1 | 19. Kapitel

5.4K 354 26
                                    

"Cat, kommst du mit hoch in den Gemeinschaftsraum?"

"Nein, Adrian. Ich bleibe noch hier."

"Hey -" Adrian berührte mich an der Schulter. "- du warst echt gut! Mach dir keine Vorwürfe!"

Ich schüttelte seine Hand ab und nickte. "Schon gut. Tue ich nicht."

"Dann ist gut. Denn solltest du dir welche machen, bekommst du Ärger! Schließlich hast du fast die Hälfte der Punkte geholt", wies er mich mit ungewohnt strenger Stimme zurecht. Mit stolzgeschwellter Brust fuhr er fort: "Und selbst wenn du schlecht gewesen wärst - wir sind Slytherins!"

Überrascht schaute ich ihn an. "Was hat das damit zu tun?"

Ein Lächeln stahl sich in seine Mundwinkel und er meinte: "Wie der Hut gesagt hat: In Slytherin wirst du noch echte Freunde finden. Wir sind sicherlich nicht alle so, aber im Quidditchteam stehen wir zusammen. Wenn es einer verbockt, dann hat es die ganze Mannschaft verbockt. Wir halten zusammen. Also Kopf hoch! Ich denke wir werden uns dann heute Abend im Gemeinschaftsraum sehen."

Ein letztes Mal klopfte er mir auf die Schulter, dann ging er zurück in Richtung Schloss. Nachdenklich blickte ich ihm nach. Ob das stimmte? Ich hatte bisher nie wirklich über die Worte des sprechenden Huts nachgedacht. Nach außen wirkten wir Slytherins eigentlich alle gleich. Arrogant, hinterhältig und natürlich fast alle aus einer alten Reinblüterfamilie.

Aber waren wir das alle? Wir besaßen vielleicht alle in Gewissem Maße die Eigenschaften, die das Haus Slytherin auszeichnete. Okay, nicht alle. Bei Crabbe und Goyle bezweifelte ich manchmal, dass sie ein Gehirn besaßen, aber ansonsten - auch bei uns im Haus gab es hin und wieder Streit, aber im Großen und Ganzen waren wir doch eine geschlossene Gruppe, die zusammenhielt.

Harrys Stimme riss mich aus meinem Gedankengang. "Caitlyn, kommst du?"

Ich riss meinen Blick vom schwarzen See los und nickte. Neben Harry warteten noch Ron und Hermine auf mich und natürlich konnte Ron sich einen blöden Spruch nicht verkneifen: "Wieso hast du uns nicht erzählt, dass du Jägerin bist?"

"Dir auch einen guten Tag, Ron! Und ihr habt mit doch auch nicht erzählt, dass Harry Sucher ist", antwortete ich bissig.

Ron wollte augenblicklich zurückschießen, wurde jedoch von Hermine daran gehindert. "Kommt schon, wir wollen doch zu Hagrid."

"Stimmt, Hermine." Harry setzte sich in Bewegung und lief, gefolgt von Ron und Hermine, in Richtung Waldrand. Och kommt schon, die wollten mich jetzt aber nicht mit zu diesem Hagrid schleppen? Unschlüssig blieb ich stehen.

"Kommst du, Cat?", rief Hermine über ihre Schulter. Ungläubig schaute ich sie an, folgte ihnen jedoch.

Bei Hagrid angelangt, klopfte Harry dreimal gegen die Tür. "Komm' schon!", dröhnte es durch die Tür und wenig später stand ein bärtiger Riese vor uns. "Harry!" Freudig begrüßte der Wildhüter ihn, Ron und Hermine.

Ich hielt mich wohl weißlich im Hintergrund, da ich keine Ahnung hatte, wie er auf mich reagieren würde. Ich hatte Angst, dass er mich mit Abscheu oder Ärger behandeln würde, doch er reagierte komplett anders.

"Und wer bist du?", fragte Hagrid mich freundlich. Er musterte mich von oben bis unten. Vorsichtig trat ich aus dem Schatten der Hütte und meinte zu sehen, wie sich seine Augen weiteten, als er in meine blickte. Ich konnte mich jedoch auch geirrt haben, denn keine Sekunde später lächelte er mich breit an. "So wer bis' 'ne du?"

Schüchtern lächelte ich ihn an. "Mein Name ist Caitlyn Snape."

"Soso, d'e Tochter von Professor Snape. Sehr erfreu'. Kommt rein."

Nacheinander quetschten wir uns an dem Halbriesen vorbei in die Hütte. Sie war riesig, klar, angepasst an ihren Bewohner. Kaum hatte ich einen Fuß über die Schwelle gesetzt, wurde ich von einem Untier umgerissen. Und dieses Fellmonster leckte mich ab. Ich schüttelte mich vor Ekel.

