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Die Tage mit Jungkook veränderten sich langsam. Wo vorher Spannung und Angst in der Luft lagen, gab es nun Momente der Ruhe. Langsam wagte ich es, mich ihm zu nähern, auch wenn meine Unsicherheiten immer noch tief in mir verwurzelt waren. Doch etwas in seiner Präsenz beruhigte mich, selbst wenn ich es nicht verstand.

Eines Abends, als wir beide auf der Veranda saßen und der Mond groß am Himmel hing, war da diese seltsame Stille zwischen uns – eine, die sich nicht unangenehm anfühlte, sondern voller unausgesprochener Dinge. Die Brise war kühl, und ohne nachzudenken, rückte ich etwas näher zu ihm. Jungkook bemerkte meine Bewegung, und seine Augen ruhten für einen Moment auf mir, bevor er seinen Arm um meine Schultern legte. Es war eine sanfte, aber deutliche Geste, und ich ließ es zu. Mein Herz klopfte schneller, aber nicht aus Angst. Zum ersten Mal seit Langem fühlte ich mich... sicher.

„Es ist schön hier," sagte ich leise und blickte in die Ferne. Die Lichter des Anwesens tauchten die Umgebung in ein sanftes Glühen, und in der Dunkelheit schienen wir ganz allein zu sein – nur er und ich.

„Es ist noch schöner mit dir hier," antwortete Jungkook ruhig, und ich spürte, wie meine Wangen warm wurden. Ich konnte nichts darauf sagen, also blieb ich einfach still und ließ seine Nähe auf mich wirken. Es war merkwürdig, wie sich meine Gefühle langsam veränderten. Wo ich vorher nur Fluchtgedanken hatte, war da jetzt etwas anderes. Etwas, das ich noch nicht benennen konnte.

Doch dieser Moment der Ruhe hielt nicht lange.

Plötzlich riss ein tiefes, grollendes Knurren die Stille entzwei. Sofort spannte sich mein ganzer Körper an, und Jungkook stand blitzschnell auf, seine Augen verdunkelt vor Wut und Alarm. Ich konnte es spüren – etwas stimmte nicht.

„Bleib hier," befahl er mit einer Kälte in seiner Stimme, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte er die Stufen hinunter in die Dunkelheit.

Mein Herz schlug heftig in meiner Brust, als ich mich schwerfällig vom Stuhl erhob. Ich wollte nicht alleine zurückbleiben, nicht jetzt. Es war, als würde sich eine unsichtbare Hand um mein Herz legen und es zusammendrücken. Und dann roch ich es. Der Geruch war unverkennbar. Mein Magen drehte sich um, und ich spürte, wie die Erinnerungen mich überwältigten.

Er war hier.

Der Geruch meines alten Alphas, eines Mannes, der mein Leben zur Hölle gemacht hatte, drang durch die Luft und ließ mich in Panik verfallen. Meine Beine wollten sich nicht mehr bewegen, ich fühlte mich wie gelähmt. Dieser Alpha – mein früherer Anführer – hatte mich jahrelang unterdrückt, geschlagen und gedemütigt. Ich war nichts in seinen Augen, ein Omega, der ihm diente, wann immer er es verlangte. Und jetzt war er hier. Warum? Warum jetzt?

„Taehyung!" rief Jungkook, seine Stimme drang durch die Dunkelheit und riss mich aus meinem lähmenden Schock. Ich zwang mich, meine Füße zu bewegen, rannte die Stufen hinunter, während mein Herz vor Angst hämmerte. Doch als ich an der Kante des Waldes ankam, sah ich, was ich gefürchtet hatte.

Jungkook stand mit geballten Fäusten, und ihm gegenüber... stand **er**. Mein alter Alpha. Der Mann, der mich jahrelang quälte und schließlich verstieß, als er glaubte, ich sei zu schwach, zu nutzlos für ihn. Jetzt war er hier, in Jungkooks Territorium, sein Blick kalt und berechnend.

„Was willst du hier?" Jungkooks Stimme war tief, gefährlich. Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Jede Faser seines Körpers war angespannt, bereit, zuzuschlagen, wenn es sein musste.

Der Alpha grinste, und allein dieses Grinsen ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. „Ich will nur, was mir gehört," sagte er, seine Augen glitten zu mir, als würde er mich durchbohren. „Taehyung gehört zu mir. Er ist mein Omega."

Mein Atem stockte, und die Erinnerungen an die Schläge, die Demütigungen, das Leid drängten sich in meinen Kopf. Ich wollte schreien, wollte weglaufen, aber meine Beine blieben starr. Wie konnte er es wagen, mich zurückzuholen, nachdem er mich wie Müll behandelt hatte?

Jungkooks Knurren füllte die Luft, tief und drohend. „Er gehört dir nicht," knurrte er, seine Augen flammten rot auf, als sein Alpha-Instinkt hervorbrach. „Taehyung ist mein Mate. Und wenn du denkst, dass ich ihn je zu dir zurücklassen würde, liegst du falsch."

„Dein Mate?" Der Alpha lachte höhnisch. „Er ist nichts wert. Ein schwacher Omega. Du solltest ihn mir geben und dich um wichtigere Dinge kümmern."

Das war der Moment, in dem ich spürte, wie die Angst in mir zu Wut wurde. Ich war nicht mehr derselbe Taehyung, den er einst unterdrückt hatte. Ich gehörte nicht mehr zu ihm, nicht mehr in seine Welt der Gewalt und des Schmerzes. Meine Stimme war schwach, aber sie zitterte vor Entschlossenheit, als ich sprach: „Ich werde nie zu dir zurückkehren."

Der Alpha blinzelte, überrascht, aber seine Miene verhärtete sich schnell. „Du hast keine Wahl, Taehyung. Du gehörst mir."

„Nein, das tut er nicht!" Jungkook trat zwischen uns, seine Aura so überwältigend, dass selbst der Alpha für einen Moment zögerte. „Wenn du glaubst, du kannst in mein Territorium eindringen und meinen Mate fordern, dann hast du dich geschnitten. Du hast keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast."

In der Luft lag Spannung, wie ein bevorstehendes Gewitter. Der Alpha zögerte, als er Jungkook musterte. Er wusste, dass er es nicht mit einem gewöhnlichen Alpha zu tun hatte. Jungkook war stärker, gefährlicher. Und tief in seinem Inneren wusste mein früherer Anführer das.

„Das wird nicht das letzte Mal sein, dass wir uns sehen," zischte der Alpha schließlich, bevor er sich zurückzog und in den Schatten des Waldes verschwand.

Als die Stille zurückkehrte, spürte ich, wie meine Beine nachgaben. Ich taumelte nach vorn, aber Jungkooks Arme fingen mich auf, bevor ich fiel. Er hielt mich fest, und in diesem Moment fühlte ich mich zum ersten Mal seit Langem sicher. Sicher bei ihm.

„Er wird nicht wiederkommen," murmelte Jungkook, seine Stimme sanft, während er meine zitternde Gestalt in seinen Armen hielt. „Ich werde dich beschützen, Taehyung. Das verspreche ich dir."

Und obwohl die Angst tief in mir saß, wusste ich, dass er es ernst meinte. Jungkook würde mich beschützen – vor meiner Vergangenheit, vor meinem alten Alpha. Aber ich wusste auch, dass dieser Kampf noch lange nicht vorbei war.

🔞Gefährliche Liebe 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt