Hier ist Emily.
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Als ich am Abend die Tür aufschließe bin ich fix und fertig. Ohne meinen Dad zu begrüßen, der gerade Nudeln kocht, gehe ich ins Bad und lasse Wasser in die Wanne. Zwar haben Em und ich heute Mittag versucht den Shake am Springbrunnen auszuwaschen, aber die Reste hängen und kleben noch immer überall. Widerlich. Genau wie der Typ der an dem Desaster Schuld ist. Ryder. Was ist das überhaupt für ein Name? Zum ersten Mal wünsche ich, dass Em den Typen nicht bekommt und schäme mich sofort dafür. Vielleicht kann er ja auch nett sein, aber bis jetzt hat er sich wie der letzte Arsch verhalten und das hat Em nicht verdient. Ich wasche mich gründlich und werfe danach die Klamotten in die Waschmaschine. Als ich nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad komme, sitzt überraschender Weise Mum am Esstisch. Deshalb kocht Dad also.
"Oh, hey", sage ich. Sie sieht von ihrem Laptop auf. In letzter Zeit ist sie selten zu Hause, aber das stört mich nicht groß.
"Hallo Cathrina. Kämm dir bitte die Haare, sonst sind sie nachher ganz verfilzt." Ich nicke ergeben, ohne ihr zu sagen, dass ich sie nie nach dem waschen kämme, nur wenn sie da ist.
"Wo warst du?" frage ich und warte, bis Dad mir eine Portion Nudeln auf den Teller geklatscht hat.
"In Hongkong. In drei Tagen muss ich nach Paris. Wieder Mal. Die verstehen es aber auch nicht. Läuft bei dir soweit alles okay?" fragt sie und klappt den Laptop zu um ihren Teller entgegen zu nehmen.
"Alles super." Selbst wenn etwas nicht stimmen würde, ich hätte ihr nicht davon erzählt. Sie ist einfach zu selten da. Nach dem Abendessen verschwinde ich in meinem Zimmer, fahre den Laptop hoch und sehe mir Pretty Little Liars an. Nach der vierten Folge bin ich eingeschlafen.
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Der Sonntag vergeht ohne besondere Vorkommnisse und schon ist Montag und ich muss mich in die Schule quälen. An Montagen bin ich nie besonders sondern gesprächig und das wissen die anderen auch. Am besten bin ich immer noch am Freitag drauf.
Auf dem Weg nach Hause mache ich einen kleinen Umweg an der Straße entlang, das mache ich manchmal, wenn ich den silbernen Mini-Van sehen will. Heute fährt er nicht an mir vorbei, was meine Laune noch mehr verschlechtert. Und als ich dann Ryder an einer Bushaltestelle entdecke, sinkt sie in den absoluten Minusbereich. Leider bin ich nicht schnell genug und er hat mich ebenfalls gesehen. Mit einem fiesen Grinsen kommt er auf mich zu.
"Bist du nicht das Shake-Mädchen?"
Wenn ich so tue, als wüsste ich nicht, was er meint, vielleicht haut er dann ab? Ich sehe ihn also möglichst freundlich und unschuldig an.
"Entschuldigung?" Er lacht.
"Keine Chance. Dich würde ich überall wieder erkennen." Mist. Und was soll das denn wieder heißen?
"Weil ich so scheiße aussehe oder was? Ich kann dir versichern, deine Visage vergisst man auch nicht so schnell."
"Ist mir bewusst. Die meisten die mich das zweite Mal sehen, denken sie werden verrückt, weil sie schon zum zweiten Mal einen Engel gesehen haben." Ich funkele ihn wütend an.
"Ich gehöre nicht zu diesen Menschen, oder vielleicht doch, aber ich glaube, ich habe den Teufel gesehen. Oder irgendwas anderes schreckliches." Er lacht wieder. Em hat Recht, er hat schöne Augen, eine schöne Lache, was an ihm ist bitte nicht perfekt? Der Charakter. Da zeigt er bestes Arschlochverhalten.
"Wie auch immer, ich muss jetzt los, du auf die Erde gefallener Engel."
"Du musst mir noch den Shake spendieren, Shake-Mädchen."
"Falsch, ich dachte ich muss ihn deinem Kumpel spendieren. Schick ihn doch Mal vorbei, vielleicht mach' ich es ja. Je nachdem wie er so drauf ist." Diesmal bin ich diejenige die lacht.
"Ich liefere ihn aus. Shakes sind eh nicht so mein Ding."
"Vergiss es, Ryder und lass mich in Ruhe." Seine Augen blitzen. Oh nein...
"Du hast dir meinen Namen gemerkt?"
"Zwangsläufig. So einem arroganten Arsch begegnet man doch nicht alle Tage."
"Red dir das nur weiter ein", er grinst hochnäsig.
"Es ist so. Wenn du mich jetzt bitte vorbei lassen würdest..."
"Erst muss ich wissen wie du heißt."
"Wieso?"
"Wäre nur gerecht. Ich habe dich aufgefangen."
"Nicht freiwillig!"
"Und? Der Fakt zählt." Ich schnaube.
"Hier zählt gar nichts! Und jetzt lass mich gehen!" Mit diesen Worten schiebe ich mich an ihm vorbei auf die Straße. Das Auto sehe ich zu spät. Da packt Ryder mich am Ellenbogen und zerrt mich zurück auf den Gehsteig. Der silberne Mini-Van rast an uns vorbei. Na toll. Benommen starre ich ihm hinter her.
"Kannst du nicht aufpassen wo du hin läufst, verdammt noch Mal? Das Auto hätte dich fast erwischt." Ich fange mich wieder und recke trotzig das Kinn.
"Ich habe es gesehen." Er lacht auf.
"Sicher doch, deshalb bist du auch direkt rein gelaufen. Weil du es gesehen hast."
"Ja."
"Nein."
"Ja!"
"Nein! Du hast dieses verdammte Auto nicht gesehen. Ich habe dir jetzt schon zum zweiten Mal das Leben gerettet, ist dir das bewusst?"
"Nein, ist es nicht. Weil ohne dich wäre ich gar nicht in solche Situationen gekommen! Also ist es deine Schuld!"
"Meine Schuld?! Kannst du nicht einfach mal Danke sagen?"
"Wieso? Ich wäre vorsichtiger gewesen, wenn du mich nicht so wütend gemacht hättest!" Wir starren uns an. Was tue ich hier? Mich mit einem Typen rum streiten, von dem ich gerade mal den Namen weiß. Und in den meine beste Freundin verknallt ist! Ich wende mich schnell ab.
"Wenn du so sehr auf dein Danke bestehst: Danke! Danke, dass du mich in diese Situationen gebracht hast, hoffentlich muss ich dich nie wieder sehen."
"Gleichfalls. Nur leider sagt mir etwas, dass wir uns sehr wohl wieder sehen, die Welt ist klein, wie wir heute gesehen haben."
"Verschone mich mit deinen Sprüchen", schnaube ich und gehe über die Straße(nicht ohne vorher sorgfältig nach rechts und links gesehen zu haben, den Mini-Van habe ich nämlich tatsächlich nicht gesehen). Auf der anderen Straßenseite kann ich mir nicht verkneifen ihm wie ein kleines Kind die Zunge raus zu strecken, bevor ich nach Hause gehe. Dort werfe ich mich völlig fertig auf mein Bett und döse ein.
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A kind of Love
RomansaWenn die beste Freundin sich verknallt sollte man sich für sie freuen, oberstes Gesetz im Beste-Freundinnen-Handbuch! Cat würde sich gerne für Emily freuen, wäre da nicht der Typ in den sie sich verknallt hat: Ryder Blake. Macho, Herzensbrecher und...