"Aus Fang!", brüllte Hagrid und während ich mich wieder aufrappelte: "Wollt ihr 'en Tee?" Harry, Ron und Hermine nickten, doch ich schüttelte den Kopf. Irgendwie war das ekelhaft. Dieser Hund. Ich schüttelte mich.

"Jetzt sagt mir doch erstmal, wieso ihr mich mit hierhergeschleppt habt!" Auffordernd blickte ich die drei an.

Kurz herrschte Schweigen, was erst von Hagrid unterbrochen wurde, der vier Tee Tassen auf den Tisch stellte und sich dann auf seinen Stuhl fallen ließ. Da Harry immer noch nichts sagte, fing ich an: "Jetzt kann mir vielleicht mal jemand erklären, was los ist? Und Harry, wieso hackt mein Vater immer so auf dir rum?"

Bevor Harry reagieren konnte, setzte Hermine an: "Wir wissen es nicht. Aber du bist seine Tochter, müsstest du da nicht eigentlich besser informiert sein?"

"Nein, Hermine, sonst hätte ich nicht gefragt. Das Einzige, was ich über Harry weiß, habe ich in der Bibliothek herausgefunden. Mein Vater hat nie mit mir über ihn gesprochen."

Schnell wechselten die drei einen Blick, bevor Hermine fortfuhr. "Na ja, eigentlich wäre es ja egal, wenn Snape Harry nur hassen würde, aber heute hat er versucht, ihn umzubringen!", sagte sie heftig.

"Das würde Professor Snape nie machen! Er ist Lehrer!", mischte sich jetzt Hagrid ein.

Ausnahmsweise war ich ihm dankbar. Wie konnten sie nur so etwas denken? Wenn ich jetzt etwas hätte sagen müssen, wäre es glaube ich ein Fluch gewesen, den ich den dreien auf den Hals gejagt hätte. Nicht unbedingt ein Guter!

"Aber Hagrid, schau doch mal: Sein seltsames Verhalten Harry gegenüber und von meinem Vater weiß ich, dass er ein Anhänger von Du-weißt-schon-wem war oder sogar ist!"

Es reichte. Wütend sprang ich auf. "Wie kannst du es wagen, Ronald! Mein Vater war und ist kein Todesser!"

Energisch drückte Hagrid mich an der Schulter wieder nach unten auf den Stuhl. Ich hatte keine Möglichkeit mich zu wehren, denn mir knickten augenblicklich die Knie ein. "Beruhig' dich, Caitlyn. Und Ron, Professor Snape is' kein Todesser. Dumbledore vertraut ihm. Selbst wenn er in der Vergangenheit Fehler gemach' haben sollte -" Dabei warf er mir einen beruhigenden Blick zu. "- Ihr-wisst-schon-wer is' verschwunden!"

"Aber Hagrid", mischte Harry sich jetzt wieder ein. "Du hast selbst gesagt, dass du nicht glaubst, dass Voldemort für immer verschwunden ist." Dass wir alle bei der Erwähnung Voldemorts zusammenzuckten, ignorierte er.

Unterdessen biss ich mir auf die Lippe, um mich zu beruhigen. Mit wenig Erfolg, denn Hermines nächste Worte machten es nur noch schlimmer: "Hagrid, ich habe es gesehen. Eben, als Harrys Besen am Bocken war, hat Snape seinen Blick nicht einen Moment von Harry gelassen! Er hat den Besen verflucht, garantiert!"

"Und ich habe Snape an Halloween gesehen. Er war verletzt. Wahrscheinlich hat er versucht, an diesem dreiköpfigen Hund vorbei zu kommen, um was auch immer er beschützt zu stehlen!", fügte Harry hinzu.

Dieses Mal sprang Hagrid auf. "Woher wisst ihr von Fluffy?"

"Fluffy? Dieses Ding hat einen Namen?" Ron erschauderte. Dieser Fluffy schien offenbar echt nicht lieb gewesen zu sein.

"'türlich hat er einen. Snape würd' niemals versuchen an ihm vorbei zu kommen."

"Wie willst du dir da so sicher sein?", fragte jetzt Hermine. Ich war derweil fast am Platzen. Wie konnten sie so etwas über meinen Vater denken?

"Snape beschützt es. Un' abgeseh' davon, geht das Ganze sowieso nur Dumbledore und Nicolas Flamel etwas an." Als wäre ihm bewusst geworden, was er da gerade gesagt hatte, biss Hagrid sich auf die Lippen. Doch egal, was die drei versuchten, er schwieg weiterhin.

Ich dagegen blieb stumm neben ihnen sitzen und versuchte, das, was sie über meinen Vater sagten, mit dem zu vereinen, was ich über ihn wusste. Schließlich war ich jedoch erleichtert, als wir uns zurück auf den Weg zum Schloss machten. Mit Ron sprach ich kein Wort mehr.

Unknown Potter I - Secrets of the PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt