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Der Wind pfiff leise durch die Äste der hohen Bäume, während wir den schmalen Pfad entlanggingen. Das dichte Blätterdach über uns ließ nur wenig Licht durch, und die Schatten der Bäume schienen sich unruhig zu bewegen. Jeder Schritt fühlte sich schwer an, nicht nur wegen der zunehmenden Spannung zwischen uns, sondern auch wegen der ungewissen Zukunft, die uns erwartete.

Joon lief ein Stück vor uns, seine Haltung entspannt, fast als würde ihm die Schwere der Situation nichts ausmachen. Ich konnte ihn lachen hören, als er einen lockeren Kommentar über das Territorium der Lykaner machte, aber seine Worte klangen in meinen Ohren hohl. Jungkook lief neben mir, seine Schritte waren hart, und ich spürte die Wut und den Ärger, die ihn plagten. Es war schwer für ihn, Joon zu vertrauen, das wusste ich – und trotzdem hatten wir keine Wahl.

„Bist du sicher, dass sie uns helfen werden?" fragte ich leise, während ich versuchte, die Stille zwischen uns zu durchbrechen.

Jungkook warf mir einen schnellen Seitenblick zu, seine Augen voller Sorge. „Nein", gab er zu. „Aber es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen es versuchen."

Mein Herz zog sich bei seinen Worten zusammen, doch ich zwang mich, nicht an die Zweifel zu denken. Ich legte eine Hand auf meinen Bauch, der inzwischen deutlich gewölbt war. Es war kaum zu fassen, wie schnell unser Kind wuchs – es fühlte sich an, als würden wir keine Zeit mehr haben. Jeder Tag brachte mehr Unsicherheit und Angst, doch gleichzeitig auch eine immer stärkere Bindung zwischen mir und dem Baby.

„Es wird alles gut gehen", flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu Jungkook. „Wir werden das schaffen."

Plötzlich blieb Joon stehen und drehte sich zu uns um, sein Gesicht von einem schelmischen Lächeln umspielt. „Da wären wir", sagte er und breitete die Arme aus, als wolle er uns ein Geschenk präsentieren.

Vor uns erstreckte sich ein weites, unberührtes Tal, umgeben von dichten Wäldern und hohen Bergen. In der Ferne konnte ich die Umrisse von Gebäuden erkennen, die sich wie ein kleiner, versteckter Ort in die Landschaft einfügten. Das war es also – das Territorium der Lykaner. Es wirkte ruhig, fast friedlich, doch ich konnte die Macht spüren, die in der Luft lag. Etwas Uraltes und Starkes, das uns beobachtete, als wir näherkamen.

„Willkommen im Herzen der Lykaner", sagte Joon und grinste breit. „Hier wird euer kleines Problem gelöst."

Jungkook knurrte leise und trat an Joons Seite, um ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen. „Das hier ist kein Spiel, Joon. Wir sind nur hier, weil wir keine andere Wahl haben."

Joon hob abwehrend die Hände und trat einen Schritt zurück. „Schon gut, schon gut. Ich weiß, dass es ernst ist. Aber ein bisschen Optimismus hat noch niemandem geschadet." Er warf mir einen schnellen Blick zu, und in seinen Augen funkelte etwas, das ich nicht ganz deuten konnte.

Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Trotz Joons provozierender Art wusste ich, dass er uns hierhergebracht hatte, um zu helfen. Er war derjenige, der die Verbindungen zu den Lykanern hatte, und ohne ihn wären wir vielleicht nie hier angekommen. Trotzdem war es schwer, die Spannung zwischen den beiden Brüdern zu ignorieren. Es fühlte sich an, als stünden wir kurz vor einem Sturm.

„Also, wie geht es jetzt weiter?" fragte ich und versuchte, die Situation auf das Wesentliche zu lenken.

Joon ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen und nickte dann in Richtung der fernen Gebäude. „Wir gehen dorthin. Ich habe bereits mit dem Alpha des Clans gesprochen. Er weiß, dass ihr kommt, und er ist bereit, euch zu empfangen."

Jungkook ballte die Fäuste, aber er sagte nichts. Ich wusste, dass es ihm schwerfiel, die Kontrolle abzugeben und sich auf Joon zu verlassen, aber in diesem Moment gab es keine andere Wahl. Wir mussten uns auf ihn verlassen – und auf die Hilfe der Lykaner.

Langsam machten wir uns auf den Weg hinunter ins Tal. Jeder Schritt brachte uns näher an unser Ziel, doch mit jedem Meter wuchs auch die Unsicherheit in mir. Würden die Lykaner uns wirklich helfen? Oder war das alles ein Fehler? Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf, aber ich zwang mich, weiterzugehen, fest entschlossen, für unser Kind zu kämpfen.

Als wir schließlich das Dorf erreichten, wurde es still um uns. Die Bewohner des Clans traten aus ihren Häusern und beobachteten uns neugierig, ihre Augen waren neugierig und doch distanziert. Es war, als wüssten sie genau, warum wir hier waren – und was auf dem Spiel stand.

„Sieh an, sieh an", ertönte plötzlich eine tiefe, ruhige Stimme. Aus einem der größeren Häuser trat ein großer, muskulöser Mann, seine Haltung war selbstbewusst, und in seinen Augen lag ein Funkeln, das sofort Respekt einflößte. „Joon hat also nicht gelogen. Ihr habt es tatsächlich gewagt, hierherzukommen."

Joon trat vor und grinste breit. „Natürlich habe ich nicht gelogen, Alpha. Jungkook und Taehyung brauchen eure Hilfe. Es ist eine... besondere Situation."

Der Alpha musterte uns mit kritischem Blick, bevor sein Blick auf meinen Bauch fiel. Seine Augenbrauen hoben sich leicht, und ich konnte sehen, wie seine Miene ernster wurde. „Das Kind", murmelte er. „Es wächst schnell."

„Ja", sagte ich leise und trat einen Schritt nach vorne. „Und ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, um es zur Welt zu bringen."

Der Alpha nickte langsam und wandte sich dann an Joon. „Du hast recht. Das hier ist keine gewöhnliche Angelegenheit."

Joon zuckte mit den Schultern, als ob das alles keine große Sache wäre. „Deshalb sind wir ja hier. Also, was ist der Plan?"

Der Alpha ließ seinen Blick über uns gleiten, bevor er antwortete: „Der Plan? Zuerst werden wir sehen, ob Taehyung wirklich stark genug ist, um dieses Kind zu gebären. Wenn nicht... nun, dann werden wir einen Weg finden, ihm zu helfen."

Mein Herz zog sich zusammen bei seinen Worten, aber ich wusste, dass dies der einzige Weg war. Wir hatten keine andere Wahl.

Jungkook stand still neben mir, sein Blick starr auf den Alpha gerichtet. Doch trotz der Spannung, die in der Luft lag, spürte ich einen Hauch von Hoffnung. Vielleicht war dies der Ort, an dem unser Kind sicher zur Welt kommen konnte – und vielleicht, nur vielleicht, würden wir hier die Hilfe finden, die wir brauchten.

🔞Gefährliche Liebe 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt