Kapitel 22-Ein Brief

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>>"Cathrina!" Ich drehe mich um. Oh nein, dass ist nicht wahr...<<

Ich habe Em erwartet, oder irgendjemand anderen, aber nicht Lucy. Nicht sie hier! Aber da kommt sie mit wehenden Haaren auf uns zu. Sie sieht genauso aus wie immer. Kein Stress zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. Warum kommt sie ausgerechnet jetzt? Was tut sie hier?

"Cat! Wie schön, dass ich dich noch erwische. Ich musste dich unbedingt sehen." Sie ist jetzt bei uns angekommen, ich kann sehen, wie es in Ryders Gesicht arbeitet. Er rät, wer die unbekannte Frau ist.

"Was tust du hier?" presse ich zwischen den Zähnen hervor.

"Ich bin zurück gekommen, freust du dich nicht?" Nein, ich freue mich nicht.

"Ehrlich gesagt: nein. Ich muss jetzt auch in den Unterricht. Bis dann."

"Nicht so schnell, junge Dame. Du bist eh schon zu spät, die zwei Minuten hast du jetzt auch. Und müsste er nicht auch im Unterricht sein? Wer ist das?" Sie deutet auf Ryder. Ich wünsche mir so sehr, woanders zu sein, oder dass er ihr nicht antwortet. Am besten soll beide verschwinden und mich allein lassen,

"Ich bin Ryder. Freut mich Sie kennenzulernen." Er reicht ihr die Hand, aber seine Augen verraten keine Gefühle.

"Oh, gleichfalls. Mein Name ist Lucy, ich bin Cathrinas Mutter." Ich kann seinen überraschten Blick spüren und mir platzt der Kragen.

"Was soll das? Was tust du hier? Vor ein paar Wochen ging's dir doch noch gut in Ungarn. Bist du jetzt zurück gekommen um Salz in die Wunde zu streuen? Um Dad zu präsentieren wie wunderbar es dir ohne ihn geht?!" Meine Stimme wird immer lauter, aber sie zittert auch leicht und Tränen sammeln sich in meinen Augen. "Was tust du hier?" flüstere ich. Sie sieht mich schockiert an, tut so, als würde es ihr leid tun.

"Cathrina, wie redest du denn mit mir?" Sie streckt die Hand nach mir aus.

"Fass mich nicht an!" fauche ich und schlage ihre Hand weg. "Du glaubst, dein Auftauchen verändert alles wieder? Es macht es wieder gut? Du hast dich getäuscht! Ich will dich nicht sehen und Dad auch nicht. Verschwinde! Geh zurück nach Ungarn und vergiss deine Probleme, so wie du es immer machst. Na los, geh!" Lucy sieht mich mit einem Blick aus Wut und Enttäuschung an. Aber es ist mir egal, sie weiß nicht, was sie angerichtet hat.

"Cat", Ryder legt mir eine Hand auf die Schulter und seine Stimme klingt beruhigend. Ich schüttele die tröstende Geste trotzdem ab und trete einen Schritt zurück.

"Und noch was: Du bist nicht meine Mutter, du warst es nie und du wirst es nie sein!" Ich drehe mich um, heiße Tränen Rinnen meine Wangen herunter. Ich komme bis zum Schultor, dann hält Ryder mich auf.

"Lass mich in Ruhe."

"Cat..."

"Nein, bitte, bitte, geh!" Ich schreie ihn an, aber die Worte werden durch die Schluchzer erstickt.

"Beantworte mir nur eine Frage: War es deine Mutter?" Wieso will er das wissen? Was geht ihn das an? "Cat? War es..."

"Nein! Nein, verdammt!" schreie ich. "Sie ist nicht meine Mutter, okay? Ich habe so getan und sie auch, weil ich es wollte. Ich wollte sie als Mutter, aber sie ist nicht besser."

"Nicht besser als wer?" Seine Stimme klingt so sanft, das komplette Gegenteil von meiner.

