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Die Tage nach Joons plötzlichem Auftauchen vergingen in einer merkwürdigen Stille. Es war, als ob etwas in der Luft lag, etwas Unausgesprochenes, das zwischen Jungkook und mir stand, obwohl wir uns nicht direkt darüber unterhielten. Joon hatte mit seiner Anwesenheit eine Unruhe in mir geweckt, die ich nicht so leicht abschütteln konnte. Es war nicht nur seine überraschende Ähnlichkeit mit Jungkook, sondern auch die Art, wie er sich verhielt, als wüsste er genau, wie er uns beide aus der Fassung bringen konnte.

Jungkook war in den letzten Tagen stiller geworden, als ob ihn die Gedanken an seinen Bruder genauso beschäftigten wie mich. Er versuchte, mich zu beruhigen, war liebevoll und aufmerksam, aber ich konnte spüren, dass etwas an ihm nagte. Die Spannung zwischen den beiden war offensichtlich, doch ich wusste nicht genau, was sie ausgelöst hatte.

Heute Morgen lag ich noch im Bett, als ich spürte, wie Jungkook sich langsam von mir löste und aufstand. Der Raum war noch in Dunkelheit gehüllt, die Vorhänge zogen die ersten Strahlen der Morgensonne zurück, aber ich spürte, dass er wach war, lange bevor ich meine Augen öffnete.

„Gehst du schon?" murmelte ich verschlafen und drehte mich leicht zu ihm um.

Er stand mit dem Rücken zu mir, seine Silhouette zeichnete sich dunkel gegen das schwache Licht ab. „Ich muss kurz etwas erledigen. Schlaf weiter, ich bin bald zurück."

„Wohin gehst du?" fragte ich, die Unsicherheit in meiner Stimme war kaum zu überhören. Es war ungewöhnlich, dass er so früh aufstand, ohne mir vorher zu sagen, was er vorhatte.

Jungkook drehte sich zu mir um und kam zurück ans Bett, beugte sich über mich und drückte einen sanften Kuss auf meine Stirn. „Nur etwas Geschäftliches, nichts, worüber du dir Sorgen machen musst. Ich komme schnell wieder."

Seine Worte beruhigten mich ein wenig, doch als ich sah, wie er sich an der Tür zum Gehen bereit machte, blieb das ungute Gefühl in meiner Brust bestehen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir etwas verschwieg, aber ich wollte ihn nicht bedrängen. Noch nicht.

Nachdem er gegangen war, versuchte ich, wieder einzuschlafen, aber es gelang mir nicht. Meine Gedanken kreisten um Joon, um die Spannung zwischen den Brüdern und um das, was Jungkook vielleicht von mir fernzuhalten versuchte. Was war wirklich zwischen ihnen vorgefallen? Und warum hatte er mir nie von seinem Bruder erzählt, bevor Joon einfach hier aufgetaucht war?

Ich stand schließlich auf und beschloss, mich etwas abzulenken. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich ans Fenster, um den Blick auf die weite Landschaft zu genießen. Es war still um mich herum, aber die Ruhe fühlte sich plötzlich erdrückend an.

Gerade als ich in meinen Gedanken versunken war, klopfte es leise an der Tür. Mein Herz setzte einen Schlag aus, und für einen Moment dachte ich, es könnte Jungkook sein, der vielleicht etwas vergessen hatte. Doch als ich die Tür öffnete, stand Joon vor mir, mit seinem gewohnt verschmitzten Grinsen im Gesicht.

„Na, vermisst du mich schon?" sagte er, seine Stimme triefte vor schwarzem Humor.

Ich war so überrascht, dass ich einen Moment brauchte, um zu reagieren. „Was machst du hier?", fragte ich und trat einen Schritt zurück. Es war das letzte, womit ich gerechnet hatte.

Joon lehnte sich gegen den Türrahmen und sah mich mit einem unleserlichen Blick an. „Ich dachte, ich komme mal vorbei, um zu sehen, wie es dir geht. Wir hatten ja beim letzten Mal nicht viel Zeit, uns richtig kennenzulernen."

Ich fühlte mich unwohl in seiner Nähe, besonders jetzt, da Jungkook nicht da war. „Jungkook ist nicht hier", sagte ich schnell, in der Hoffnung, dass er den Hinweis verstehen würde.

„Oh, das macht nichts", antwortete Joon und trat unaufgefordert ein. „Ich bin nicht hier, um mit ihm zu reden. Eigentlich wollte ich nur mit dir ein bisschen plaudern."

Ich konnte spüren, wie sich die Anspannung in mir aufbaute, und wusste nicht genau, wie ich mit ihm umgehen sollte. Joon hatte eine Art, Dinge zu sagen, die mich aus dem Gleichgewicht brachten. Seine Präsenz war intensiv, fast erdrückend, und ich hatte das Gefühl, dass er immer versuchte, mich zu testen, mich herauszufordern.

„Worüber willst du reden?" fragte ich vorsichtig, als ich ihm folgte und mich ihm gegenüber setzte.

Er zuckte mit den Schultern. „Über dich, über meinen Bruder. Über alles Mögliche. Ich habe das Gefühl, du weißt nicht wirklich viel über unsere Familie."

Die Art, wie er das sagte, ließ mich innehalten. Er hatte recht – ich wusste nicht viel über Jungkooks Vergangenheit, und es beunruhigte mich, dass Joon genau das ausnutzen wollte. „Jungkook hat mir nicht viel erzählt", gab ich zu, „aber ich denke, er hat seine Gründe."

Joon lachte leise, aber es klang nicht freundlich. „Natürlich hat er das. Mein Bruder ist ein Meister darin, Dinge zu verbergen. Er spielt gerne den Beschützer, aber manchmal frage ich mich, ob er dich wirklich vor allem schützen kann."

„Was meinst du damit?" fragte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich seine Antwort wirklich hören wollte.

Joon beugte sich vor, und sein Blick wurde intensiver. „Ich meine, dass es da draußen Dinge gibt, von denen du keine Ahnung hast. Dinge, die Jungkook dir nicht erzählt hat – über uns, über unsere Vergangenheit, über die Welt, in der wir leben."

Ein unangenehmes Kribbeln lief mir über den Rücken. „Was versuchst du mir zu sagen?"

Joon lehnte sich zurück und hob die Hände. „Nur, dass du aufpassen solltest. Manchmal ist das, was man nicht weiß, gefährlicher als das, was man weiß."

In dem Moment öffnete sich die Tür, und Jungkook stand im Rahmen, seine Augen blitzten vor Wut, als er Joon sah. „Was machst du hier?"

Joon erhob sich langsam, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. „Wir haben nur ein bisschen geplaudert. Ich wollte Taehyung besser kennenlernen."

„Ich habe dir gesagt, du sollst Abstand halten", knurrte Jungkook, seine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Schon gut, Bruder", sagte Joon in einem übertrieben freundlichen Ton, als er sich zum Gehen wandte. „Ich wollte nur nett sein."

Bevor er ging, warf Joon mir einen letzten Blick zu, und ich konnte nicht deuten, was hinter seinen Augen vor sich ging. Aber eines war sicher: Das Gespräch mit ihm hatte Fragen aufgeworfen, auf die ich keine Antworten hatte – und die Unsicherheit begann, mich zu erdrücken.

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