3 | 26. Kapitel

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Verwirrt blinzelte ich ins Dämmerlicht und erkannte drei Gestalten, von denen sich eine am Fußende meines Bettes niederließ. Meinen Zauberstab senkte ich trotzdem erst, als ich glaubte Rons mürrische Stimme zu erkennen: "Du kannst deinen Zauberstab getrost wieder wegstecken."

Vorsichtig zog ich meine Beine an den Körper und schob mir mein Kissen ins Kreuz. "Harry, Ron, Hermine? Seid ihr das?"

"Nein. Wir sind die Geister der verstorbenen Gründer dieser Schule." Leise lachend ließ Harry sich in die Mitte meines Bettes fallen und entzündete mit dem Zauberstab eine kleine Kerze auf meinem Nachttisch. Ihr leises Flackern bestätigte mir meine Vermutung. Bei den unerwarteten Gästen handelte es sich tatsächlich um die drei Gryffindors.

Auch ich zückte wieder meinen Zauberstab und legte einen hastig gemurmelten Muffliato um uns. "Sagt mal, was wollt ihr eigentlich hier? Euch ist schon bewusst, dass Madam Pomfrey nur eine Tür von uns entfernt ist, oder? Bei der Lautstärke die ihr veranstaltet, könntet ihr genauso gut gleich nach ihr rufen." Missbilligend runzelte ich die Stirn und fügte trocken hinzu: "Abgesehen davon waren es vier Gründer."

"Was?", fragte Ron ziemlich geistreich, während Hermine sich neben mir ans Kopfende hockte. Das Bettgestell quietschte protestierend, angesichts des zusätzlichen Gewichts, hielt jedoch stand.

"Vier Gründer, Ron! Hast du den nie die Geschichte von Hogwarts ...", setzte Hermine an, wurde jedoch von mir mitten im Satz unterbrochen: "Die Geschichte von Hogwarts gelesen? Die benötigt man für dieses Wissen nicht. Ich meine – es ist ja auch so unklar, dass es vier Häuser gibt, die jeweils auf einen der vier Gründer zurückgehen."

"Ach seid doch still." Beleidigt verschränkte Ron die Arme vor der Brust und streckte sein gebrochenes Bein in einer, wohl für ihn, bequemeren Position aus. Hermine und ich grinsten uns breit an und brachen in lautes Gelächter aus, welches, dank des eben ausgeführten Zaubers, jedoch für Madam Pomfreys Ohren unhörbar blieb.

"Wollt ihr mich denn nun aufklären, was ihr hier macht?", erkundigte ich mich bei den Dreien, kaum dass ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. Das Lachen hatte meinem Kopf nicht unbedingt gutgetan, denn das gerade erst verklungene Stechen war mit neuer Intensität zurückgekehrt.

Der schwarzhaarige Junge warf einen kurzen Blick in Richtung seiner beiden Freunde, bevor er mir mit deutlich gesenkter Stimme zu einer Erklärung ansetzte: "Wir dachten, du würdest vielleicht wissen wollen, was an dem Abend in der Heulenden Hütte geschehen ist, als du nennen wir es mal unpässlich warst."

Ich runzelte leicht die Stirn. Seit wann interessierte es die Drei, was mit mir war? Schließlich war ich eine Schlange, hinterhältig und listig. Zugegeben, dieser Gedanke war nicht unbedingt fair, daher beschloss ich den Mund zu halten und lieber weiter Harrys Erklärungen zu lauschen:

"Tatsächlich ist ... war Sirius unschuldig. Er hat Peter Pettigrew nie getötet. Und auch nicht meine Eltern oder meine Schwester – seit zwölf Jahren hat sich dieser Feigling als Rons Ratte Krätze getarnt. Ich will mir gar nicht vorstellen, was geschehen wäre ... was geschehen wird ... jedenfalls haben Sirius und Lupin ihn enttarnt. Dieser Feigling hat um Gnade gebettelt und ich Dummkopf habe sie ihm gewährt. Ich bezweifele, dass mein Vater gewollt hätte, dass seine besten Freunde zu Mördern werden." Harrys Stimme war von Zorn zerfressen und sein Blick war leer auf die Bettdecke gerichtet.

Da er keine Anstalten machte weiter zu sprechen, fragte ich: "Was ist dann geschehen? Draco und die anderen haben mir erzählt, dass Black -", nach einem raschen Blick zu Harry korrigierte ich mich, "Sirius zwar gefangen genommen wurde, aber wieder geflohen ist. Außerdem sei Seidenschnabel entkommen. Ich brauche euch wohl kaum erzählen, dass Draco am Toben war. Abgesehen davon haben wir doch gehört, wie der Henker ihn enthauptet hat ... und was ist aus Pettigrew geworden?"

Nun war es Hermine, die das Wort ergriff. Zu meiner Verblüffung spielte ein leichtes Lächeln um ihre Mundwinkel. "Tatsächlich hatten sie Sirius für kurze Zeit gefangen, wir befürchteten das Schlimmste, doch wir konnten ihn retten. Seidenschnabel war uns dabei eine außerordentlich große Hilfe. Und was Pettigrew angeht ..."

"... er ist entkommen", warf Harry scharf ein, "Und Sirius' Unschuld ist immer noch nicht bewiesen. Aber wahrscheinlich müssen wir in nächster Zeit noch ganz andere Sachen fürchten."

Im Kopf überdachte ich das gerade gehörte noch einmal, wobei ich wieder und wieder an einem Satz hängen blieb. "Du meintest eben, dass du dir gar nicht vorstellen magst, was geschehen wird ...", sagte ich langsam, "Wie meinst du das? Vielleicht war Pettigrew ja ein Todesser, aber die Chancen, dass er zu Voldemort zurückkehrt, stehen doch sehr gering. Aus dem, was ihr mir bisher erzählt habt, schließe ich eher, dass er ein Feigling ist."

Ron zuckte zusammen und warf mir einen finsteren Blick zu: "Sag nicht seinen Namen. Wenn er zurückkehren sollte, was offenbar jeder hier im Raum mit Ausnahme von mir zu glauben scheint, könnte es dich später in echte Schwierigkeiten bringen."

Ich zuckte nur mit den Schultern und fing Harrys düsteren Blick auf. "Unter normalen Umständen würde ich dir recht geben, aber nicht nach dem, was ich das letzte Mal von Trelawney erfahren habe. Sie hatte eine Vision – Dumbledore zufolge eine echte."

"Ach Harry, du glaubst den Stuss, den diese alte Schwindlerin erzählt?"

Unbeirrt bezüglich Hermines Einwurf fuhr Harry fort: "Genau erinnere ich mich nicht mehr an ihre Worte. Etwas von wegen 'Der Schwarze Lord ist einsam, von Freunden und Anhängern verlassen', dann etwas über seinen Knecht der zwölf Jahre in Ketten lag oder so, aber ins Gedächtnis geprägt hat sich mir sowieso der letzte Satz – 'Heute Nacht vor der zwölften Stunde wird der Knecht sich auf den Weg machen, zurück zu seinem Meister.' Damit kann doch eigentlich nur Wurmschwanz gemeint sein."

Nach diesen wirklich bedrückenden Worten des Gryffindor war die Stimmung irgendwie gekippt und es hatte nicht lange gedauert, bis sich die Drei verabschiedet hatten. Hermine, obwohl sie nach eigener Aussage nicht an die Prophezeiung der alten Schwindlerin glaubte, war seltsam in sich gekehrt gewesen und auch Ron schien ernsthaft über diese Vorhersage am nachzugrübeln.

Ich selbst hatte mich in meiner Aussage gegenüber Lupin bestätigt gefühlt, der dunkle Lord würde zurückkehren. Blieb nur noch abzuwarten wann.

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