Kapitel 31-Holding on and Letting go

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Dad geht es besser, er lag noch eine Woche im Krankenhaus. Jetzt ist er wieder zu Hause. Zuerst war ich froh nicht mehr allein sein zu müssen, aber dann merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Dad redete kaum mit mir, lief nachts im Haus umher und saß manchmal stundenlang am Fenster und starrte hinaus. Einmal sprach ich in darauf an, er schrie, ich solle ihn endlich Mal in Ruhe lassen. Mit Jeremy habe ich nur kurz gschrieben, ich habe sogar eine Freistellung von der Schule bekommen, damit ich mich um Dad kümmern kann. Ryder hat mich nicht zurück gerufen. Jede Nacht liege ich ewig wach und denke darüber nach. Wie falsch alles läuft und wie unfair das ist. Er liebt mich! Sagt er zumindest, aber ich liebe ihn wirklich und so kompliziert habe ich mir meine erste Liebe nicht vorgestellt.

*****

Ich bin etwas eingedöst, als ein lautes Poltern mich weckt. Ich sitze sofort senkrecht im Bett und lausche. Wieder ein lautes Geräusch. Zögernd schalte ich das Licht an und mache mich auf den Weg nach unten. Es ist alles dunkel.

"Hallo?" rufe ich leise. "Dad?" Da geht das Licht an und ich erschrecke mich fast zu Tode. Er steht im Schlafanzug direkt vor mir und sieht aus wie ein Zombie. Die Haare nach alles Seiten abstehend, dunkle Ringe, um ihn herum ein Haufen Scherben einer Bierflasche. Wo hat er die her? Ich habe alle versteckt, denn selbstverständlich darf er nichts trinken. Wir stehen uns gegenüber.

"Was willst du?" knurrt er.

"Ich hab etwas gehört und dachte...Was tust du hier unten?" Ich knie mich nieder und sammele die Scherben auf.

"Lass das!" Ruppig zieht er mich am Arm hoch und hält mich etwas von sich weg. Abschätzig mustert er mich.

"Igitt", faucht er. "Wie du aussiehst. Wie die letzte Nutte." Seine Worte treffen mich mehr als die Ohrfeige. In meinem Gehirn spielt alles verrückt, eine andere Situation drängt sich in mir auf. Heiße Tränen Rollen meine Wangen hinab.

"Was soll das?", meine Stimme überschlägt sich fast. "Ich bin keine zwölf, okay?" Meine Wange brennt, mein Arm schmerzt dort wo er zugepackt hat. Plötzlich wendet Dad sich ab. Ich wische mir über die Wangen und hole zitternd Luft.

"Was soll das?" wiederhole ich flüsternd, kraftlos. "Warum schlägst du mich?"

"Sie hat's auch getan, die Schlampe. Ich bin nicht sie, du schon." Ich erhasche einen Blick auf sein Gesicht und sehe, dass er weint. Schockiert umarme ich ihn von hinten.

"Dad, ich bin nicht...wieso...wieso weinst du?"

"Geh weg. Ich will meine Ruhe."

"Dad, was..."

"Geh jetzt, verdammt nochmal!" Er stößt mich nach hinten, ich stolpere und rutsche in den Scherben aus.

"Weißt du was? Ich gehe, so wie du willst! Kein Wunder das Mum auch gegangen ist! Sie hat's nicht ausgehalten, ich kann mich nämlich an sie erinnern! Du hast mir nie die Wahrheit gesagt, dass Lucy nicht meine echte Mutter ist! Und du..du bist auch nicht mein Dad." Ich springe auf und renne raus. Ich laufe und laufe, die Tränen Rinnen mir übers Gesicht. Eine hämische Stimme flüstert mir zu, dass Flucht keine Lösung ist, eine andere, dass mein eigener Vater mich für eine Schlampe hält und weglaufen das kleinere Übel ist. Ich renne bis zur Bushaltestelle setze mich auf die Bank und schluchze weiter. Da setzt sich jemand neben mich. Ich wische mir mit dem Ärmel übers Gesicht und rücke unauffällig ein Stück weg.

"Cat?" Völlig perplex wirbele ich herum und starre ihn an. Er sieht mein Gesicht und zieht mich in seine Arme. Eine ähnliche Situation hatten wir schon einmal, nur diesmal erzähle ich ihm alles. Irgendwann höre ich auf zu weinen, weil keine Tränen mehr kommen.

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