Die Tage vergingen schneller, als ich erwartet hatte. Jeder Morgen begann mit Jungkooks schützender Präsenz neben mir, und jede Nacht endete mit seinem beruhigenden Herzschlag, der mir sagte, dass ich sicher war. Doch trotz all der Ruhe in diesen Momenten spürte ich tief in mir, dass die Dunkelheit noch immer lauerte, dass mein früherer Alpha nicht einfach verschwinden würde.Die Angst ließ mich nicht los.
Ich saß auf der Veranda des großen Anwesens, den Blick auf den dichten Wald gerichtet, der Jungkooks Territorium umgab. Die Sonnenstrahlen brachen durch die Blätter und tanzten über den Boden, doch an diesem Tag brachten sie mir keinen Trost. Mein Blick wanderte immer wieder zu den Schatten zwischen den Bäumen, als würde ich erwarten, dass ER jeden Moment aus dem Dickicht hervortrat.
„Taehyung?" Jungkooks tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Er trat leise hinter mich, seine Hand auf meiner Schulter schwer und doch tröstlich. „Du bist so still heute."
Ich zwang mich zu einem Lächeln und drehte mich zu ihm um. „Ich... ich denke nur nach." Das war nicht einmal gelogen, aber es war auch nicht die ganze Wahrheit. Jungkook kannte mich mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass ich mich immer noch mit den Erinnerungen an meinen früheren Alpha herumschlug. Seine Anwesenheit war wie ein ständiger Schatten, der nie wirklich verschwand.
Jungkook setzte sich neben mich, seine Augen suchten meinen Blick. „Du machst dir Sorgen, dass er zurückkommt."
Es war keine Frage. Er wusste es bereits.
Ich nickte stumm. „Ich kann es nicht vergessen. Seine Drohungen, sein Blick... Es fühlt sich an, als würde er jederzeit wieder auftauchen, um alles zu zerstören."
Jungkook war eine Weile still, bevor er tief durchatmete. „Ich habe meine Leute verstärkt patrouillieren lassen. Er wird es schwer haben, auch nur in die Nähe unseres Territoriums zu kommen. Du bist hier sicher, Taehyung."
Ich wollte ihm glauben, wirklich. Aber die Angst, die mein früherer Alpha mir eingepflanzt hatte, war so tief verwurzelt, dass ich sie nicht einfach abschütteln konnte. „Und wenn er es doch schafft? Er wird nicht aufgeben, nicht solange er weiß, dass ich das Goldene Blut habe. Es ist mehr als nur Macht für ihn. Es ist eine Obsession."
Jungkook beugte sich näher zu mir, seine Augen ernst, aber sanft. „Ich werde dich beschützen, Taehyung. Egal, was es kostet. Er hat keine Chance gegen uns."
Uns. Das Wort ließ mein Herz schneller schlagen. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich nicht mehr allein. Jungkook war hier, und er würde an meiner Seite stehen. Aber die Angst, die tief in mir saß, ließ mich zweifeln, ob ich wirklich bereit war, dieser Konfrontation ins Auge zu sehen.
Plötzlich knackte es im Wald, und mein Körper erstarrte. Meine Instinkte waren sofort auf Alarm, doch Jungkook blieb ruhig. Er legte eine beruhigende Hand auf meinen Oberschenkel. „Es ist nur einer der Wachen," sagte er leise. „Alles ist unter Kontrolle."
Doch in mir war nichts unter Kontrolle. Ich fühlte, wie die Panik sich langsam wieder ihren Weg bahnte, mein Atem wurde schneller, und die Welt um mich herum begann zu verschwimmen. Die Erinnerungen an die brutalen Schläge, die dunklen Nächte in meinem alten Rudel, die Schreie... Sie kamen alle auf einmal zurück.
Jungkook merkte sofort, was mit mir los war, und zog mich sanft in seine Arme. „Hey, atme tief durch," flüsterte er. „Ich bin hier, Taehyung. Du bist sicher."
Sein Herzschlag unter meinem Ohr beruhigte mich langsam, und ich versuchte, meinen Atem zu kontrollieren. Es war schwer, die Angst loszulassen, aber seine Nähe half mir, mich wieder zu sammeln. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und ließ die Wärme seiner Umarmung auf mich wirken.
„Ich weiß, dass es schwer ist," sagte er schließlich. „Aber du musst mir vertrauen. Wir werden das schaffen. Ich werde dich nicht im Stich lassen."
Seine Worte waren wie ein Anker in der stürmischen See meiner Gedanken. Ich atmete tief ein und hob den Kopf, um ihn anzusehen. „Danke, dass du da bist," flüsterte ich, meine Stimme schwach, aber aufrichtig.
Jungkooks Blick wurde weicher, und er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich werde immer da sein."
In diesem Moment fühlte ich mich sicherer, doch die Ungewissheit, was die Zukunft bringen würde, ließ mich nicht los. Mein alter Alpha würde nicht so leicht aufgeben. Das wusste ich. Er war ein Mann, der bekam, was er wollte – und wenn das bedeutete, in den Krieg zu ziehen, dann würde er das tun.
Plötzlich durchbrach das Geräusch eines heulenden Wolfs die Luft, und mein Körper spannte sich wieder an. Doch Jungkook reagierte sofort. Er stand auf, seine Augen funkelten vor Alarm, aber auch vor Entschlossenheit. „Das ist das Signal," sagte er, seine Stimme ruhig, aber angespannt. „Bleib hier, Taehyung. Ich werde nachsehen."
Mein Herz raste. „Nein, ich will nicht, dass du gehst."
„Ich komme zurück," sagte er fest, bevor er sich abwandte und in die Dunkelheit verschwand. Mein Magen zog sich zusammen, und plötzlich war da wieder diese lähmende Angst, allein zu sein. Ohne Jungkook an meiner Seite fühlte ich mich verletzlich, als könnten die Schatten jeden Moment über mich hereinbrechen.
Minuten vergingen, die sich wie Stunden anfühlten. Jeder kleine Laut, jedes Knacken der Äste ließ mich zusammenzucken. Ich konnte nicht still sitzen. Die Ungewissheit zerriss mich innerlich. Was, wenn es doch mein alter Alpha war? Was, wenn er jetzt zuschlug, während Jungkook abgelenkt war?
Meine Gedanken drehten sich im Kreis, bis plötzlich Schritte zu hören waren. Jungkook erschien in der Tür, seine Augen wachsam, aber es lag keine Bedrohung in seinem Gesichtsausdruck.
„Es war nur einer der Patrouillenwölfe. Nichts Gefährliches," sagte er beruhigend und setzte sich neben mich. „Alles ist in Ordnung."
Ich atmete erleichtert aus, doch die Erleichterung hielt nicht lange. Ich wusste, dass dies nur der Anfang war. Mein früherer Alpha würde nicht aufhören, und ich konnte nur hoffen, dass ich stark genug sein würde, wenn die Zeit kam, um mich zu wehren.
„Es wird nicht ewig so bleiben, oder?" fragte ich leise, während ich in die Dunkelheit starrte.
Jungkook schüttelte den Kopf. „Nein. Aber was auch kommt, wir stehen das durch. Zusammen."
Und in diesem Moment, inmitten der bedrohlichen Stille der Nacht, fühlte ich zum ersten Mal, dass ich vielleicht tatsächlich stark genug sein könnte. Nicht alleine, sondern mit ihm an meiner Seite.
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🔞Gefährliche Liebe 🔞
WerewolfJungkook steht kurz davor, der nächste Anführer seines Alpha-Rudels zu werden. Stark, kalt und unantastbar, hat er nur eins im Kopf: die Macht seines Clans weiter auszubauen. Doch als Taehyung, ein schwacher Omega, aus einem verfeindeten Clan bei ih...