Das Bild zeigt Cat.
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Entspannt lehne ich mich zurück, während Josie mir die Fußnägel lackiert und dabei über Rebecca aus unserer Schule lästert.
" Habt ihr das Outfit gesehen? Blauer Rock, gelbe Bluse und grüne Jacke! Ich hätte mich weg schmeißen können."
"Sei nicht so fies, vielleicht ist sie ja farbenblind", wirft Caroline ein. Josie schnaubt.
"Niemals. Mikes himmelblaue Augen konnte sie doch auch ganz gut identifizieren." Em und ich grinsen uns über Berge von Kissen hinweg an. Es ist immer lustig, wenn Josie ein neues Opfer gefunden hat. Meistens ist es zwar Rebecca, aber sie hat nicht nur einen miesen Klamottengeschmack, sondern auch einen ziemlich versauten Charakter. Ich und meine Freundinnen liegen auf unserem Sofa zu Hause bei mir und machen einen Mädelsabend. Den machen wir jeden dritten Samstag im Monat. Wir schauen uns Filme an, machen uns schön und wenn eine Liebeskummer hat, diskutieren wir solange über den Typen bis die Taschentücher alle sind. Dad meinte immer, diese Tradition finden wir mit fünfzehn oder sechzehn vielleicht noch lustig, aber mit siebzehn wollen wir unser eigenes Ding machen. Er hatte Unrecht. Zum Glück. Normalerweise schlafen die drei dann auch bei mir, aber heute Abend müssen Josie und Caroline schon früher gehen, weshalb nur noch Em und ich übrig sind. Em ist meine beste Freundin seid ich denken kann. Wir teilen alles mit einander und bis wir vierzehn waren, stand kein Geheimnis zwischen uns. Jetzt gibt es eins. Ein großes sogar, aber ich habe es noch nie jemandem erzählt und ich bin mir sicher, dass auch Em inzwischen ihre Geheimnisse hat. Aber vermutlich ist das normal mit siebzehn. Wir räumen gemeinsam alles auf und tragen die Popcornschüsseln in die Küche.
"Wo ist dein Dad heute Abend eigentlich?" Em kratzt das restliche Popcorn aus der Schale.
"Bei Harry. Sie pokern oder so." Während des aufräumens werfe ich immer wieder prüfende Blicke Richtung Em. Sie summt leise und hat gerötete Wangen. Okay, die Zeichen sind eindeutig! Ich stelle mich neben sie und ziehe sie leicht am Zopf.
"Wer ist der Typ? Auf welche Schule geht er?" Sie lächelt ertappt, rückt aber bereitwillig mit Informationen raus.
"Er heißt Ryder und auf welche Schule er geht weiß ich nicht. Aber er sieht so unglaublich gut aus, ich habe noch nie, nie einen Typen getroffen, der so heiß aussieht."
"Wow. Er muss wirklich toll sein." Wir gehen in mein Zimmer und legen uns auf mein Bett. Ich schalte das Licht in alter Gewohnheit aus und wende ihr mein Gesicht zu.
"Wie habt ihr euch kennengelernt?"
"Auf einer Party. Ich war mit Mary dort. Erinnerst du dich an sie? Sie war mit im Theater. Jedenfalls waren wir zusammen dort und sie hat uns einander vorgestellt. Sie ist seine Cousine oder so." Sie sagt nichts mehr, lächelt mich nur an.
"Und? Nummer, Adresse, erstes Date?" Em lacht.
"Wir haben uns noch nicht mal richtig unterhalten. Es war schon später am Abend und ich hatte auch schon ein bisschen was getrunken. Vielleicht erinnert er sich gar nicht mehr an mich."
"So jemanden wie dich vergisst man nicht", sage ich und schmiege mich an sie. Em lacht wieder und streicht mir übers Haar. Ich bin schon schon fast eingeschlafen, als sie sagt:
"Cat?"
"Mhm?"
"Ich hoffe so, dass es was wird. Er ist der erste Junge seid Tony den ich mir zum Freund wünsche. Er ist wirklich toll." Ich überlege einzuwerfen, woher sie denn wissen will ob er so toll ist wenn sie gar nicht richtig mit einander geredet haben, aber dann lasse ich sie wirkt glücklich. Wenige Minuten später bin ich eingeschlafen.
*****
Am nächsten Morgen wache ich früh auf und schleiche in die Küche. Dad sitzt am Tisch und schmiert sich ein Brötchen.
"Hey Dad." Ich nehme mir eine Tasse aus dem Schrank und werfe die Kaffeemaschine an.
"Morgen. War's schön gestern Abend? Ist Emily noch da?"
"Doppeltes Ja." Dad sieht mich verwirrt an.
"Ja es war schön und ja Em ist noch hier. Aber sie schläft noch."
"Okay, ich muss heute einem Kumpel helfen. Kommt ihr ohne mich zurecht?"
"Klar. Wenn sie wach ist frühstücken wir und gehen dann in die Stadt, ein bisschen bumeln. Ich bin gegen sieben wieder da."
"Gut, ich werde dann auch zu Hause sein. Schreib mir eine SMS wenn du in der Stadt bist."
"Ja. Okay." Dad steht auf, nickt mir zu und schon ist hinter ihm die Haustür ins Schloss gefallen. Ich sehe nachdenklich aus dem Fenster und trinke einen Schluck Kaffee. Mal abgesehen von den SMS die ich ihm ständig schreiben muss und die ihn darüber informieren was ich mache, wo und mit wem, leben wir ziemlich aneinander vorbei. Ich versuche mich so gut es geht um ihn zu kümmern, aber in letzter Zeit habe ich selbst Stress und wenn er abens nach Hause kommt, ist der Fernseher meist wichtiger als ein Gespräch mit mir. Ich beschließe Omelett zu machen und nach zwanzig Minuten sitze ich essend am Küchentisch. Da kommt Em rein.
"Morgen! Hier riechts aber gut! Krieg ich auch noch was?"
"Wenn du sofort deinen süßen Hintern hier her bewegst, dann ja." Sie grinst und setzt dich gegenüber von mir. Selbst so früh und ungeschminkt sieht sie wunderschön aus. Rote Haare, grüne Augen und eine kleine, zierliche Figur. Ich hingegen bin fast 1,70 groß und habe blonde Locken, die sich am Ansatz braun färben, was mich ärgert.
"Ich habe überlegt, dass wir heute in die Stadt gehen könnten", sage ich.
"Gute Idee", erwidert Em mit vollem Mund. "Ich brauche einen neuen Schal. Es wird kühler draußen." Wir essen auf und machen uns los. Ich wohne ziemlich außerhalb, was den Vorteil hat keine Nachbarn oder andere nervige Menschen um sich herum zu haben. Deswegen finden die meisten Mädelsabende auch bei mir statt. Die halbe Stunde die ich in die Stadt brauche, nehme ich gern in Kauf. In der Stadt gehen wir zuerst in Ems Lieblingsladen. Dort kosten die meisten Dinge das doppelte von meinem Gehalt, den ich im Supermarkt verdiene. Darum sehe ich ihr beim einkaufen nur zu.
"Brauchst du noch was?" fragt Em und geht zur Kasse.
"Nee. Ich geh schon mal raus", sage ich, obwohl mir eher ein: 'Jedenfalls nicht hier' auf der Zunge lag. Draußen beobachte ich die Leute. Obwohl Samstag ist, wirken viele gestresst. Da kommt ein Skateboardfahrer mit ziemlich hoher Geschwindigkeit auf mich zu gerast. Geistesgegenwärtig springe ich zur Seite, voll in jemanden rein, der unter meinem überraschenden Gewicht stolpert und nach hinten fällt. Ich mit ihm. Irgendwas ekliges verklebt meine Augen.
"Ihh, was ist das?"
"Mein Shake. Oder besser gesagt der meines Kumpels. Du wirst ihn ersetzen müssen, wenn du dann die Güte hättest dich von mir runter zu bewegen." Ich erstarre. Mir fällt auf, dass der Aufprall nicht weh getan hat. Ich bin auf demjenigen gelandet, den ich umgeschubst habe. Ein Junge. Ach du... Ich werde knallrot und erhebe mich schnell.
"Sorry!", sage ich und werde noch röter. Der Junge steht ebenfalls auf. Er sieht atemberaubend gut aus, nur ein kleiner Shakefleck auf seiner Wange lässt auf unseren Zusammenstoß hindeuten. Während ich vermutlich furchtbar aussehe. Das Zeug klebt überall. Widerlich. Ich versuche es zu entfernen.
"Lass es, siehst damit eh scheiße aus und den Shake ersetzt du, das habe ich ernst gemeint." Hat der gerade gesagt, dass ich scheiße aussehe?
"Ich kann ja wohl nichts dafür, schließlich hast du mir deinen widerlichen Shake ins Gesicht geschüttet."
"Jetzt bin ich Schuld oder was? Ich habe ihn dir nicht ins Gesicht geschüttet! Was hätte ich denn machen sollen?"
"Mich nicht auffangen zum Beispiel?"
"Auffangen? Du bist auf mich drauf gefallen!"
"Also hättest du mich fallen gelassen. Ein Grund mehr dir deinen Shake nicht zu ersetzen.
"Du sollst den Shake nicht mir sondern meinem Freund ersetzen!" faucht er mich an.
"Dein Freund kann nicht besser sein als du wenn er sich mit dir abgibt."
"Jetzt hör mal zu..."
"Ryder! Wo bleibst du denn?" ruft eine Stimme aus der Menge und unterbricht unseren Streit. Ryder? Wo habe ich den Namen schon mal gehört?
"Wir sprechen uns noch", knurrt Ryder mich an.
"Klar, ich werde hier stehen, auf dich warten und dir dann deinen Shake kaufen, oh mein Retter", sage ich sarkastisch. Er sieht mich sprachlos an, flucht etwas und verschwindet dann in die Richtung aus der er gerufen wurde. Plötzlich legt mir jemand eine Hand auf die Schulter. Em. Sie kreischt mir ins Ohr:
"Das war er! Ist er nicht super!" Er? Ryder? Oh nein! Er ist der Typ in den sich Em verknallt hat? Bitte nicht. Aber offensichtlich doch, denn sie strahlt mich an.
"Wundervoll", sage ich schwach. Sie nickt heftig und bemerkt meinen Sarkasmus nicht, sondern zieht mich weiter und plappert ununterbrochen von Ryder. Erst vor dem nächsten Geschäft bleibt sie stehen, runzelt die Stirn und fragt:
"Was hast du da im Gesicht, Cat?" Ich stöhne auf.
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A kind of Love
RomanceWenn die beste Freundin sich verknallt sollte man sich für sie freuen, oberstes Gesetz im Beste-Freundinnen-Handbuch! Cat würde sich gerne für Emily freuen, wäre da nicht der Typ in den sie sich verknallt hat: Ryder Blake. Macho, Herzensbrecher und...