"Sehe ich gut aus?" Zum hundersten Mal rückt Em ihre Mütze richtig. Es hat schon vor sieben Minuten zum Schulschluss geklingelt, aber Em steht noch im Flur und mustert sich in der Vitrine. Ich nehme ihr die Mütze vom Kopf.
"So siehst du gut aus."
"Hey! Die habe ich mir extra gekauft."
"Ja, aber das ist überhaupt nicht dein Style." Sie seufzt.
"Ich dachte Ryder würde drauf stehen."
"Ich denke er stehr viel eher auf dein normales Aussehen."
"Hast Recht! Ich schenk sie dir." Damir rauscht sie an mir vorbei. Ich sehe auf die Mütze in meiner Hand.
"Toll, du schenkst mir eine Mütze, die du scheiße findest", murmele ich, setze sie aber auf und lasse einige Haarsträhnen raus gucken. Dann folge ich Em. Draußen traue ich meinen Augen kaum. Da steht Ryder und sein...Motorrad? Und der will kein Badboy sein? Ich versuche nicht eifersüchtig zu werden, dabei wollte ich schon immer Mal auf einem Motorrad fahren! Em hingegen sieht eher ängstlich aus, sagt aber:
"Wie cool!", und nimmt sich einen Helm. Ich trete etwas näher und versuche zu lächeln. Hoffentlich sieht es nicht so aus, als hätte ich Zahnschmerzen. Durch den Helm sehe ich nur Ryders Augen.
"Hey", sage ich.
"Schicke Mütze", erwidert er gedämpft durch den Helm und startet den Motor. Em wirft mir einen säuerlichen Blick zu, ich zucke nur mit den Schultern. An ihr hätte es lächerlich ausgesehen. Dann steigt sie auf und schlingt ihre Arme um Ryder. Ich winke den beiden hinter her und unterdrücke das Gefühl welches in mir aufsteigt. Ich gehe zum Bus. Da heute Freitag ist, gehe ich nochmal ins Tierheim und danach ist Wochenende. Morgen treffe ich mit Jeremy und werde ihm meinen Lieblingsplatz zeigen. Im Tierheim bin ich gerade bei den Hunden und spiele mit Peanut als die Tür aufgeht und Lilly rein kommen.
"Hey!" begrüßt sie mich. "Cool, dass du hier bist. Alles klar?"
"Alles super und bei dir?"
"Bisschen Stress in der Schule, aber das wird schon wieder." Sie grinst schief, setzt sich zu mir auf den Boden und fängt an einen schwarzen Hund zu kraulen.
"Schicke Mütze." Ich lache etwas.
"Danke, meine Freundin wollte sie nicht mehr."
"Ich mag solche Geschenke nicht. Wenn jemand seine Sachen nicht mehr will, dann soll er sie doch zur Kleiderspende geben oder was weiß ich."
"Sie dachte ihr Schwarm steht drauf. Ist aber nicht ihr Style." Lilly mustert mich.
"Deiner schon. Steht dir wirklich."
"Danke."
"Magst du mir nicht sagen was los ist? Ich merk doch, dass was nicht stimmt. Ich weiß, wir kennen uns noch nicht richtig, aber ich mag dich Cat. Du kannst mir vertrauen." Ich lehne meinen Kopf an ihre Schulter und Peanut legt seinen auf meinen Oberschenkel. Aus treuen Hundeaugen schaut er zu mir hoch, als wollte er sagen: Na los. Erzähl schon.
"Es ist kompliziert. Ich glaube, ich weiß selbst nicht was Sache ist. Eigentlich ist ja alles gut. Ich mach's nur kompliziert."
"Das kenne ich. Aber im Ernst, ob es nun kompliziert ist oder nicht, es gibt für alles eine Lösung."
"Im Prinzip habe ich das Problem sogar schon gelöst. Aber es verfolgt mich, er verfolgt mich." Lilly lächelt.
"Ah, es geht also um einen Typen?"
"Wie immer", seufze ich.
"Wenn er dich nicht will, muss er ja echt einen Sprung in der Schüssel haben."
"Er tut ja so, als habe er Interesse, aber meine Freundin ist ihn verknallt und das kann ich doch nicht bringen. Und das habe ich ihm auch gesagt.
"Okay", sagt sie langsam. "Aber du bist auch in ihn verliebt?"
"Keine Ahnung. Vielleicht. Ich hoffe nicht."
"Das kann man nicht kontrollieren und wenn du wirklich verliebt bist, solltest du es ihm vielleicht sagen." Ich stehe auf.
"Nie im Leben! Sein Ego übersteigt eh schon jede menschliche Vorstellungskraft, wenn ich ihm das jetzt sage wird er sich auf die Schulter klopfen und das wars. Außerdem gehe ich mit seinem besten Freund aus." Lilly lacht auf.
"Was? Das ist jetzt echt verwirrend. Also er geht mit deiner besten Freundin und du mit seinem besten Freund? Was geht bei euch falsch?"
"Keine Ahnung. Hat sich so ergeben."
"Was sich bei euch so alles ergibt. Das ist ja wie in einer dieser Realityshows."
"Du sagst es. Aber ich könnte echt auf dieses ganze Drama verzichten und sein Freund ist wirklich nett. Gar nicht wie er und das brauche ich. Jemand der für mich da ist und nicht jemand der jedes Mädchen anbaggert, dass bei drei nicht auf dem Baum ist." Lilly sieht mich zweifelnd an.
"Wenn du meinst. Du musst es ja wissen." Ich mache weiter und wir unterhalten uns über andere Themen. *****
Ich drehe mich vor dem Spiegel. Wahrscheinlich kann ich so gehen. Wir gehen ja nicht schick essen oder so. Ich habe diesmal etwas eher bequemes gewählt, etwas das nach mir aussieht. Zerissene Hose, lockeres, raffiniert geschnittenes T-Shirt und einfache Cucks. Als ich aus dem Haus gehen will, kommt Dad gerade aus seinem Schlafzimmer.
"Muss ja ein besonderer Junge sein", brummt er und mustert mich.
"Er ist nur ein Freund, Dad." Was ich eigentlich sagen will: Ich gehe nicht weg. Ich weiß nicht, ob er das versteht, aber er lässt mich gehen.
*****
Jeremy und ich schlendern durch die Stadt, bis wir vor einem Club stehen.
"Hier?" fragt er etwas perplex.
"Fast." Ich ziehe ihn hinter mir her, zur Hintertür und klopfe. Carlos macht auf.
"Cat, dass du dich hier Mal wieder blicken lässt! Und wer ist das?"
Hey, Carlos. Das ist ein Freund von mir, wir wollen nach oben." Er zieht die Augenbrauen hoch, nickt aber. Wir folgen ihm ins innere. Jetzt ist im Club noch nicht viel los, erst gegen zehn kommen die meisten. Carlos führt uns in den hinteren Bereich, bis zu seiner Leiter.
"Ab hier weißt du ja Bescheid." Ich nicke und ergreife die erste Stufe. Oben stehen wir vor einer kleinen Tür, die ich, nach mehreren Versuchen-wie immer-aufbekomme. Endlich sind wir da. Ich drehe mich zu Jeremy um, der noch in der Tür steht und irgendwie...ungläubig guckt.
DU LIEST GERADE
A kind of Love
RomanceWenn die beste Freundin sich verknallt sollte man sich für sie freuen, oberstes Gesetz im Beste-Freundinnen-Handbuch! Cat würde sich gerne für Emily freuen, wäre da nicht der Typ in den sie sich verknallt hat: Ryder Blake. Macho, Herzensbrecher und...