Drei Monate später, Dezember.
*****
Es schneit draußen. Die weißen Flocken fallen auf den Boden und legen die Welt in ein schönen weißen Schimmer. Ich sitze auf dem Boden meines Zimmers und kämpfe mit der Verpackung eines Geschenkes.
"Komm schon", fluche ich. Ich rucke an dem Papier rum, da macht es "Ratsch" und ich halte zwei Stücken Geschenkpapier in den Händen. Ich stöhne auf und lasse es. Plötzlich steckt Dad seinen Kopf durch die Tür.
"Cat..."
"Man, Dad! Ich habe gesagt, du sollst in den nächsten zwei Stunden nicht reinkommend! Ich verpacke Geschenke und dieses Jahr habe ich ausnahmsweise auch eins für dich." Er lächelt.
"Tut mir leid, ich wollte nur sagen, dass Ryder da ist." Oh, umso besser. Ich stopfe das immer noch unverpackte Geschenk unter mein Bett. Im vorbei gehen gebe ich Dad einen Kuss auf die Wange.
"Danke, bis später."
"Ja, vergiss nicht..." Er stoppt sich. Jetzt bin ich es, die lächelt. Er wollte sagen, dass ich die Kontrollanrufe nicht vergessen soll, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass ich langsam auf mich selbst aufpassen kann. Und das finde ich gut. Mit großen Schritten gehe ich die Treppe runter und da steht er. Der Schnee hat seine Haare durchnässt, aber für mich ist er immer noch der unwiderstehlichste Junge den ich je gesehen habe. Er lächelt mir zu und zieht mich in seine Arme. Seine Hände sind kalt, als er meine Wangen umfasst und mich küsst. Das gefällt mir noch viel mehr. Er zögert den Kuss so weit wie möglich in die Länge, ich muss mich regelrecht losreißen.
"Du bist kalt," kichere ich.
"Du auch gleich. Hast du gesehen, draußen schneit es."
"Ich weiß. Und das vor dem 24." Ich schlüpfe in meinen Mantel und setze die Mütze auf, die Em mir geschenkt hat. Ryder mustert sie, sagt aber nichts. Meine Freundschaft zu Em ist ganz offiziell vorbei, aber vor zwei Wochen mussten wir gemeinsam etwas kopieren gehen und haben uns, wenn auch vorsichtig, wieder angenähert. Zwischen uns ist viel schief gelaufen und beste Freundinnen werden wir nicht mehr, trotzdem wollte ich sie nicht ganz verlieren. Dafür bin ich jetzt wieder regelmäßig ins Tierheim gegangen und habe dort Lilly näher kennengelernt. Wir verstehen uns super und obwohl ich im Moment zufrieden bin, so wie es ist, kann ich mir vorstellen, in ihr eine sehr gute Freundin gefunden zu haben. Ryder öffnet die Tür und kalter Wind bläst mir entgegen. Ich ziehe die Mütze tiefer in die Stirn und trete auf den knirschenden Schnee. Weihnachten ist zwar erst in einer Woche, aber der Schnee bleibt schon liegen und ist schön fest. Ich strecke die Zunge raus und sehe dabei zu, wie die Flocken in meinen Mund wirbeln. Plötzlich trifft mich von hinten etwas kaltes. Ryder hat mich mit Schnee beschmissen.
"Hey!" Ich schüttele lachend meine Kaputze aus.
"Du standest da so schön", grinst er und klopft sich die Hände ab.
"Na warte." Ich kratze ebenfalls Schnee zusammen, werfe und treffe genau den Kragen seiner Jacke. Er schüttelt sich, während ich mich vor Lachen nicht mehr einkriege. Natürlich lässt Ryder das nicht auf sich sitzen und wenige Sekunden später findet in meinem Garten die erste Schneeballschlacht seit Jahren statt. Irgendwann reißt Ryder mich einfach von den Füßen, wirft mich in den Schnee und lässt sich neben mich fallen. Mir sollte kalt sein, aber meine Wangen glühen und ich spüre nur Glück. Es ist nicht alles perfekt. Zum Beispiel vermisse ich Jeremy. Wir treffen uns ab und zu, aber er empfindet noch immer mehr für mich und ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er den Kontakt zu mir abbricht. Ob Ryder immer noch so gut mit ihm befreundet ist, weiß ich nicht. Er will nicht darüber sprechen. Oder die Sache mit Jenna. Ich würde lügen wenn ich mich nicht zugeben würde, dass ich oft an sie denke und sie auch auf absurde Weise vermisse. Aber Dad und ich kommen gut zurecht und auch wenn meine Vergangenheit nicht gerade schön ist, bereue ich es nicht. Denn vielleicht hätte ich ohne die ganze Geschichte niemals zu Ryder gefunden. Er ist vermutlich das einzig perfekte an der Sache. Aber es reicht mir vollkommen. Vielleicht werden wir eines Tages feststellen, dass wir nicht die richtigen füreinander sind oder eine Prüfung des Lebens bringt uns auseinander, aber daran will ich nicht denken, weil er jetzt hier neben mir liegt und die Vergangenheit nicht zu ändern ist, ebenso wenig wie ich weiß, was morgen passiert.
"Woran denkst du?" Ryder dreht den Kopf zu mir. Seine braunen Augen strahlen mich warm an. "An mich stimmt's?"
"Stimmt ausnahmsweise sogar." Ich lächele ihn an.
"Ausnahmsweise? Du denkst ständig an mich. Wenn du aufstehst, wenn du schlafen gehst, unter der Dusche... Du bist seit Wochen nicht dazu gekommen dein Buch fertig zu lesen."
"Das hat ja wohl gar nichts mit dir zu tun." Ryder stützt sich auf den Ellenbogen und sieht zu mir herunter.
"Oh doch. Jeder Charakter wirkt doch eintönig und hässlich gegen mich."
"Meine Fantasie ist enorm groß. Keine Angst."
"Wenn ich jetzt theoretisch zugeben würde, dass es mir mit meinen Charakteren genauso geht?"
"Dann würde ich dir theoretisch recht geben."
"Gut." Seine Lippen streifen meine Wange. "Das Problem ist nur: Ich habe keine große Fantasie."
"So ein Mist aber auch."
"Nein, gar nicht. Meine Fantasie hat sich das wichtigste schon eingeprägt." Er streicht über mein Gesicht. "Dann kann ich nämlich auch ständig an dich denken. Beim aufstehen, beim schlafen gehen..."
"Unter der Dusche", ergänze ich lachend.
"Genau." Er küsst meinen Mundwinkel.
"Ich glaube, theoretisch liebe ich dich, Ryder Blake."
"Lass zwei Wörter weg, sag den Satz nochmal und küss mich." Ich mache es und zwischen den Küssen flüstert er mir zu, dass er mich auch liebt. Wie gesagt, es ist nicht alles perfekt, wir sind es auch nicht, aber der Moment. Und das reicht mir für's erste.
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A kind of Love
RomanceWenn die beste Freundin sich verknallt sollte man sich für sie freuen, oberstes Gesetz im Beste-Freundinnen-Handbuch! Cat würde sich gerne für Emily freuen, wäre da nicht der Typ in den sie sich verknallt hat: Ryder Blake. Macho, Herzensbrecher und...