Das unsichtbare Signal

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In diesem Kapitel erkundet JJ mit Kie neue Wege in ihrer Beziehung, während er gleichzeitig von den Schatten seiner Vergangenheit verfolgt wird. Beim Versuch, ein normales Leben zu führen, stellt JJ plötzlich fest, dass er ungewollt bestimmte Männer anzieht – Männer, die ihn wie Freier betrachten. Was als gewöhnliches Mittagessen beginnt, verwandelt sich in eine unheimliche Begegnung, die JJ zwingt, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: Warum wird er immer wieder als etwas wahrgenommen, das er längst hinter sich lassen wollte? 

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„Ich will was Neues ausprobieren", sagt Kie beim Frühstück. Sie haben die letzten Wochen mit dem Versuch zugebracht, Egg Benedict zuzubereiten, und haben es immer noch nicht geschafft. Sie sitzen auf der Couch, essen ein Rührei mit der leicht misslungenen Hollandaise darüber. JJ nimmt einen Bissen von der Gabel, als sie ihm etwas anbietet. „Etwas, das ein bisschen verrucht ist."

JJ fängt nie damit an, etwas Neues auszuprobieren. Er mag Sex, sehr sogar. Wenn beide Lust dazu hätten, würde er mehrmals am Tag Sex haben wollen, aber das ist nicht immer der Fall. Aber er braucht nicht all das Zubehör und die Neuheiten, die Kiara möchte. Er freut sich nicht darauf, in Sexshops zu gehen, und findet etwas geiles an lila Vibratoren.

Dabei ist Kiara supervorsichtig bei manchen Sexthemen. JJ würde lieber einfach loslegen, aber sie geht es ganz methodisch an, fast so, als würde sie Notizen machen, wann immer sie etwas Neues probieren. Es stört ihn nicht, selbst wenn sie ein riesiges Drama daraus macht, ihm einfach mal ihre Unterwäsche in den Mund zu stecken. Es ist nicht so, als könnte sie ihm wirklich weh tun.

„Ich dachte, wir haben das letzte neue Ding vor vier Tagen probiert", sagt JJ.

Sie nimmt die Gabel zurück. „Kennst du noch diese Frauen-Pornoseite, die ich mag?"

„Natürlich, kenn ich die."

„Okay, also stehe ich momentan total auf so Domina-Zeugs. Ich dominiere dich ja schon jeden verdammten Tag, vielleicht könnten wir das dann auch ins Schlafzimmer übertragen."

JJ schnaubt verächtlich, und Kie schlägt ihm leicht gegen die Brust.

Du dominierst niemanden."

„Steh auf und hol mir mehr Saft."

Er geht in die Küche und kommt mit dem Orangensaftkrug zurück. Erst als er ihr ein neues Glas eingeschenkt hat, merkt er, warum sie so breit grinst.

„Ach, hör auf!"

„Aber du magst es", sagt sie laut. „Komm her, massier meine Füße."

„Ich bin nicht..." JJ stoppt. Er setzt sich hin und wehrt sich nicht einmal, als Kie ihre Füße in seinen Schoß legt. „Ich mag es, nicht der Bestimmer zu sein. Es ist einfacher. Ich bin kein Anführertyp."

„Ich weiß, Baby", sagt Kie, „deshalb funktionieren wir so gut. Ich will bei allem die Kontrolle haben. Ich denke, es könnte wirklich gut werden. Wir bringen es in unser Sexleben ein, aber ganz bewusst. Wenn es für dich okay ist, würde ich entscheiden, was passiert, dich quasi dazu bringen Sachen zu machen. Aber dich zu nichts zwingen. Ich meine damit, du kannst natürlich entscheiden, ob du etwas machen willst."

„Oh, gut. Du wirst mich also nicht vergewaltigen?"

„Nein", sagt Kie. Fest. Ohne Zögern.

JJ lacht. „Lass mich erstmal drüber nachdenken, ok?"

„Ja, klar."

***

Das Jahr, in dem alles aufhörte, das Jahr vor der Entdeckung der Royal Merchant, fühlte JJ immer noch die Blicke der Männer auf sich. Manchmal im Cut, was ihn absolut zur Verzweiflung bringt, weil das bedeutete, dass es Leute waren, die ihn gut kannten. Aber meistens auf Figure Eight, wo er mindestens vier Tage die Woche arbeitete. Es gab Jobs, die er im Cut hätte machen können. Aber seinen Job im Club zurückzubekommen, bedeutete, jede verdammte Nacht in der Höhle des Löwen zu verbringen. Rückblickend hat JJ keine Ahnung, warum er nicht gekündigt hat.

JJ Maybank: SurviveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt