Kapitel 7-Komm, lass uns tanzen!

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Der Schwarm meiner besten Freundin! Hab ich sie denn noch alle! Mit einer entschiedenen Bewegung schubse ich Ryder ein Stück weg. Er sieht mich an, als hätte ich gerade verkündet, liebend gern kleine Hundewelpen zu überfahren. Mit einer Mischung aus Schock und Enttäuschung.
"Lass das", sage ich heiser.
"Und warum?" Hat er das gerade wirklich gefragt? Ich hole zum dritten Mal an diesem Abend tief Luft und versuche mein heftig schlagendes Herz zu ignorieren. Bestimmt werde ich diesmal wirklich krank.
"Weil wir uns überhaupt nicht kennen." Er zieht eine Augenbraue hoch, als wollte er sagen: Nicht dein Ernst.
"Wenn das der einzige Grund ist..."
"Und außerdem findet meine Freundin dich gut", platze ich heraus. "Emily. Die mit den roten Haaren, du hast sie schon auf einer Party kennen gelernt und bitte frag jetzt nicht wer sie ist!" Er sieht aus, als wolle er es tatsächlich fragen, tut es dann aber nicht, sondern wartet. Ich seufze.
"Emily, die mit der ich gekommen bin. Ich zeig sie dir." Ryder setzt zum Sprechen an, da ruft eine mir sehr bekannte Stimme:
"Da bin ich wieder, Cat. Ich hab hier...oh." Sie sieht Ryder. Hastig mache ich noch einen Schritt von ihm weg. Sie wird rot und stammelt: "Oh. Äh, hi." Die Nähe zwischen Ryder und mir scheint sie nicht bemerkt zu haben. Zum Glück.
"Em das ist Ryder, Ryder das ist Em", stelle ich die beiden vor, was wohl ziemlich dumm ist, denn Em kennt Ryder schließlich und bestimmt fühlt sie sich beleidigt, dass ich sie vorstelle. Das wirkt so, als würde ich ihn besser kennen als sie. Ryder lächelt höflich. Ich habe ihn noch nie höflich erlebt.
"Hey." Eine peinliche Stille entsteht.
"Wollt ihr nicht tanzen gehen? Ich komme sofort nach, muss nur kurz telefonieren", sage ich. Em wirft mir einen dankbaren Blick zu, Ryder einen...verwirrten? Schließlich bleibe ich allein zurück. Und das schlechte Gewissen stürmt auf mich ein. Ich habe Ryder geküsst. Na ja, fast. Aber das reicht schon! Was habe ich mir nur dabei gedacht? Vor ein paar Tagen habe ich mich noch gezofft und jetzt wollte ich, dass er mich in den Arm nimmt. Ja, ich kann es nicht leugnen. Es ging nicht alles nur von Ryder aus. So ein... Em darf auf gar keinen Fall etwas davon erfahren. Ich bin so eine miserable Freundin. Mit gesenktem Kopf gehe ich zurück. Auf der Tanzfläche ist ziemlich was los und durch das gedämpfte Licht kann ich nur die schemenhaften Umrisse erkennen. Ich drängele mich vor bis zur Bar, denn Ryders Cola habe ich im Wintergarten vergessen. Als ich eine Neue in den Händen halte, suche ich nach Em. Zum Glück entdecke ich sie fast sofort, sie kommt mit geröteten Wangen auf mich zu.
"Oh Gott! Wir haben getanzt, Cat. Wir haben getanzt! Ich führ mich auf wie ein Teenager, entschuldige." Sie lächelt etwas beschämt. Ich versuche ebenfalls zu lächeln.
"Kein Problem. Ich freu mich. Wo ist er denn jetzt?"
"Was zu trinken holen gegangen. Werd jetzt bitte nicht sauer, aber Ryder hat einen echt süßen Kumpel."
"Em, bitte..."
"Was denn? Sieh ihn dir doch wenigstens an. Guck, der da mit den blonden Haaren." Ich sehe niemanden mit blonden Haaren, nicke aber brav. Da fängt Em wie eine verrückte an zu winken.
"Hör auf!" zische ich, aber zu spät. Ein Junge in unserem Alter kommt auf uns zu. Ob er tatsächlich blonde Haare hat, kann ich nicht erkennen, nur wilde Locken. Aber er schenkt mir ein sympathisches Lächeln.
"Hey, ich bin Jeremy."
"Cat", sage ich knapp und Em verpasst mir unauffällig einen kleinen Tritt was mit ihrem Monsterhigh-Heels ziemlich weh tut.
"Da ist Ryder, wir sehen uns später, Cat", flötet sie und lässt mich mit Blondlocke allein.
"Sorry", entschuldige ich mich. "Ich mag es nur nicht wenn meine Freundin versucht mir vorzuschreiben wen ich kennenlernen soll."
"Kein Problem. Kann ich verstehen." Er macht eine kleine Pause. "Sie steht auf Ryder oder?" Ich nicke.
"Ist das gut oder schlecht?" Er lacht.
"Sagen wir es Mal so, er ist nicht so der Beziehungstyp und es würde mich wundern wenn es bei deiner Freundin anders wäre."
"Okay...wie gut kennst du ihn?"
"Ziemlich gut. Wir sind sowas wie beste Freunde."
"Wie alt seid ihr?"
"Achtzehn. Und du?"
"Siebzehn. Em auch", füge ich hinzu. Jeremy lächelt wieder.
"Weißt du was? Lass und tanzen!" Ich will schon protestieren, da nimmt er meine Hand und zieht mich auf die Tanzfläche.
"Ich kann eigentlich nicht tanzen", rufe ich über die Musik hinweg.
"Ich auch nicht", brüllt Jeremy zurück. Ich lächele und wir tanzen weiter. Ich muss zugeben, dass es sogar Spaß macht, aber als der DJ das erste langsame Lied des abens spielt, mache ich Anstalten zu gehen. Jeremy hält mich zurück.
"Noch einen Tanz?" Ich lächele, schüttele aber den Kopf.
"Tut mir leid, aber ich muss gehen. Bleib du ruhig noch hier."
"Kann ich wenigstens deine Nummer haben?" Ich zögere kurz, willige dann aber ein. Zum Abschied winke ich nur kurz. Em kann ich nicht finden, daher beschließe ich ihr draußen eine SMS zu schreiben. Kurz vor der Tür werde zurück gezogen. Ich halte den Atem an als ich Ryder erkenne.
"Wo willst du hin?"
"Es geht dich zwar nichts an, aber nach Hause." Er durchbohrt mich mit seinen Blicken förmlich.
"Das heute Abend vergessen wir", sage ich so eindringlich wie möglich. Zu meiner Überraschung lacht er.
"Ich habe damit kein Problem. Du wirst es nicht vergessen können." Unglaublich wie er plötzlich wieder so ein Arsch sein kann.
"Das denkst aber auch nur du. Ich habe es quasi schon vergessen."
"Wie du meinst. Wir werden ja sehen."
"Gar nichts werden wir sehen, Ryder. Ein wir gibt es nämlich nicht." Damit drehe ich mich um und gehe. Die Gänsehaut die sich auf meinen Armen gebildet hat, schiebe ich auf die Kälte draußen.
*****
Fünf vor halb elf bin ich zu Hause und Dad nimmt meine Anwesenheit mit einem Nicken zur Kenntnis. Oben lasse ich mich, noch in meinem Kleid, ins Bett fallen. Fast sofort schlafe ich ein.

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