Kapitel 32-Lügen

171 7 3
                                    

Ich bin wach, Ryder schläft noch. Ich habe im Schlaf den Arm um ihn geschlungen, er hält meine Hand fest. Vorsichtig löse ich mich. Ein Blick auf den Wecker zeigt, dass es erst kurz vor sieben ist. Aber ich muss schließlich zu Em, ohne Ryder. So leise wie möglich schlüpfe ich aus dem Bett und nehme meine Tasche vom Boden. Ein letzter Blick auf den schlafenden Ryder. Seine schwarzen Haare liegen nicht perfekt und seine Miene wirkt auch nicht aufgesetzt oder verteidigend wie manchmal, sondern natürlich. Und das ist der Ryder, in den ich mich verliebt habe. Em hat sich in sein Bad-Boy Image verknallt, zumindest hoffe ich das, denn wenn sie wirklich so liebt, dann...kann ich es nicht tun. Aber gleichzeitig muss ich es machen und das weiß ich. Endlich kann ich mich losreißen und verschwinde. Ein Glück begegne ich niemandem. Auf dem Weg zu Em überlege ich mir tausend Formulierungen, wie ich es ihr am besten sagen könnte, wahrscheinlich werde ich keine davon benutzen. Vor ihrer Haustür atme ich tief ein, sie ist schon wach, seit ich denken kann, steht sie um sieben auf. Jetzt ist es halb acht und meine Gnadenfrist ist engültig vorbei. Ich schreibe ihr eine SMS, dass sie runter kommen soll, um keinen zu wecken. Eine Minute später reißt sie mir die Tür auf. Um die Schultern hat sie ihren Morgenmantel geschlungen, die roten Haare fliegen wild.

"Cat! Was für eine Überraschung, was machst du hier? Komm rein."

"Danke", sage ich und versuche mich zu räuspern, doch mein Hals ist wie zugeschnürt.

"Willst du einen Kakao? Ich habe gestern die neue Vogue bekommen, wir könnten drin Blättern oder hatten wir Hausaufgaben auf, die ich vergessen habe?" Sie plappert ununterbrochen vor sich hin.

"Keine Hausaufgaben. Ich will auch nichts trinken, ich muss mit dir reden."

"Sei nicht so ernst! Komm." Sie zieht mich in ihr Zimmer und wirft sich selbst aufs Bett. Ich bleibe stehen, lehne mich dann aber etwas gegen den Schreibtisch um nicht wie ein Soldat vor seinem Erschießungskommando stehen zu müssen.

"Es ist wirklich wichtig." Em setzt sich auf und sieht mich an.

"Klar, worum geht's?" Ich brauche mehrer Anläufe, bis meine Stimme wieder da ist.

"Um Ryder." Em kneift die Augen zusammen.

"Was ist mit ihm?" fragt sie misstrauisch.

"Ich...ich habe dich angelogen."

"Inwiefern?" Sie verschränkt die Arme vor der Brust und wirkt plötzlich unnahbar.

"Ich hab gesagt, dass ich keine Gefühle für ihn habe. Das...war gelogen." Em schnappt nach Luft.

"Wie bitte?", zischt sie. "Du hast dich in meinen Freund verknallt?!"

"Es tut mir leid, ich wollte ihm wirklich aus dem Weg gehen, ich wollte..."

"Und dabei habe ich alles geplant!" faucht Em dazwischen. Ich stutze.

"Was hast du geplant?"

"Ich wusste das du Ryder gut finden würdest, ich wusste es einfach! Und Ryder dich! Also habe ich dir Jeremy vorgestellt."

"Du hast uns beide verkuppel?"

"Ja, ich konnte nicht zulassen, dass du alles kaputt machst und Jeremy fand dich toll, wie einfach jeder! Jeder mag Cat! Wieso? Weil du hübsch bist und klug und so unglaublich umwerfend. Was ist mit mir? Du hast sie mir alle weggenommen!"

"Was? Ich habe dir nie jemanden weggenommen!"

"Oh doch, eigentlich wollten sie alle dich!"

"Hast du mich deshalb ständig zu irgendwelchen Dates geschickt?" frage ich fassungslos.

"Du hast sie ja nie angenommen dich ich für dich rausgesucht habe, aber Jeremy war perfekt! Aber selbst er ist nicht gut genug für dich was willst du? Mein Glück, du willst Ryder, aber soll ich dir was sagen? Er gehört mir!"

"Em bitte, ich...ich liebe ihn und er...mag mich auch."

"Natürlich", höhnt sie. "Sie lieben sich beide ja so rettungslos, dürfen aber nicht wegen der bösen besten Freundin. Da hast du dein Drama, Cat!"

"Em, ich wollte dich nie verletzen, deshalb habe ich nichts gesagt."

"Ach? Wie lange stehst du denn schon auf ihn? Wie lange stehst du schon auf meinen Freund?"

"Em..."

"Was? Hör mir gut zu, Cathrina! Solange er nicht mit mir Schluss macht, kannst du nicht mit ihm zusammen kommen und er wird nicht Schluss machen weil du ihn nach unserem Gespräch anrufen und ihm sagen wirst, dass du es dir anders überlegt hast. Das du gelogen hast."

"Was? Wieso sollte ich das tun? Was soll der Scheiß Em? Ich werde Ryder nicht anrufen!"

"Oh doch wirst du, sonst wissen es morgen alle." Mir wird schlecht.

"Was wissen alle?"

"Was für eine Störung du hast, seine Mutter zu vergessen ist nicht besonders wundervoll, oder?" Ich schwanke und muss mich abstützen.

"Woher weißt du das?" krächze ich.

"Ich bin an dem Tag nicht weggefahren, ich bin Ryder hinter her und hab euch belauscht. Du hast es mir nie erzählt Cat, warum nicht? Ach ja, du hast es vergessen. Oh, tut mir leid. Wunden Punkt getroffen?" Ihre geheuchelte Besorgnis macht mich unglaublich wütend.

"Wie kannst du das machen? Du bist meine Freundin." Tränen laufen meine Wangen hinunter.

"Ich war es, Cat. Mein ganzes Leben lang stand ich in deinem Schatten, jetzt bin ich dran und werde dir das nehmen was du am meisten willst. Ihn. Ruf ihn an."

"Nein, du kannst mich nicht erpressen."

"Nicht? Wie edel von dir ihn zu beschützen. Aber du wirst ihn früher oder später sowieso verletzten und Jeremy auch. Du bist nämlich nicht perfekt, wie alle immer denken. Du bist nicht gut genug für ihn und hast außerdem einen Schaden! Ruf.ihn.an." Sie steht auf, holt mein Handy aus der Jackentasche und hält es mir unter die Nase.

"Jetzt. Es war alles nur ein Spiel, dass wirst du sagen. Dass du gelogen hast. Dass Jeremy der Richtige ist. Wenn er dir nicht glaubt, erzähle ich alles." Ich starre das Handy an. Ich kann es nicht machen, ich kann Ryder nicht schon wieder verletzten. Anderseits, dass was Em gegen mich in der Hand ist, wiegt schwerer. Zitternd nehme ich das Handy und wähle seine Nummer. Meine Hände verharren über dem grünen Telefon.

"Nun mach schon." Em geht ungeduldig auf und ab. Ich drücke auf das grüne Feld, es wählt. Vielleicht geht er nicht ran, vielleicht ist er noch nicht wach, ich bete, ich bete, dass...

"Hallo?" Seine Stimme klingt etwas verschlafen, aber er ist es. Ich presse die Lippen zusammen und bringe keinen Ton raus.

*****

Heey:) Tut mir leid wegen der langen Pause, hoffe es gefällt euch :*


A kind of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt