Was war, wenn ich mich täuschte? Was wenn die drei gar nicht durch die Falltür gegangen waren? Und wie sollte ich überhaupt an diesem Fluffy vorbeikommen?
Jetzt war es eh zu spät zum Umkehren. Wofür hatte ich mich sonst fast von Filch erwischen lassen? Er wäre sicher nicht so gnädig geblieben wie mein Vater. Kurz biss ich mir beim Gedanken an Daumenschrauben auf die Unterlippe, bevor ich meinen Zauberstab zückte und die Türe aufdrückte.
Augenblicklich erledigte sich die Frage, was Fluffy war. Vor mir stand ein Hund. Mit drei Köpfen. Jetzt stellte sich nur die Frage, wie sollte ich bitte an ihm vorbeikommen? Fluffy schien noch ein wenig benommen, als er (oder war es eine sie?) sich langsam aufrichtete und bedrohlich begann zu knurren.
"Okay - braves Hündchen, ganz braves Hündchen", versuchte ich es mit schwacher Stimme und wich gleichzeitig drei Schritte zurück. Wie zum Teufel sollte ich an die Falltür unter seinen Pfoten kommen? Das Ding war riesig!
Suchend wanderte mein Blick durch die Kammer, bis mein Blick an einem kleinen Gegenstand neben Fluffy hängen blieb. Eine Flöte. Vielleicht würde der Hund sich ja mit Musik beruhigen?
Einen Versuch war es wert. Wütender, als in diesem Moment, konnte ich ihn wahrscheinlich eh nicht machen.
Ich straffte meine Haltung, trat einen Schritt nach vorne und fing mit möglichst ruhiger Stimme an, ein Lied zu singen. Ich wusste nicht, woher ich dieses Lied kannte. Mein Vater hatte es mir nie vorgesungen, doch irgendwie verband ich es mit meiner Mutter. "Sun is down, stars in the skies, close your drowsy little eyes, rolling waves are one the coast, don't forget we love you both!"
Während ich sang, bewegte ich mich immer weiter in Richtung des Lochs im Boden. Der Monsterhund schien sich tatsächlich zu beruhigen und nicht nur das, er schlief ein.
Kurz vor der Falltür angelangt, wiederholte ich mit brüchiger Stimme noch einmal den letzten Vers. "Don't forget we love you both!" Dann ließ ich mich in das Loch fallen.
Ich landete weich. Erleichtert atmete ich durch. Schlimmer als Fluffy konnte es ja nicht mehr kommen - wie ich mich getäuscht hatte.
Dieses weiche Etwas fing nämlich an, sich unter mir zu bewegen. Ich versuchte mich aufzurappeln, wurde jedoch von seilartigen Schlingen daran gehindert. Sie wickelten sich in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit immer fester um mich und entsetzt stellte ich fest, dass ich bei dem Sprung meinen Zauberstab verloren hatte.
Ruhig bleiben!
Vorsichtig tastete ich mit meiner Hand die Umgebung ab, bis meine Finger auf etwas Hartes stießen. Mein Zauberstab! Glücklich atmete ich auf.
Nächste Frage: Was schnürte mir da allmählich die Luft ab, sodass schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten? Sehr wahrscheinlich eine Pflanze. Im Stillen verfluchte ich mich dafür, in Kräuterkunde nicht richtig aufgefasst zu haben, stattdessen dachte ich nach.
Hier unten war es dunkel und feucht. Welche Pflanze würde sich da wohlfühlen? Und vor allem, welche Pflanze erwürgte ihre Opfer?
Angestrengt dachte ich nach, doch mir wollte keine Lösung einfallen. Zudem wurde es langsam wirklich ernst. Die Pflanze zog ihre Schlingen immer enger und ich bekam kaum noch Luft. Mein Blick wanderte zur gegenüberliegenden Wand, die von Flammen schwarz gefärbt war. So würde es also enden, erwürgt von einer Riesenpflanze.
Stopp! Erneut fixierte ich mit den Augen die Rußspuren. Das war die Lösung! Ich packte meinen Zauberstab fester und murmelte die hoffentlich erlösenden Worte: "Incendio!"
Ich brauchte drei Versuche, doch dann leckten aus meinem Zauberstab erste Flammen. Sofort lockerten sich die Schlingen um meinen Körper. Die Pflanze zog sich zurück. Ruckartig zog ich frische Luft in meine Lungen und bleib erstmal auf dem staubigen Boden liegen. Wie sollte ich diesen Trip bitte überleben?
Rumliegen würde mich jetzt auch nicht weiterbringen. Stöhnend rappelte ich mich auf und rieb mir den Hals.
Vor mir erstreckte sich ein steinerner Gang. Es war stockdunkel. "Lumos!", flüsterte ich und wagte mich vorsichtig den Gang entlang. Wasser plätscherte und am Ende des Ganges entdeckte ich Licht. Bitte, bitte kein weiterer Riesenhund oder eine Teufelsschlinge. Obwohl ich die bei diesen Lichtverhältnissen wahrscheinlich ausschließen konnte. Schnell blickte ich noch einmal zurück in den dunklen Tunnel, an deren Ende die Teufelsschlinge lauerte, dann trat ich aus dem Tunnel, jeden Schritt mit Bedacht setzend.
Es war eine Gruft. Gefüllt mit Hunderten fliegender Schlüssel. Am anderen Ende der Höhle befand sich eine Holztür.
Keine Frage, es musste der passende Schlüssel gefunden werden. Das konnte ewig dauern. Doch ausnahmsweise hatte ich Glück. Kurz vor der Tür schwebte ein äußerst ramponiert aussehender Schlüssel, der es aufgrund seines Zustands wohl nicht mehr zu seinen Artgenossen schaffte. Ohne viel Federlesen packte ich ihn und rammte ihn in das Türschloss.
Einen kurzen Moment fürchtete ich, es wäre der falsche, bevor das Schloss klickte und ich hindurchtreten konnte.
Dahinter erwartete mich ein Schlachtfeld. Auf einem riesigen Schachbrett verteilt, lagen die Trümmer der Figuren. Nur wenige standen noch. Ich erkannte einen Bauern und eine Königin. Den Rest wusste ich nicht zuzuordnen.
Auch in diesem Raum befand sich eine Tür. Sie stand offen. Flink quetschte ich mich an einigen der größeren Trümmer vorbei und hastete auf die Tür zu.
Dort erwartete mich ein widerlicher Gestank, der mich würgen ließ. Er stammte von einem Troll. Der Weg war echt kein Spaziergang. Gott sei Dank war der Troll jedoch tot. Unweigerlich fragte ich mich, wie viele Hindernisse noch auf mich warten würden.
Beide Hände schützend vor Nase und Mund haltend, durchquerte ich auch diesen Raum und kam in einer kleinen Höhle aus. In der Mitte ebendieser, stand ein Tisch mit sieben Flaschen.
Daneben lag eine Rolle Pergament. Mich erneut nach allen Seiten umsehend, trat ich über die Schwelle. Im selben Moment ertönte hinter mir ein Zischen und purpurrote Flammen loderten im Türrahmen hoch. Dasselbe geschah auf der anderen Seite, nur waren die Flammen dort schwarz wie der Tod. Ich schauderte, dann trat ich zu dem Tisch und nahm das Pergament in die Hand.
In der ordentlichen Schrift meines Vaters stand dort geschrieben:
Die Gefahr liegt vor euch, die Rettung zurück,
Zwei von uns helfen, bei denen habt ihr Glück,
Eine von uns sieben, die bringt von dannen,
Eine andere führt den Trinker zurück durch die Flammen,
Zwei von und enthalten nur guten Nesselwein,
Drei von uns sind Mörder, warten auf eure Pein.
Wählt eine, wenn ihr weiterwollt und nicht zerstäuben hier.
Euch helfen sollen Hinweis' - und davon ganze vier:
Erstens: so schlau das Gift versteckt mag sein,
's ist immer welches zur Linken vom guten Nesselwein;
Zweitens: die beiden an den Enden sind ganz verschied'ne Leut,
doch wenn ihr wollt weitergehen, so ist keine davon euer Freund;
Drittens: wie ihr deutlich seht, sind alle verschieden groß.
Doch weder der Zwerg noch der Riese enthalten euren Tod.
Viertens: die zweite von links und die zweite von rechts, werden gleichen Geschmack haben,
so verschiedene Gestalt sie auch haben.Ich musste lachen. So einfach - und doch so raffiniert. Ein Funke Stolz stieg in mir auf, bei dem Gedanken, dass dieses Rätsel von meinem Vater stammte. Zielstrebig griff ich nach der kleinsten Flasche. Sie würde mich durch die schwarzen Flammen bringen. Da war ich mir sicher.
Ohne zu zögern, öffnete ich den kleinen Flakon und leerte ihn in einem Zug.Es fühlte sich an, als würde Eiswasser meinen Körper fluten. Sanft stellte ich die Flasche zurück und schritt geradewegs voran durch die schwarzen Flammen.
Auf der anderen Seite angelangt, wusste ich umgehend, dass ich am Ziel war, denn ein hohes, kaltes Lachen, bei dem sich mir alle Härchen am Körper aufrichteten, fluteten die Gruft.
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Unknown Potter I - Secrets of the Past
FanfictionHarry Potter. Jeder kennt die Geschichte des Jungen. Jeder außer Caitlyn, die mit ihm zusammen nach Hogwarts kommt. Doch wieso hat sie von ihrem Vater nie etwas über den 'Jungen der lebt' gehört? Ihr Name ist Caitlyn Snape und sie ist auf der Suche...