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Die Luft war kühl an diesem Abend, als Joon unerwartet auftauchte. Es war nicht ungewöhnlich für ihn, ohne Vorankündigung hereinzuschneien, doch diesmal lag eine Schwere in seinem Blick, die mich beunruhigte. Jungkook und ich saßen im Wohnzimmer, als es an der Tür klopfte. Jungkook zog die Tür auf und da stand Joon, seine Augen dunkler als sonst und seine Haltung ungewöhnlich angespannt.

„Ich muss mit euch reden", sagte er, ohne große Einleitung. „Es geht um Taehyung... und das Baby."

Jungkook zog die Augenbrauen zusammen, seine Abwehrhaltung sofort spürbar. „Was willst du jetzt schon wieder?", knurrte er, doch er ließ Joon eintreten.

Joon warf mir einen schnellen Blick zu, bevor er sich an Jungkook wandte. „Ich habe Antworten, die ihr braucht", sagte er leise, doch seine Stimme war fest. „Es geht um die Lykaner."

Der Raum schien plötzlich still zu werden. Selbst das Knacken des Kaminfeuers verstummte in der bedrückenden Stille, die folgte. Jungkook starrte ihn an, als ob er nicht glauben konnte, was er gerade gehört hatte. „Die Lykaner?", wiederholte er ungläubig.

Ich fühlte einen Schauer über meinen Rücken laufen. Ich hatte Geschichten über die Lykaner gehört – uralte Wölfe, die angeblich mächtiger und gefährlicher als jede bekannte Alpha-Rasse waren. Man erzählte sich, dass sie unbesiegbar waren, selbst für Alphas. Doch sie waren nur Mythen, nichts, was in unserer Welt existierte... dachte ich.

„Taehyung...", begann Joon, und ich spürte, wie sein Blick auf mir ruhte. „Das Baby in dir... es ist nicht nur ein Alpha. Es ist stärker. Und dein Körper... ein Omega-Körper... ist nicht dafür gemacht, etwas so Mächtiges zu gebären. Du und das Kind... ihr werdet das nicht überleben."

Jungkook machte einen wütenden Schritt nach vorn, sein Blick gefährlich funkelnd. „Was zum Teufel redest du da?", knurrte er. „Taehyung wird das überstehen. Er ist stark genug!"

Doch Joon blieb ruhig, selbst als Jungkooks Aggression spürbar im Raum zitterte. „Das hier ist größer, als ihr beide versteht. Das Baby ist ein Lykaner, oder es wird einer werden. Das liegt in seinem Blut. Es gibt keinen Weg, wie Taehyung das überleben kann... es sei denn, wir verwandeln ihn in einen von ihnen."

„Was?!", schrie Jungkook, seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Du schlägst vor, dass wir Taehyung in einen verdammten Lykaner verwandeln? Das ist Wahnsinn!"

Joon verschränkte die Arme und trat einen Schritt näher an seinen Bruder heran. „Es ist die einzige Möglichkeit, Jungkook. Wenn wir ihn nicht verwandeln, wird er sterben. Und das Kind auch."

Ich konnte spüren, wie sich Jungkooks Zorn entfachte. Seine Muskeln spannten sich an, und seine Augen blitzten vor Wut und Frustration. Doch inmitten dieser Wut konnte ich auch die Angst sehen, die er versuchte zu verbergen. Er wusste, dass Joon recht hatte, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Es war die einzige Chance, mich und unser Kind zu retten.

„Sieh ihn dir an, Jungkook", fuhr Joon fort, seine Stimme hart und bestimmt. „Willst du ihn sterben lassen? Sieh, wie schwach er ist!"

Jungkook knurrte, als Joon ihm näher kam. Es war ein tiefer, bedrohlicher Laut, der den Raum erzittern ließ. „Fass ihn nicht an, Joon", warnte er, seine Augen voller roher Wildheit. „Er gehört mir."

Joon blieb stehen, seine Augen kühl auf Jungkook gerichtet. „Ich will ihn nicht anfassen", erwiderte er ruhig. „Aber ich werde nicht zusehen, wie du ihn in den Tod schickst, nur weil du Angst hast, die richtige Entscheidung zu treffen."

Ich sah den Schmerz in Jungkooks Gesicht, als er zwischen dem Wunsch, mich zu schützen, und seiner tiefen Abneigung gegen die Lykaner hin- und hergerissen war. „Es gibt keinen anderen Weg?", flüsterte ich schwach, meine Stimme kaum hörbar in der bedrückenden Stille.

Joon schüttelte den Kopf. „Nein, Taehyung. Es gibt keinen anderen Weg. Aber ich kenne einen Clan. Sie können dir helfen."

Jungkook trat einen Schritt zurück, als ob er von den Worten seines Bruders getroffen wurde. Ich sah, wie er kämpfte – mit sich selbst, mit der Realität, die uns bevorstand. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und er sah aus, als wollte er die Welt niederbrennen, nur um mich zu retten. Doch in diesem Moment wusste er, dass er machtlos war.

„Das kann nicht wahr sein", flüsterte Jungkook, seine Stimme gebrochen. „Ich will nicht, dass du dich in so etwas verwandelst. Das bin ich dir schuldig... ich muss dich beschützen."

Ich griff nach seiner Hand, meine Finger zitterten. „Jungkook...", flüsterte ich. „Wenn das die einzige Möglichkeit ist, dann müssen wir es tun. Ich will unser Kind. Ich will bei dir bleiben."

Er drehte sich zu mir um, und ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen, die er verzweifelt zurückhielt. „Ich kann dich nicht verlieren", murmelte er, als er meine Hand drückte. „Aber ich habe solche Angst, Taehyung. Was, wenn du... was, wenn du nicht mehr du bist, wenn das passiert?"

„Ich werde immer ich bleiben", sagte ich, so fest ich konnte. „Und wir werden das gemeinsam durchstehen."

Jungkook schloss seine Augen für einen Moment, tief atmend, als er versuchte, die Flut der Gefühle zu bändigen. Schließlich nickte er, wenn auch widerwillig.

„In Ordnung", sagte er leise, aber seine Stimme zitterte. „Aber wenn du etwas anfasst, was mir gehört, Joon", knurrte er, „wirst du es bereuen."

Joon schnaubte amüsiert, als er seinen Bruder betrachtete. „Keine Sorge, Jungkook. Ich bin nur hier, um zu helfen. Auch wenn du es nicht zu schätzen weißt."

Und so, in diesem Moment, schien das Schicksal einen unausweichlichen Weg eingeschlagen zu haben. Die Transformation, die Rettung – es war unsere einzige Hoffnung. Und doch spürte ich die Angst tief in meinem Inneren, während der Gedanke, dass alles sich bald verändern würde, in mir widerhallte.

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