Wieder man selbst werden

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Dea sprang sofort auf und rannte ins Wohnzimmer. Sie erwischte Loki gerade dabei, wie dieser den Monitor ausschalten wollte. Sie schaute ihn erstaunt an und setzte sich zu ihm:
„Was machst du denn? Das Ding soll doch an bleiben!“
Loki schaute sie traurig an:
„Ich wollte aber zu euch in die Küche, hier fühl ich mich so alleine.“
Dea seufzte. Mit diesem Blick konnte er wahrscheinlich sogar Steine zum schmelzen bringen! Sie streichelte seine Wange:
„Und Fernsehen schauen? Keine Lust?“
Loki schüttelte den Kopf:
„Langweilig. Ich wäre lieber bei euch.“
Dea lächelte:
„Ich weiß doch gar nicht, ob du schon aufstehen darfst.“
Verschmitzt grinste Loki sie an:
„Muss ich wohl, ich muss nämlich mal auf Toilette!“
Dea atmete tief ein und gab nach. Sie half Loki auf und begleitete ihn zum Bad. Er ging hinein und schloss die Tür. Dea blieb vor dem Bad  stehen und wartete auf ihn.
Im Bad ging Loki schnell auf die Toilette. Er musste sich wirklich sehr dringend erleichtern. Sein Blick fiel dabei auf die Dusche. Nun, das kannte er bereits aus dem Krankenhaus. Da kam warmes Wasser raus, um sich zu waschen. Als er fertig war ging er zum Waschbecken. Auch das kannte er bereits. Über dem Waschbecken war ein Spiegel. Er schaute hinein und verzog das Gesicht. Sein Gegenüber war blass und hatte Ränder unter den Augen. Die Haare waren zerzaust in alle Richtungen und lagen nicht mehr ordentlich nach hinten gekämmt. Sein Blick fiel auf das kleine Regal unter dem Spiegel. Da lag ja seine Bürste! Begeistert trocknete er sich die Hände, nahm seine Bürste und kämmte seine Haare wieder nach hinten. In diesen Sachen war er doch ein wenig eitel und seine Haare legten sich nicht so, wie er das gern gehabt hätte. Er besah sich weiter das Regal. Ein kleiner Flacon erregte seine Aufmerksamkeit. Er legte die Bürste beiseite und nahm ihn in die Hand. An der Seite war ein kleiner Balg. Loki besah sich diese kleine  Miniaturflasche genau und drückte auf den seltsamen Balg aus reiner Neugier. Ein Sprühstoß mit einem süßlichen   Frauenparfum sprühte ihm ins Gesicht. Er fluchte leise und wusch es sich ab. Was musste er auch so neugierig sein! Etwas anderes fiel ihm ins Auge: Eine Spraydose! Er nahm sie und beäugte sie interessiert. Schnell fand er heraus, wie der Deckel abging. Ein kleiner Sprühkopf kam zum Vorschein. Er las, was auf dem Metallbehälter stand: Haarspray. Vielleicht war es ja gut für seine Haare. Auftragen, frisieren und fertig. Hörte sich leicht an! Vielleicht sah er dann nicht mehr so zerzaust aus! Er betätigte den Sprühkopf, der erste Stoß ging fast in die Augen, er fluchte wieder. Dann hatte er den Bogen raus und sprayte seine Haare ein, nach dem Motto: Viel hilft viel!  Nachdem er eine ordentliche Ladung verteilt hatte, griff er zur Bürste und begann sich zu frisieren. Das Haarspray trocknete viel zu schnell und seine Haare standen in langen Spitzen vom Kopf ab als sei er ein Igel. Er verdrehte die Augen, als Dea klopfte:
„Loki, geht es dir gut?“
Leicht betreten öffnete Loki dir Tür:
„Schon, ich hab da nur so meine Probleme beim frisieren.“
Dea schaute Loki an, ihre Augen weiteten sich ungläubig, dann brach sie in Gelächter aus:
„Himmel, was hast du gemacht?“
Loki zuckte mit den Schultern:
„Haarspray, ich dachte, die Haare legen sich wieder, aber jetzt muss ich wohl als Igel mein Leben  fristen, weil die richtig hart geworden sind.“
Dea lachte erneut auf:
„Nein, Himmel, Loki, das ist auswaschbar. Komm, ich helf dir.“
Sie begleitete Loki mit ins Bad und half ihm das Haarspray wieder aus seinen Haaren zu bekommen. Als es endlich draußen war, rieb Loki sich die Haare trocken mit einem Handtuch und beäugte sich kritisch im Spiegel. Er schien trotzdem nicht sehr zufrieden zu sein. Dea fragte sich, was er denn hatte. Er sah doch gut aus, nachdem er die noch feuchten Haare wieder in Form gekämmt hatte. Sein Blick sagte aber etwas anderes aus und sie kam nicht drauf, was ihn störte. Dea nahm seine Hände und schaute ihn an:
„Was hast du denn, hm? Was stört dich denn an deinem Spiegelbild?“
Er schaute zur Seite und murrte:
„Das bin nunmal nicht ich.“
Dea runzelte die Stirn. Das war nicht er? Aber sah er nicht so aus, wie aus einem Marvel Film entsprungen? Was meinte er denn? Vorsichtig streichelte sie ihm seine Wange:
„Und was hindert dich, einfach du zu sein?“
Er schaute sie an mit funkelnden, grünen Augen und ihr schlug das Herz höher:
„Wenn du mich nun nicht so magst, wie ich eigentlich bin?“
Dea lächelte. War das das einzige, was ihn beschäftigte? Himmel, dieser Gott war aber auch feinfühlig! Sie kannte die Bilder der Mythologie. Sie wusste, er hatte eigentlich rotes Haare in einer Fülle, die jede Frau neidisch machte, einen Kinnbart, und fragte sich, ab er das meinte. Sie nahm eine der noch feuchten Strähnen in die Hand und schaute sie an. Sie war schwarz. Er glich wirklich der Figur aus den Marvel Filmen. Würde er so viel anders aussehen, wenn er er selbst war? Blieb er nicht der selbe, egal wie er aussah? Sie biss sich auf die Lippen und schaute ihn an. Ja, sie war neugierig und ja, sie wollte wissen, wie der echte Loki aussah. Sie wollte, das er sich wohl fühlte. Das es ihm gut ging. Das sie ihn sehen durfte, wie er war. Also nickte sie:
„Pass auf, wir machen es folgender Maßen: ich geh wieder in die Küche. Du machst dich hier ganz in Ruhe fertig. Genau so, wie DU dich am wohlsten fühlst. Dann darfst du entscheiden: du rufst mich oder kommst zu uns in die Küche,OK?“
Loki atmete auf und drückte Dea an sich, so fest, das ihr fast die Luft weg blieb:
„Danke. Hast du Haargummis?“
Dea gab ihm eine Dose mit Haargummis, küsste ihn sanft auf die Wange und verließ das Bad.
Loki legte seine Hand auf die Wange, die Dea geküsst hatte. Er schaute ihr verblüfft hinterher. Dieser Mensch…..was machte sie nur mit ihm? Er bekam das große Flattern wenn sie so etwas tat. Wie sagten die Menschen dazu? Schmetterlinge im Bauch? Er drehte sich zum Spiegel. So wie er sich am wohlsten fühlte. Nun, das war denkbar einfach! Er fummelte an seinen unzähligen Ketten herum, die er trug, öffnete eine mit einem Anhänger, der einen Menschen zeigte. Er nahm sie ab und warf sie achtlos in eine Ecke. Augenblicklich wuchsen seine Haare und färbten sich rot. Als sie ihm an die Hüfte reichten hatten sie ihre volle Länge. Sorgfältig bürstete er sie durch. Er trennte auf beiden Seiten dünne Strähnen ab und flocht sie. Diese beiden Strähnen band er dann am Hinterkopf zusammen und band die andere Haare mit zu einem Zopf, den er ebenfalls flechtete.  Zufrieden betrachtete er sein Werk im Spiegel.  Sein Gesicht änderte sich leicht. Es lag etwas feminines und doch unheimlich männliches in ihm. Seine Augen wechselten von grün in blau, dann in golden und wurden danach wieder grün. Das funktionierte also auch wieder! Na wunderbar. Ein leichter, weißer Flaum zierte seine Wangen und sein Kinn. Er fluchte. Nein, mit einem Drei Tage Bart würde er Dea bestimmt nicht gegenüber treten! Er schaute sich um und fand einen Frauenrasierer in einer Verpackung. Für den Flaum würde dieser wahrscheinlich ausreichen. Beim weiteren Umsehen entdeckte er pinken Rasierschaum. Nun ja, nicht unbedingt optimal, aber es würde gehen. Er las durch, wie man es anwendete und drückte den Schaum dann aus der Dose. Gekonnt verteilte er ihn im Gesicht und verdrehte die Augen. Warum mussten Frauen immer Zeugs benutzen, das nach Blümchen roch? Er war doch keine Wiese! Er schnaufte genervt und begann sich zu rasieren. Als sein Gesicht glatt rasiert war, wusch er sich den restlichen Schaum ab, trocknete sich und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Ja, jetzt war er zufrieden! Seine roten, langen Haare waren in einer vollendeten Frisur gebunden, sein Gesicht hatte die alte Form und lange, dichte Wimpern betonten seine grünen Augen. Jetzt musste er nur noch die Klamotten wechseln. Er schaute sich um, wo Dea seine Sachen gelassen hatte. Er fand sie auf der Waschmaschine in einem Wäschekorb ordentlich gefaltet. Er fischte ein smaragdgrünes T-Shirt und eine schwarze Hose raus und zog sich um. Als er sich zum Spiegel drehte, um einen letzten Blick auf sich zu werfen, fluchte er leise. Wie hatte er das vergessen können! Logisch, mit seinem ursprünglichen Körper trat natürlich auch ein Problem auf, das er jetzt garantiert noch nicht preis geben wollte vor Dea. Ein wenig Magie und das Problem war behoben. Zufrieden betrachtete er sich im Spiegel. Ja, so konnte er Dea gegenüber treten. Hoffentlich hatte er sich für sie nicht zu sehr verändert. Voller Elan öffnete er die Badezimmertür und steuerte auf die Küche drauf zu. Er hatte keine Lust in der Stube herum zu liegen. Er brauchte Gesellschaft, brauchte Dea.

Let me dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt