aufgegeben. Sie schufen um das  leuchtende Atlantis  Planeten, Nebel und Sterne und es kam zum Weltenbaum, nach Yggdrasil. So wurde die Spiralgalaxie Andromeda geboren. Das Mädchen aber konnte den Auftrag Odins nicht mehr ausführen. Als Atlantis im Meer versank  wurde es vor den Mauern von Asgard überfallen und brutal ermordet. Man fand ihren geschundenen  und geschändeten Körper auf einer Wiese vor den Toren der Stadt.  Loki, der gerade vom gesunkenen Kontinent wieder zurück kam, erhielt die Botschaft von ihrem Tod, denn er und sie waren einander sehr zugetan. Sie hatten sich ineinander verliebt. Als er von ihrem Tod erfuhr verfiel er in tiefe Depressionen. Er verließ sein Gemach in Asgard kaum noch und wurde immer unzugänglicher, aggressiver, mürrischer. Man wusste sich bald keinen Rat mehr. Selbst Friggs Heilkünste versagten völlig. Loki ließ sich immer mehr gehen. Er drohte daran zu zerbrechen. Nur noch ein Schatten seiner Selbst vegetierte er zum Schluss nur noch vor sich hin, verweigerte jegliches Essen, lag nur noch im Bett, kraftlos und gezeichnet von seiner tiefen Trauer. Im Palast schloss man bereits Wetten ab, wie lange es noch dauerte bis Loki sich ganz aufgab und die Reise nach Hellheimr antreten würde. Man holte uns nach Asgard, seinen Vater und mich. Wir sollten mit beratschlagen, was man tun könnte und wie man Loki helfen könnte. Es tat weh ihn so zu sehen, aber wie sehr wir auch überlegten, wir kamen auf keinen sinnigen Gedanken. Es war zum verzweifeln. Wir waren Götter, zu allem möglichen fähig und versagten völlig auch nur einem einzigen von unseresgleichen zu retten. Ausgerechnet ein Mensch brachte die rettende Idee, wie wir Loki letztendlich doch helfen könnten. Dieser Mensch las in der Edda vom Anbeginn der Zeit und er war ganz leise in Asgard zu hören, denn er gedachte der Götter und bat nebenbei um deren Beistand. Er las, wie die Menschheit entstanden war. Odin gewährte ihm seine Bitte und hatte eine rettende Idee. Aus Holz wurden die ersten Menschen geschaffen. Ask aus dem Baumstamm  einer Esche und Embra aus dem Baumstamm einer Ulme. Das Holz war  angespült worden und diente  damals als eigentlich dem Zeitvertreib. Odin selbst hatte ihnen mit Hönir und Loki zusammen Leben eingehaucht. Er ließ sofort Diener losziehen. Sie sollten sich zwischen den Welten bewegen und nach Holz suchen, das vom Weltenbaum Yggdrasil abgeworfen worden war. Odin hoffte, das so großes Holz dabei war, das er ein Wesen daraus formen und Leben ein Häuschen konnte. Yggdrasil ist riesig und deswegen war Odins Hoffnung auch nicht ganz unbegründet. Tagelang waren die Diener unterwegs und brachten allerhand totes Holz vom Weltenbaum. Nur eines der Stücken hatte die passende Größe. Leider fehlte diesem großen Stück etwas, was das Bein hätte werden sollen, doch wie sehr die Diener sich auch bemüht hatten, sie hatten nichts weiter gefunden und so blieb Odin nichts anderes übrig als ein anderes Stück  anzusetzen. Die Zwerge, die Loki so übel mitgespielt hatten, wurden in den Palast berufen. Man benötigte ihre Schmiedkunst, denn Odin wusste nicht, wie er die zwei Teile einen sollte. Einer der Zwerge, den Lokis Geschichte nicht kalt gelassen hatte, weil dieser ihn in den Höhlen in einer der Schenken reichlich und fürstlich hatte bewirten lassen, und  ihm geholfen hatte bei seinem Zwergenweibe in Liebesdingen, machte sich daran etwas besonderes zu schmieden. Es sollte etwas werden, was nicht nur das Holz zusammen hielt, sondern das Wesen außerdem dazu befähigte mit Loki einen einzigartige Verbindung einzugehen. Der Zwerg gab alles und schließlich war es fertig. Das Bein wurde angesetzt und der Zwerg legte seine Verbindung . Sie fügte beides zusammen, als hätte es schon immer zusammen gehört. Odin war höchst zufrieden, als er diese Arbeit sah. Ein Herz und zwei Sterne war alles was man sah. Sie lagen derartig versteckt, das man sie erst bemerkte, wenn das Wesen entkleidet sein würde. Das Herz stand für die Verbindung zu Loki und die Sterne für das Holz des Weltenbaumes, 2  für die zusammen gefügten  Teile. Odin belohnte den Zwerg reichlich, obwohl dieser es eigentlich nicht annehmen wollte. Dann begann Odin damit, dem Holz Leben einzuhauchen, man holte Hönir dazu und auch er stattete es  mit Leben und Gaben aus. Zu guter Letzt fehlte eigentlich noch Loki, aber dieser war zu schwach von seiner Trauer. Das Wesen brauchte aber Lokis Gaben. Odin nahm das Wesen, das nun lebte, und wollte es nach Loki in dessen Gemach bringen. Wir wussten alle nicht, ob das gut gehen würde, oder ob er sie umbringen würde. Er war kalt und hartherzig geworden zu allen Wesen, zu allen Dienern , zu allen Göttern, so das wir Bedenken hatten, dieses Wesen zu ihm zu bringen. Es entsprach zwar der Richtung seines Geschmacks, aber wir wussten nicht, wie er sie annehmen würde. Odin hatte sie extra für Loki mit himmelblauen Augen und mit langem, schwarzen Haar ausgestattet, doch Loki war seit Jahrzehnten völlig unzugänglich. Odin fasste sich ein Herz und betrat mit diesem Wesen Lokis Gemach. Loki lag, wie zu erwarten war, im Bett und rührte sich nicht. Wir beobachteten von der Tür aus, was geschah. Odin sagte kein Ton, er ging zu Lokis Bett und legte das Wesen einfach nur neben ihn, dann verließ er das Zimmer wieder. Wir gingen in den Thronsaal und schauten gespannt in Odins Schale, die dort stand. Sie hatte die Macht, alles zu sehen, was man wollte, und so beobachteten wir Loki, ohne, das dieser es mitbekam. Loki richtete sich im Bett auf und schaute das Wesen an. Es regte sich nicht und war nackt. Wir alle dachten, er würde es sofort töten, aber er kam näher an das Wesen heran und schaute es sich an. Vorsichtig berührte er es, aber es regte sich nicht. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht, um sie anschauen zu können. Stirnrunzelnd betrachtete er sie. Seine Finger berührten ganz vorsichtig ihr Gesicht. Er muss geahnt haben, das seine Kräfte noch fehlten, um sie richtig lebendig werden zu lassen, denn er legte seine Hand auf ihr Herz und gab ihr seine Kraft und mit ihr Gefühle, Wärme, Liebe, alles, was er den ersten Menschen auch gegeben hatte. Unter seinen Händen regte sich das Wesen und er zog seine Hand erschrocken zurück, als hätte er erst da gemerkt, was er getan hatte. Er wich nach hinten zurück als sie sich bewegte und die Augen aufschlug. Trotz das es in dem Zimmer dunkel war, sah sie ihn anscheinend, denn sie blickte ihn direkt an. Mein Herz pochte, ich hoffte, unser Plan würde aufgehen. Als sie sich auf ihn zu bewegen wollte, gebot er ihr Einhalt. Er wollte nicht, das sie zu ihm kam, ihn anfasste. Sie ließ sich aber nicht beirren und ergriff seine Hand. Mir blieb fast das Herz stehen. An seinem Blick sah man, wie verwirrt er war. Er wollte seine Hand schon zurück ziehen, als sie ihn ansprach:
„Ihr seht traurig aus.“
Loki schaute nach unten. Anscheinend hatte er keine Ahnung, wie er ihr antworten sollte, als sie näher zu ihm kam. Sie legte einfach ihren Finger unter sein Kinn und zog sein Gesicht sanft in ihre Richtung:
„Erzählt mir, was euch quält.“
Loki sah sie überrascht an. Er wusste nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. Wir waren überrascht, das sie ihn berühren konnte und er sie nicht weg stieß. Stattdessen schaute er sie nur wortlos an während sie weiter mit ihm sprach, ihn ermunterte, mit ihr zu reden und tatsächlich: Stockend erzählte er ihr, was ihm wiederfahren war. Sie hörte ihm geduldig zu und streichelte sanft seine Wange. Wir waren erleichtert und es endete damit, das Loki zum ersten Mal seit Ewigkeiten sanft in seinem Bett einschlief. In den nächsten Tagen und Wochen wurden sie und er unzertrennlich. Er verließ zwar sein Zimmer noch nicht, aber er begann wieder zu essen. Je mehr Zeit verging, umso mehr blühte er wieder auf und umso besser ging es ihm. Er gab ihr einen Namen und duldete es nicht, das jemand anders sie anrührte. Sie sollte eigentlich ein eigenes Zimmer bekommen, aber das verweigerten alle Beide. Irgendwann musste Loki wieder auf Reisen. Er verließ sie nur ungern, aber es war wichtig. Während seiner Abwesenheit wurde sie entführt. Es ging die Kunde, das sie gefangen gehalten wurde. Loki durchsuchte alle neun Welten, als er davon erfuhr, krank vor Sorge. Zu guter Letzt führte ihn sein Weg nach Andromeda. Aber auch da fand er sie nicht. Er hat sie die ganzen Jahrtausende nicht wiedergesehen.“
Dea war ganz still geworden. Sie hatte Tränen in den Augen. Himmel, wie musste Loki gelitten haben all die Jahrtausende lang. Sie schluckte und versuchte nicht zu weinen. Jetzt wusste sie, was Loki in ihr sah: Sein Wesen mit dem er unzertrennlich gewesen war! Aber war es möglich? Wenn ja, wie? Wie konnte es passieren, das sie jetzt ein Mensch war, wenn sie angeblich doch dieses Wesen war, was erschaffen wurde? Die Frage wurde von ihr selbst in ihrem Innersten beantwortet: Natürlich! Sie war genauso erschaffen worden! Ebenso wie die Menschen. Wiedergeburt? War das möglich? Hatte sie deswegen diesen Hang zum nordischen Glauben, weil sie diesem entsprang? Fragen über Fragen.
Michael war sprachlos. Er hatte die ganze Geschichte mit angehört und hatte jetzt eine leise Ahnung, warum Dea ausgerechnet diesen Gott so sehr verehrte. Sie hatten zusammengehört, die ganze Zeit schon, ohne es zu wissen.
Laufey seufzte in der Erinnerung an diese Zeit, als man aus dem Wohnzimmer etwas rascheln hörte.

Let me dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt