Obwohl ich am liebsten ausgeschlafen hätte, quäle ich mich Samstagmorgen aus dem Bett und ziehe mich an. Das Gespräch mit Dad gestern hat mir klar gemacht, wie dringend ich eine neue Arbeit brauche. Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und radele los. Am Donnerstag habe ich es in diversen Restaurants versucht, aber keines benötigte eine Aushilfe. Meine nächster Versuch ist der Bäcker, wo ich schon einmal gearbeitet habe. Dann hat der Bäcker jedoch kurz geschlossen, wegen Umbauarbeiten und in der Zeit habe ich den Job im Supermarkt angenommen und bin dort geblieben, weil es näher lag und weil es dort mehr Gehalt gab. Schäbig ich weiß. Als ich eintrete, lächelt mir Rosie, die Chefin, freundlich zu.
"Cat! Wie schön. Wie kann ich dir helfen?"
"Bitte sag, dass du gerade ganz dringend auf der Suche nach einer kleinen Hilfe bist." Rosie schüttelt den Kopf.
"Tut mir leid, aber nach deinem tragischen Verlust haben wir jemand neues eingestellt."
"Verstehe ich. Sorry."
"Mir tut es auch leid. Willst du nicht eine kleine Stärkung mit nehmen? Geht aufs Haus." Ich lasse mich zu einem Blaubeermuffin überreden, denn ich aber doch bezahle.
Auch die nächsten Versuche scheitern kläglich. Ziemlich mies gelaunt fahre ich nach Hause. Ich beschließe einen kleinen Umweg zu nehmen und nicht an der Straße, sondern am Feld vorbei zu fahren. Der Wind weht mir ins Gesicht und trotz des Misserfolges lächele ich. Ich fahre gerade an dem örtlichen Tierheim vorbei, als plötzlich etwas vor mein Fahrrad springt. Ich bremse scharf und rucke den Lenker nach rechts. Das etwas winselt und springt kurz darauf an mir hoch. Es ist ein Hund. Ein Mischling und offenbar noch ziemlich jung. Ich steige vom Rad und kraule ihn hinter den Ohren.
"Na du? Bist wohl ausgebüxt?" Er leckt meine Hand und sieht mich aus treuen Hundeaugen an.
"Peanut! Komm sofort her!" Eine Frau kommt aus dem Tierheim über die Wiese gelaufen und bleibt vor uns stehen. Sie hat kurze braune Haare, dunkle Augen und ein wachsamen Blick. Sie sieht mich so intensiv an, dass ich schon fragen will, ob wir uns schon einmal begegnet sind, da sagt sie:
"Danke, dass du ihn eingefangen hast. Ich habe ihn nur eine Sekunde un beaufsichtigt gelassen."
"Kein Problem, ich habe ihn gar nicht richtig eingefangen. Er kam zu mir."
"Na gut, danke trotzdem. Komm, Peanut." Ich stehe auf.
"Warum heißt er so?"
"Er frisst für sein Leben gerne Erdnüsse. Niemand weiß wieso. Sag mal, bist du Cathrina?" Verwirrt nicke ich.
"Ja, wieso?"
"Ein Bekannter hat gesagt, dass du aud Arbeitssuche bist?" Der Gedanke von Ryder blitzt in meinem Kopf auf.
"Das ist richtig, aber darf ich fragen welcher Bekannter?" Sie lacht.
"Tut mir leid, dass muss dir komisch vorkommen. Ich habe es selbst nur über drei Ecken und Kanten mitbekommen. Soweit ich weiß, hat dich derjenige schon lange nicht mehr gesehen, hat aber mit deinem Vater gesprochen. Ich sollte dich oder besser gesagt deinen Vater anrufen und mal fragen, ob du hier für eine Weile aushelfen willst." Auch wenn mir dieser Bekannte etwas unheimlich ist, nicke ich lächelnd.
"Das wäre sehr nett, von ihnen!"
"Super, mein Name ist Tanja. Wenn du willst kann du Montag nach der Schule vorbei kommen und ich zeige dir alles."
"Das wäre super. Ich bin gegen vier da."
"Gut, bis dann. Komm, Peanut." Sie nimmt den Hund am Halsband und geht zurück. Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und fahre weiter. Etwas verwirrt hat mich die ganze Situation schon. Wie konnte sie mich einfach so erkennen? Ob ich Dad darauf ansprechen soll? Mal sehen. Der Gedanke an einen neuen Job erheitert meine Stimmung und auch das Date mit Jeremy bringt mich inzwischen zum Lächeln. Wieder zu Hause dusche ich mich und suche meine Sachen raus. Die Haare lasse ich offen ich und beschließe ein Kleid anzuziehen. Nichts zu schickes fürs erste Date. Ein dunkelblaues, mit etwas ausgefranstem Schnitt, dazu eine schwarze Leggins und meine blauen Chucks. Zehn nach acht klingelt es. Zu meinem Glück ist Dad doch nicht da und es erspart mir oder besser gesagt Jeremy einen unangenehmen Start. Er lächelt mich an, als ich zur Tür komme.
"Sorry für die Verspätung. Ich weiß mal sollte beim ersten Date unbedingt pünktlich sein, aber ich habe die Entfernung etwas unterschätzt."
"Man sollte nicht nur beim ersten Date pünktlich sein", erwidere ich ebenfalls lächelnd. "Aber das macht nichts. Den meisten geht es so. Vielleicht wäre es unter diesen Umständen besser gewesen sich direkt am Kino zu treffen?"
"Quatsch. Ist schon gut so." Auf dem Weg zum Bus unterhalten wir uns und ich bemerke, dass Jeremy wirklich ein angenehmer Zeitgenosse ist. Nicht wie die meisten Jungs. Er wirkt fast schon erwachsen.
Im Kino bezahlt er die Eintrittskarten und fragt, was ich trinken oder essen will. Ich winke ab.
"Ich bin kein Kino-Esser."
"Sehr gut." Ich runzele verwirrt die Stirn. Wieso sehr gut? Weil er dann kein Geld ausgeben muss? Aber ich frage ihn nicht. Im Kino sitzen wir natürlich nebeneinander und ich fühle mich viel wohler als mit Harry. Die Lichter gehen aus und der Film fängt an. Während der gesamten Vorstellung macht Jeremy keine Annäherungsversuche, aber ich kann spüren wie er mich von der Seite beobachtet.
Als der Film zu Ende ist und wir wieder draußen stehen, räuspert er sich und fragt:
"Hat dir der Filn gefallen?" Ich lache.
"Ehrlich gesagt schäme ich mich dafür. Der war ja ganz anders als ich erwartet habe. Sorry."
"Kein Problem. Ich sehe gerne Liebesschnulzen mit kriminellem Touch." Er grinst mich an und ich lächele erleichtert zurück.
"Hast du noch Zeit?" Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz nach halb zehn.
"Ja, etwas. Wieso?"
"Dann komm mit, ich will dir etwas zeigen." Er nimmt meine Hand und wir schlendern die Straße runter.
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A kind of Love
RomanceWenn die beste Freundin sich verknallt sollte man sich für sie freuen, oberstes Gesetz im Beste-Freundinnen-Handbuch! Cat würde sich gerne für Emily freuen, wäre da nicht der Typ in den sie sich verknallt hat: Ryder Blake. Macho, Herzensbrecher und...