"Lass mich. Geh weg. Bitte." Ich schaffe es nur noch zu flüstern. Er sieht unschlüssig aus. Die unterschiedlichsten Gefühle spiegeln sich auf seinem Gesicht wieder. Er will mich trösten, aber auch meinen Wunsch respektieren. Schließlich dreht er sich um und geht. Das einzige was er sagt:

"Es tut mir leid." Er ist längt weg, als meine Lippen sich endlich bewegen.

"Mir auch."

*****

Ich schließe die Haustür auf. Dad ist nicht da, klar, es ist ja auch erst Mittag. Nach dem Vorfall habe ich drei Stunden durchgehalten, danach musste ich mich auf der Toilette übergeben, was ganz praktisch war, denn so konnte ich früher gehen. Ich fühle mich so beschissen wie lange nicht mehr. Nicht nur wegen Lucy. Auch wegen Ryder. Er ist quasi Teil des Geheimnisses geworden. Ein Geheimnis, dass ich nicht mal Em verraten habe. Wie ich ihn kenne, wird er nicht locker lassen, bis er alles weiß. Aber ich kann es ihm nicht erzählen. Er würde mich dafür verurteilen und auch wenn ich es mir nicht eingestehen will: Ich ertrage den Gedanken nicht, dass er mich hassen könnte.

*****

Jeremy ruft mich mehrmals an, erst beim vierten Mal schaffe ich es ranzugehen. Obwohl ich weiß, dass er es nur gut meint, bin ich genervt. Natürlich hat Em ihm bereits alles erzählt und jetzt macht er sich Sorgen. Zum Glück kam ich ihm davon überzeugen das es mir gut geht und ich nur etwas Schlaf brauche. Dad kommt gegen sieben, die Schule hat ihn bereits darüber informiert, dass es mir nicht gut geht und er besteht darauf, dass ich morgen zu Hause bleibe. Mir ist das nur Recht und es geht mir fast gut, bis ich den Brief auf unserer Matte entdecke. Ich nehme ihn und runzele die Stirn. Es steht mein Name drauf. Oben auf meinem Bett reiße ich den Umschlag auf. Es ist kein Geschenk, sondern ein einfacher handgeschriebener Brief.

Cat, ich hasse es Briefe zu schreiben. Aber ich weiß, dass du es hasst, wenn ich dir nicht ins Gesicht sehe und das hier könnte ich dir nicht ins Gesicht sagen. Dramatisch, oder? Ich bin wirklich ein Softie geworden. Ich wollte dir noch mal sagen, dass es mir leid tut. Wahrscheinlich hast du Recht. Ich ändere meine Meinung zu oft und es wäre auch dumm von uns beiden für eine kleine Schwärmerei alles aufzugeben. So siehst du es doch auch oder? Deshalb: Lass uns alles vergessen. Nie hat etwas existiert und falls du dir jetzt Sorgen machst, ich könnte morgen schon wieder anders drauf sein- sei beruhigt, ich bleibe dabei.

Gute Besserung, Ryder.

P.S. Die Sonette sind wirklich ein Geschenk. Behalte sie bitte!

Ich wollte immer einen romantischen Brief von einem Jungen bekommen, aber doch nicht so einen! Er kann das nicht ernst meinen! Er nennt es eine 'kleine Schwärmerei'. Es verletzt mich, dabei sollte ich doch froh sein, dass er es offenbar endlich eingesehen hat. Aber was hat seinen Stimmungswechsel beeinflusst? War es Lucy? Was ist nur los mit mir? Ich lege den Brief unter mein Kopfkissen und tue das, was ich die letzten Tage schon viel zu oft getan habe-ich weine.

*****

Meine Widmung spielt wieder nicht mit, aber natürlich ist es dir gewidmet, LoveBooksReader15! Danke, danke. Soo, es war nicht Em und auch nicht Jeremy. Seid ihr enttäuscht? Und der liebe Ryder hat mal wieder einen Rückzug gemacht. Arme Cat, was? Ob er wirklich dabei bleibt? Wie wärs, wenn Cat ihm jetzt Mal ein bisschen hinter her läuft?;)

A kind of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt