Kapitel 17-Keine Gefühle

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"Was?" frage ich. "Du siehst irgendwie nicht so begeistert aus."
"Na ja. Ich habe einfach etwas anderes erwartet, schätze ich." Das verwirrt mich.
"Wieso? Was hast du denn erwartet?"
"Wir sind auf der Dachterasse eines Clubs."
"Und? Von hier aus kann man die Arena sehen und andere Dinge."
"Ja, klar, es ist schön, aber ich hätte irgendwie etwas tiefgründigers erwartet." Was? Ich setze mich auf einen der Steine, die hier rumliegen und lasse meinen Blick schweifen. Es ist nicht so, dass man von hier die ganze Stadt sehen kann, nur einige besondere Orte und natürlich jede Menge Dächer von Häusern. Außerdem hört man die Straßengeräusche, aber das stört mich nicht. Für mich ist es mein Lieblingsort. Einfach weil ich hier meine Ruhe habe.
"Soll das heißen, ich bin oberflächlich? Du hast Recht, es ist nicht so toll, wie am Strand in die Sterne sehen zu können, aber für mich ist es etwas besonderes." Und wenn ich mich richtig erinnere, ist dein Lieblingsplatz nicht mal deine Entdeckung gewesen, sondern Ryders, füge ich in Gedanken hinzu. Jeremy kommt auf mich zu.
"Natürlich. Es tut mir leid, Cat. Es war nicht so gemeint. Ich war nur überrascht. Lass und das hier genießen."
"Nein danke. Ich glaube, ich muss jetzt gehen."
"Was? Wir sind gerade erst gekommen!"
"Tut mir leid, ein andern mal habe ich mehr Zeit." Ich gehe an ihm vorbei, die Treppe runter. Jeremy folgt mir.
"Cat! Es tut mir leid."
"Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast mich offenbar für jemand anderen gehalten. Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen musste."
"Nein, so war es nicht! Warte, bitte." Ich stoppe jedoch nicht, gehe durch den Club, vorbei an Carlos, der mir einen mitleidigen Blick zuwirft. Ich gehe bis zur Bushaltestelle, Jeremy folgt mir die ganze Zeit und versucht sich zu entschuldigen.
"Sag mir bitte, wie ich es wieder gut machen kann", fleht er.
"Hör zu, du hast nichts falsch gemacht. Aber ich denke wir sollten jetzt eine Pause einlegen, wir machen hier einen Cut und vergessen das ganze, okay?"
"Aber nur das was ich gesagt habe. Das andere will ich nicht vergessen. Cat, ich mag dich und ich weiß nicht, was ich mir unter dieser Pause vorstellen soll." Er verzieht das Gesicht.
"Ich mag dich auch, deswegen können wir uns wieder treffen nur jetzt wäre es, glaube ich, besser...das Treffen zu beenden."
"Wenn du meinst. Kann ich dich anrufen?"
"Klar." Zum Glück kommt der Bus und wir müssen uns nicht mit peinlichen Schweigeminuten quälen. Im Bus lasse ich mich auf einen Sitzplatz fallen und atme aus. Puh, was war das denn? Jeremy hat ein völlig falsches Bild von mir. Ein Bild von einer tiefgründigen, sanften Cat. Wie soll ich ihm zeigen, dass ich das nicht bin? Ich lehne meinen Kopf gegen die Scheibe. Ab jetzt werde ich mich bemühen, wieder mehr die Alte Cat zu sein. Die hat sich nie Gedanken darüber gemacht, ob ein Junge in sie verliebt war oder nicht. Er war es einfach nicht. Oder wie es in ihrer Familie aussieht. Klar, es war schon immer kompliziert, aber die alte Cat hat nie geheult oder hat sich nach dem 'Was wäre wenn' umgesehen. Und das ist genau das, was ich jetzt brauche.

*****

Ich wache am nächsten Tag ziemlich früh auf. Ganz kurz fühlt es sich so an, als sei nichts passiert. Als wäre mein Date mit Jeremy nicht eine totale Katastrophe gewesen. 'War es auch nicht', denke ich. 'Es ist nur etwas...merkwürdig gewesen.' Obwohl ich weiß, dass es eine Untertreibung ist, gebe ich mich vorerst damit zufrieden und schwinge die Beine aus dem Bett. Dad schläft noch,weshalb ich genügend Zeit habe zu duschen und mich fertig zu machen. Ich singe sogar, als ich aus dem Bad komme, hat Dad sich einen Kaffee gemach.

"Warum so gute Laune?" Er nimmt einen Schluck Kaffee. "Wegen des Jungens?" Eigentlich ist an der Frage nichts witzig, trotzdem muss ich lachen.

"Nein, gar nicht." Ich lasse mich auf einen Stuhl plumpsen. Dad mustert mich argwöhnisch.

"Bist du high?" Das kränkt mich schon etwas.

"Dad! Ich habe einfach nur gute Laune! Ist das verboten?"

"Nein, ich dachte nur wegen der Sache mit deiner Mutter wärst du länger...deprimierter."

"Sollte ich das sein?"

"Natürlich nicht, aber..." 'Du bist es', denke ich. "Ach egal. Heute ist Samstag, was hast du vor?" Er legt die Tasse in die Spülung und ich weiß, dass ich sie gleich abwaschen darf.

"Nichts besonderes. Muss einen Aufsatz für Geschichte schreiben."

"Dann bist du also zu Hause. Nicht schlecht, in letzter Zeit bist du mir zu oft unterwegs." Bevor ich etwas erwidern kann, klingelt es an der Tür. Schnell schiebe ich mir noch einen Butterkeks in den Mund, dann gehe zur Tür. Es ist Em und sie strahlt.

"Stör ich oder kann ich reinkommen?" Immer noch schmatzend winke ich sie herein.

"Hallo Mr. Wyton!", ruft Em fröhlich meinem Dad zum der nur nickt. Wir gehen in mein Zimmer, sofort redet meine beste Freundin los.

"Es ist passiert! Wir haben uns geküsst!" Seltsamerweise braucht diese Nachricht mehrere Sekunden um bei mir anzukommen. Em hat längst weiter geredet, als ich endlich kapiere. Sie haben sich geküsst. Sie spricht von Ryder. Und plötzlich verstehe ich was sein: 'Dann verurteil' mich auch nicht' bedeutet.

"Warte kurz. Das ist echt...toll, seid ihr jetzt zusammen?" Em taxiert mich eingehend.

"Toll? Das ist fantastisch! Und was soll diese Frage? Wenn man sich küsst ist man normalerweise zusammen. Das heißt ja. Wir sind zusammen, ein Paar, Cat. Ein Paar! Ryder und ich. Kannst du es fassen?" Ich nicke.

"Du hast Recht, es ist fantastisch. Ich freue mich für dich." Als ich diese Worte spreche, spüre ich...nichts. Nur Leere. Wo ist die Freude? Ich bin wirklich mies! Aber ich kann nicht anders. Ich kann mir nicht selbst befehlen happy zu sein. Heute Morgen habe ich es versucht und diese Nachricht hat es wieder zunichte gemacht, obwohl ich nicht verstehe warum. Em ist meine beste Freundin. Wir teilen alles, wieso kann ich mich nicht freuen?

"Und? Wie war der Kuss?" Alles in mir sträubt sich diese Worte zu sagen.

"Einfach...wundervoll! Er kann super küssen und es ist einfach so passiert. Nachdem er mich abgeholt hat, waren wir im Kino und dann sind wir noch spazieren gegangen. Da ist es dann passiert. Gott, ich bin so verliebt." Die nächsten Minuten berichtet sie mir in allen Details wie der Kuss war und ich muss mich immer mehr bemühen mein Lächeln echt wirken zu lassen.

"Und wie läufst zwischen dir und Jeremy?" Ich sollte ihr die Wahrheit sagen. Dass unser Date gestern ein Reinfall war und ich mir nicht sicher bin, stattdessen sage ich:

"Gut. Sehr gut."

"Ach, super! Stell dir das mal vor. Ich verliebt und du auch! Ihr werdet bestimmt ein Paar! Oder, was denkst du?" Mechanisch nicke und ich höre mich die Worte:

"Doch, ich denke schon", sagen. Em quietscht auf. Ich nicht. Ich lächele nur weiter und frage mich, wieviele Lügen eine Freundschaft aushält.

*****

Endlich ein neues Kapitel! Es tut mir so leid, dass ihr solange warten musstet! Ich liebe euch alle, aber einen besonderem Dank an LoveBooksReader15, die mich so unterstützt und selbst tolle Storys schreibt! Ich wollte fragen: Soll ich mal ein Kapitel aus Ryders Sicht schreiben? Ist das doof? Oder wenn ja, welche Szene hättet ihr am liebsten? Ich kann auch einfach da weiterschreiben, wie bisher:) Love u! :*

A kind of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt