Graymus

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Als ich wieder unser Abteil betrat, blickten mir vier gespannte Gesichter entgegen.
„Ich wusste es! Wie kannst du es wagen, uns nichts davon zu erzählen?", Marlene packte mich an beiden Schultern und schüttelte mich leicht hin und her. Dabei verließ ein komisches Geräusch meine Lippen, was nach waw waw waw klang.
Als Marlene von mir abliest, blickte ich überfordert und hilfesuchend zu Lily und Alice.
Letztere kicherte bei meinem überforderten Blick leicht auf.

Jetzt kam auch Lily auf mich zu und gab mir einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, so dass es nicht schmerzte. Nun musste ich auch lachen: „Hey, kann mir mal jemand erklären, was hier los ist?"
„Frank hat uns alles erzählt. Also wag es ja nicht, uns irgendetwas vorzuenthalten!", warnend fruchtele Marlene mit ihrem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum.
Ich blickte Frank gespielt böse an: „Was hast du ihnen erzählt?"
Dieser guckte verlegen zu Boden: „Naja, nichts besonderes. Nur dass du und Lupin auf dem Gang saßt und euch unterhalten habt."
„Und du wagst es uns das vorzuenthalten!", Lily schaute mich mahnend an.

„Was hätte ich denn tun sollen? Remus sagen „ich muss mal aufs Klo" ,mich umdrehen, in die falsche Richtung laufen, unser Abteil öffnen und schreien „ich sitze mit Remus auf dem Gang und unterhalte mich über Bücher", auf der Stelle umdrehen und wieder an ihm vorbei in die entgegengesetzte Richtung zum Klo latschen???"
Alice, Frank und Lily prusteten los. Marlene stämmte die Hände in die Hüften und schaute mich belustigt an: „Ja, zum Beispiel"
Ich musste den Kopf schütteln und lächelte sie an: „Du bist unmöglich weißt du das?"
Marlene warf übertrieben ihre Haare zurück: „Schon lange Schätzchen."
Darauf mussten wir nur noch mehr lachen.

„Aber jetzt mal ernsthaft. Dieses Schuljahr wird doch was mit uns.", Marlene begann Abteil leichtfüßig auf und ab zu laufen. Wir schauten sie verwirrt an, und ich hatte Mühe, ihrem Gedankengang zu folgen: „Was meinst du damit?"
„Na, überleg doch mal. Eins steht schon mal fest: Falice ... oder Alfran. Dann hätten wir noch Jily oder Snily. Und neu ins Rennen gestartet sind: Graymus. Versteht ihr? Dieses Schuljahr wird voll mit Liebesromanzen wie in einem Buch. Hält Falice? Für wen wird Lily sich entscheiden und und welche Mysterien verbergen sich hinter Graymus???"

Nun kringelten wir uns vor lachen. Als wir uns einigermaßen wieder beruhigt hatten, fragte Alice: „Und was ist mit dir?"
Lily, Frank und ich sahen zu Marlene. „Ja, was ist mit deiner Geschichte?", fragte Lily.
Marlene zuckte die Schultern: „Wir werden sehen, meine Freunde. Wir werden sehen."
„Also ich finde ja Sirilene cool.", warf Alice ein.
Marlene machte ein nachdenkliches Gesicht: „Hmm, joa. Nicht schlecht, aber auch nicht perfekt. Wir werden sehen."

Die restliche Zugfahrt lang unterhielten wir uns darüber, wer mit wem gut zusammenpassen würde und es machte unglaublich viel Spaß. Die Begrüßungszeremonie und die Einteilung der neuen war wesentlich ereignisloser als die Zugfahrt. Beim Essen war's eigentlich auch relativ still weil Marlene, Lily, Alice und ich stumm da saßen und das Essen genossen. Es war gar nicht notwendig zu reden. Es war einfach schön, wieder mit meinen Freundinnen in Hogwarts zu sein. Müde schlurften wir in unseren Schlafsaal, und ich schaffte es nicht einmal noch eine Seite meines Buches zu lesen. Die Buchstaben verschwammen nur von meinen Augen, bis ich es dann irgendwann aufgab und es weg legte.

Der Anfang des Schuljahres war wie immer deutlich entspannter als die Mitte oder das Ende. So lernten wir zwar fleißig, doch genossen auch unsere freie Zeit. Seit Alice und Frank zusammengekommen waren, war er oft bei uns. Lily, Marlene und ich seufzten immer verträumt, wenn Frank und Alice süß waren und jeder von uns wünschte sich eine Beziehung, wie die beiden sie hatten.

Die Tage verstrichen und es geschah nichts großes. Nur eine Sache fiel mir auf. Lily wurde mit einem Mal still. Ich wusste nicht mehr, wann es anfing, doch eines Tages war sie wie ausgewechselt. Sie war ruhig, zurückhaltend und so still, dass es einem Sorgen machte. Doch jedes Mal, wenn wir sie darauf Ansprachen, blockte sie ab und meinte, sie hätte bloß einen schlechten Tag gehabt. Wir wollten sie dann natürlich nicht weiter bedrängt und Haken nicht nach, doch war deutlich zu erkennen, wie es Marlene, Alice und mich bedrückte. Ich musste etwas tun! Ich musste sie zurückholen, auch wenn es nur eine Kleinigkeit war wie eine schlechte Note, ich wollte und konnte sie nicht in so einem Zustand lassen. An diesem Tag würde ich mit ihr reden!

smile or you have to explain || RumtreiberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt