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Die Nacht war still, doch in meinem Inneren tobte ein Sturm. Die Worte von Joon hallten immer noch in meinem Kopf nach, während ich neben Jungkook im Bett lag. Sein Atem war schwer, fast so, als würde er im Schlaf gegen die Realität ankämpfen, die sich uns aufdrängte. Ich konnte nicht schlafen. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um die Entscheidung, die wir treffen mussten.

Einen Teil von mir wollte ich einfach in den Schlaf flüchten, alles vergessen und in einer Welt ohne Sorgen aufwachen. Doch das war nicht möglich. Die Schmerzen, die mein Körper in letzter Zeit durchmachte, erinnerten mich gnadenlos daran, dass die Zeit knapp wurde. Das Baby – unser Baby – wuchs viel zu schnell. Mein Körper war nicht dafür geschaffen, etwas so Mächtiges zu tragen. Ich fühlte es, jeden Tag ein bisschen mehr.

Jungkook drehte sich im Schlaf zu mir, seine Hand suchte automatisch nach mir, als ob er sicherstellen wollte, dass ich noch da war. Seine Berührung war warm, beruhigend, doch sie erinnerte mich auch daran, wie zerbrechlich unsere Zeit geworden war. Er wollte mich beschützen, das wusste ich. Aber wie sollte er das tun, wenn der Feind in meinem eigenen Körper war?

Ich erinnerte mich an Joons Worte: „Ein Omega kann diese Geburt nicht überleben."

Es war eine kalte, harte Wahrheit, die ich akzeptieren musste. Doch der Gedanke, mich in einen Lykaner verwandeln zu lassen, erfüllte mich mit Angst. Wer würde ich danach sein? Würde ich mich selbst noch erkennen, oder würde das Biest, das in den Legenden beschrieben wurde, mein wahres Ich verschlingen?

Und was bedeutete das für unsere Zukunft? Für mich und Jungkook?

Ich atmete tief ein, versuchte die Gedanken zu ordnen, doch es war vergebens. Schließlich schob ich vorsichtig die Bettdecke zur Seite und schlich mich leise aus dem Zimmer. Die kalte Nachtluft im Flur schlug mir entgegen, als ich mich auf den Weg zur Küche machte. Ich brauchte etwas Zeit zum Nachdenken, weg von allem, selbst wenn es nur für ein paar Minuten war.

Als ich die Küche betrat, lehnte ich mich an die Arbeitsplatte und ließ meinen Kopf sinken. Was war, wenn ich die Transformation nicht überlebte? Was, wenn es am Ende alles umsonst war?

„Du siehst aus, als könntest du einen Drink gebrauchen."

Ich schreckte hoch und sah Joon, der in der Dunkelheit der Küche stand, ein Grinsen auf seinen Lippen. Er hielt eine Flasche in der Hand, die er anbot, aber ich schüttelte nur den Kopf.

„Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist Alkohol", murmelte ich und versuchte, meine Nervosität zu verbergen.

Joon trat näher, setzte sich auf die Theke und betrachtete mich aus seinen scharfen Augen. „Also, was ist los? Hast du dich entschieden?"

„Ich weiß es nicht", gab ich zu, die Wahrheit lag schwer auf meinen Lippen. „Das ist alles... zu viel."

Joon nickte, als ob er genau verstand, was ich durchmachte. „Es ist nie leicht, eine Entscheidung zu treffen, die dein Leben für immer verändern wird. Aber manchmal ist es die einzige Möglichkeit, weiterzumachen."

„Aber was, wenn ich nicht mehr ich bin, nachdem das passiert?", fragte ich, meine Stimme zitterte, obwohl ich versuchte, sie fest zu halten. „Was, wenn ich Jungkook verliere?"

Joon legte die Flasche beiseite und sah mich ernst an. „Du wirst immer du bleiben, Taehyung. Die Stärke, die in dir steckt, kommt nicht von deinem Blut oder deiner Gestalt. Sie kommt von deinem Herzen. Und das wird sich nie ändern, egal was passiert."

Seine Worte berührten mich auf eine Weise, die ich nicht erwartet hatte. Ich sah ihn an und für einen Moment erkannte ich, dass Joon mehr war als nur der sarkastische Bruder, den er oft vorgab zu sein. Er wusste mehr über das Leben, als er zeigte, und er verstand die Schwere der Entscheidungen, vor denen ich stand.

„Jungkook wird das durchstehen", fuhr Joon fort. „Er liebt dich mehr, als du dir vorstellen kannst. Das hier wird ihn nicht von dir fernhalten."

Ich nickte langsam, spürte, wie sich die Unsicherheit in mir ein wenig auflöste. Doch die Angst blieb. „Und das Baby?", flüsterte ich. „Was, wenn es wirklich so mächtig ist, wie du sagst? Was, wenn wir es nicht kontrollieren können?"

Joon lächelte, aber es war ein hartes, wissendes Lächeln. „Dann werdet ihr gemeinsam lernen müssen, wie man mit dieser Macht umgeht. Aber das ist ein Problem für später. Zuerst müsst ihr beide überleben."

Ich schluckte schwer, seine Worte setzten sich tief in mir fest. Überleben. Das war alles, worauf es jetzt ankam. Ich würde tun, was nötig war, um zu überleben. Für Jungkook. Für unser Kind.

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, und ich drehte mich um. Jungkook stand im Türrahmen, sein Gesicht von Besorgnis gezeichnet. „Was macht ihr hier?", fragte er leise, doch seine Augen waren nur auf mich gerichtet.

„Ich konnte nicht schlafen", gestand ich. „Es gibt zu viele Dinge, die mir durch den Kopf gehen."

Jungkook trat näher, seine Hand fand sofort meine, als er mich festhielt. „Wir finden einen Weg, Taehyung. Gemeinsam. Egal was passiert."

Ich nickte, und zum ersten Mal seit Wochen fühlte ich eine gewisse Ruhe in mir aufsteigen. Vielleicht würden die kommenden Tage nicht einfach werden, aber mit Jungkook an meiner Seite wusste ich, dass wir es schaffen konnten.

„Also gut", sagte ich schließlich, meine Stimme leise, aber fest. „Wir tun es. Wir suchen den Clan."

Jungkook schloss die Augen, und ich konnte sehen, wie schwer ihm diese Entscheidung fiel, aber er nickte. „In Ordnung", sagte er leise. „Für dich. Für uns."

🔞Gefährliche Liebe 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt