Jeremy :)
*****
Zwei Tage vergehen, ohne das etwas besonderes passiert. Als ich am Dienstag aufstehe, spüre ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend, was sich den Tag über mehr als nur bestätigen soll. Obwohl ich nicht verschlafen habe, verpasse ich den Bus und muss zur Schule laufen. Die Lehrerin pflaumt mich ungehalten an, ich solle doch meine morgendlichen Schöhnheitsrituale auf später verschieben und lieber pünktlich zum Unterricht erscheinen. Darauf erwidere ich, dass ich diese Rituale gar nicht nötig habe, im Gegensatz zu manchen anderen hier. Sie explodiert fast und ich bekomme einen schriftlichen Verweis. In der Pause nervt Em mich.
"Die Parker hat es echt übertrieben, du bist doch nur fünf Minuten zu spät gekommen. Und bei deinem Kommentar musste ich mich echt zusammen reißen um nicht zu lachen."
"Mhm", mache ich.
"Eigentlich wollte ich dir eine sensationelle Neuigkeit erzählen!" Ich warte und sie kramt mit geröteten Wangen einen Zettel aus der Jackentasche.
"Rate was das ist!"
"Eine ehmalige Serviette vom Eiscafe Rialto?" rate ich und weiß, dass sie das zur Weißglut bringen wird. Und richtig:
"Du bist doof!", schnaubt sie. "Guck doch mal hin" Ihr zuliebe werfe ich einen Blick drauf. Da steht eine Nummer. Eine Vorahnung überkommt mich.
"Eine Nummer?"
"Ja und nicht irgendeine! Es ist Ryders! Wir sind ja am Samstag nicht dazu gekommen Nummern zu tauschen und gestern habe ich ihn zufällig in der Stadt getroffen. Ist das nicht super?"
"Großartig", murmele ich und spüre, wie sich eine Frage in mir aufdrängt: Hat er sie nach der Nummer gefragt oder sie ihn? Und plötzlich wünsche ich mir, es wäre letzters. Im selben Moment werde ich wütend auf mich selbst. Ich habe ihn am Samstag fast geküsst und damit Emily hinter gegangen und jetzt wünsche ich mir, dass er sie ablitzen lässt. Was ist nur mit mir los?
"Ich bin so glücklich, wir wollen uns bald mal treffen. Wie lief's eigentlich mit Jeremy? Er ist doch nett oder?"
"Ja."
"Wirst du..." Da kommen Caroline und Josie und Em hält auch ihnen die Serviette unter die Nase. Ich bin froh, über die Möglichkeit mich aus dem Staub zu machen. Die Wahrheit ist nämlich: Jeremy hat sich seit Samstag nicht gemeldet und das ist immerhin zwei Tage her. Aber ich bin auch nicht besonders scharf drauf, er war zwar nett, für mich jedoch nichts weiter als eine Partybekanntschaft.
*****
Am Nachmittag fahre ich zum Supermarkt. Ich bin gerade dabei meine 'Uniform' anzuziehen, da klopft es und Isabelle tritt ein, die Chefin des Supermarktes.
"Hallo, Cat. Gut das du schon da bist. Ich muss mal mit dir reden."
"Hey. Ja okay. Worum geht's?" Isabelle setzt sich auf einen Stuhl und sieht mich ernst an.
"Ich habe von einer Mitarbeiterin eine Klage erhalten. Du sollst sie beleidigt haben." Ich schnappe nach Luft.
"So war das gar nicht! Agatha hat angefangen..."
"Bitte keine Namen und erzähl mir die ganze Geschichte. Ich möchte sie aus beider Perspektiven hören." Ich setze mich ebenfalls und erzähle ich, nicht ganz ohne Wut in der Stimme, meine Version. Als ich geendet habe, seufzt meine Chefin.
"Es war natürlich sehr nett von dir dem Jungen zu helfen, aber er hat etwas gestohlen und das ist nicht richtig."
"Natürlich nicht, aber erstens habe ich es ja dann bezahlt, zweitens hat er die Sprache nicht gesprochen und drittens war er nicht allein. Er ist nur weg gelaufen. Sein Begleiter war noch im Supermarkt."
"Ich verstehe deine Beweggründe ja, aber es wäre nicht deine Aufgabe gewesen den Jungen zu beschützen."
"Agatha hat ihn beleidigt, ich konnte nicht einfach dastehen und nichts machen", verteidige ich mich.
"Der Begleiter des Jungen wäre dann gekommen und hätte ihm geholfen, du konntest natürlich nicht wissen, dass er nicht allein da ist. Aber du hast Agatha auch angelogen. Du hast behauptet, du würdest den Jungen kennen und nach deiner Version zu urteilen stimmte das nicht?" Ich schüttele benommen den Kopf.
"Es war eine Notlüge."
"Nein, war es nicht. Dem Jungen wäre schon nichts passiert."
"Ihm nicht, aber den Eltern."
"Auch das hat dich nichts anzugehen und was du zu Agatha gesagt hast, ist inakzeptabel. Du hast sie nicht nur beleidigt, sondern auch vor anderen Menschen bloßgestellt. Das stellt leider deine gute Absicht, dem Jungen zu helfen, in den Schatten. Ich muss dich bitten deine Sachen zu packen." Ich blinzele.
"Was? Sie feuern mich?"
"Mir bleibt leider keine andere Wahl. Wir können dein hitziges Temperament hier im Moment nicht gebrauchen. Selbstverständlich werde ich dir noch deinen Lohn für die Stunden auszahlen und ich werde diese Situation in keinem Wort in deinem Arbeitsbericht erwähnen, wenn du jetzt gehst." Ich schlucke. Vermutlich ist es schon sehr großzügig, dass sie mir dieses Angebot nicht macht, trotzdem kämpfe ich mit den Tränen. Ich bringe nur ein: Okay, heraus, drehe mich um und fange an meine Sachen zusammen zu suchen. Isabelle legt mir eine Hand auf die Schulter.
"Danke. Ich komme gleich mit dem Geld und dem Bericht." Ich nicke bloß. Eine halbe Stunde später stehe ich draußen, würde am liebsten los heulen und nicht mehr aufhören. Das ist so ungerecht! Kurz blitzt der Gedanke auf, dass wieder mal Ryder an allem Schuld ist. Aber den verdränge ich. Es ist meine Schuld, oder besser gesagt, die meines Temperamentes. Ich putze mir die Nase und mache mich auf den Weg nach Hause. Dad ist schon da.
"Cat? Wieso bist du schon zu Hause? Solltest du nicht arbeiten?" Ich beschließe ehrlich zu sein. Schließlich kann ich nicht jeden folgenden Dienstag oder Donnerstag bis abends halb sieben in der Gosse rum hängen nur um ihm nicht beichten zu müssen gefeurt worden zu sein.
"Ich bin gefeuert worden." Er lässt beinah den Teller fallen, den er in den Schrank räumen wollte.
"Du bist was?"
"Sie haben mich rausgeschmissen. Wegen meines Temperamentes." Die genaueren Umstände werde ich ihm nicht erzählen. Er atmet tief ein, als müsse er soeben die Nachricht verdauen, dass ich jemanden um die Ecke gebracht und seine Leiche im See versteckt habe.
"Na gut, was soll ich da sagen? Das ist deine Suppe, die musst du allein auslöffeln. Sieh zu wie du einen neuen Job bekommst, sonst..." Er muss nicht weitersprechen. Sonst kann ich das Studium vergessen.
"Ja, ich weiß", sage ich nur und gehe an ihm vorbei ins Bad. Dort heule ich noch einmal, bevor ich mich zusammen reiße und Wasser in die Wanne lasse.
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A kind of Love
RomanceWenn die beste Freundin sich verknallt sollte man sich für sie freuen, oberstes Gesetz im Beste-Freundinnen-Handbuch! Cat würde sich gerne für Emily freuen, wäre da nicht der Typ in den sie sich verknallt hat: Ryder Blake. Macho, Herzensbrecher und...